Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. XIII. Von der Ernährung ung angeben, weil der Magen z. E. einesHechtes kalt ist, der gleichwohl Fische, Frö- sche und Kröten verdauet. Jedoch geschie- het hier die Verdauung längsamer als in andern Thieren und bey dem Menschen, die einen warmen Magen haben: denn wir haben Hechte viele Stunden, ja Tage ste- hen, nachdem sie gefangen worden, und dennoch finden wir noch Fische und Kröten in ihrem Magen, und die Fische sind öffters zum Theil verdauet, zum Theil noch un- verdauet. Derowegen hielfft die Wärme allerdings die Dauung fördern. Sie brei- tet die Lufft aus, die in den Lufft-Löchern der genossenen Speise ist (§. 133. T. I. Exper.) und erweitert dadurch dieselben, daß die Feuchtigkeit, so im Magen ist, und insonderheit der Magen-Drüsen-Safft desto besser hineindringen und eine innere Bewegung verursachen kan, wodurch die Trennung der mit einander vermischten Theilgen in den Speisen geschiehet. Daß weiter keine Ursache vorhanden sey, als die wir angeführet, welche zur Verdauung der Speise etwas beytragen könnte, ist daher zuermessen, weil wir im Magen nichts mehr finden als den Magen-Drüsen-Safft die Wärme und die Bewegung, dazu er durch seinen Baue aufgelegt ist und die er durch die Bewegung des Zwergfelles erhält. §. 412.
Cap. XIII. Von der Ernaͤhrung ung angeben, weil der Magen z. E. einesHechtes kalt iſt, der gleichwohl Fiſche, Froͤ- ſche und Kroͤten verdauet. Jedoch geſchie- het hier die Verdauung laͤngſamer als in andern Thieren und bey dem Menſchen, die einen warmen Magen haben: denn wir haben Hechte viele Stunden, ja Tage ſte- hen, nachdem ſie gefangen worden, und dennoch finden wir noch Fiſche und Kroͤten in ihrem Magen, und die Fiſche ſind oͤffters zum Theil verdauet, zum Theil noch un- verdauet. Derowegen hielfft die Waͤrme allerdings die Dauung foͤrdern. Sie brei- tet die Lufft aus, die in den Lufft-Loͤchern der genoſſenen Speiſe iſt (§. 133. T. I. Exper.) und erweitert dadurch dieſelben, daß die Feuchtigkeit, ſo im Magen iſt, und inſonderheit der Magen-Druͤſen-Safft deſto beſſer hineindringen und eine innere Bewegung verurſachen kan, wodurch die Trennung der mit einander vermiſchten Theilgen in den Speiſen geſchiehet. Daß weiter keine Urſache vorhanden ſey, als die wir angefuͤhret, welche zur Verdauung der Speiſe etwas beytragen koͤnnte, iſt daher zuermeſſen, weil wir im Magen nichts mehr finden als den Magen-Druͤſen-Safft die Waͤrme und die Bewegung, dazu er durch ſeinen Baue aufgelegt iſt und die er durch die Bewegung des Zwergfelles erhaͤlt. §. 412.
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Cap. XIII. Von der Ernaͤhrung
ung angeben, weil der Magen z. E. eines
Hechtes kalt iſt, der gleichwohl Fiſche, Froͤ-
ſche und Kroͤten verdauet. Jedoch geſchie-
het hier die Verdauung laͤngſamer als in
andern Thieren und bey dem Menſchen,
die einen warmen Magen haben: denn wir
haben Hechte viele Stunden, ja Tage ſte-
hen, nachdem ſie gefangen worden, und
dennoch finden wir noch Fiſche und Kroͤten
in ihrem Magen, und die Fiſche ſind oͤffters
zum Theil verdauet, zum Theil noch un-
verdauet. Derowegen hielfft die Waͤrme
allerdings die Dauung foͤrdern. Sie brei-
tet die Lufft aus, die in den Lufft-Loͤchern
der genoſſenen Speiſe iſt (§. 133. T. I.
Exper.) und erweitert dadurch dieſelben,
daß die Feuchtigkeit, ſo im Magen iſt, und
inſonderheit der Magen-Druͤſen-Safft
deſto beſſer hineindringen und eine innere
Bewegung verurſachen kan, wodurch die
Trennung der mit einander vermiſchten
Theilgen in den Speiſen geſchiehet. Daß
weiter keine Urſache vorhanden ſey, als die
wir angefuͤhret, welche zur Verdauung der
Speiſe etwas beytragen koͤnnte, iſt daher
zuermeſſen, weil wir im Magen nichts mehr
finden als den Magen-Druͤſen-Safft die
Waͤrme und die Bewegung, dazu er durch
ſeinen Baue aufgelegt iſt und die er durch
die Bewegung des Zwergfelles erhaͤlt.
§. 412.
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