Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Erzeugung der Pflantzen.
muß man nicht allein davor sorgen, daß ihrewohl
wachsen
sollen.

Structur keinen Schaden nimmet; son-
dern auch daß sie an nöthiger Nahrung, die
zu einem tüchtigen Nahrungs-Saffte er-
fordert wird (§. 395.), keinen Mangel lei-
det, und insonderheit Wärme genung hat,
weil ohne sie der Nahrungs-Safft nicht zu-
bereitet werden mag (§. 399), noch auch sich
herumb bewegen kan (§. 400.): ja sie muß
einen freyen Zufluß von reiner Lufft haben,
daß sie wohl ausdämpffen oder transpiriren
kan (§. 394). Und hieraus erhellet zugleich,
was dazu erfordert wird, wenn man den
Wachsthum der Pflantzen beschleunigen
wil.

§. 406.

Ordentlicher Weise werden dieWie die
Pflantzen
fort ge-
pflantzet
werden.

Pflantzen aus Saamen erzeuget: denn der
Saame hält nicht allein ein Pfläntzlein im
kleinen in sich, sondern auch zugleich die er-
ste Nahrung (§. 399). Und demnach ist kein
Wunder, daß aus dem Saamen eine
Pflantze erwächset. Uberall wo ein Blatt
an der Pflantze stehet, stecket auch ein Auge,
welches so wohl Wurtzeln treiben, als aus-
schlagen kan (§. 402). Und daher ist es kein
Wunder, wenn man auch durch Absencken
Gewächse fortpflantzet. Eine jede Wur-
tzel hält überall, wo Gelencke zu sehen, gleich-
fals Augen in sich, die so wohl Wurtzeln
schlagen, als ausschlagen können (§. 402.).
Und daher ist es kein Wunder, wenn man

auch

Erzeugung der Pflantzen.
muß man nicht allein davor ſorgen, daß ihrewohl
wachſen
ſollen.

Structur keinen Schaden nimmet; ſon-
dern auch daß ſie an noͤthiger Nahrung, die
zu einem tuͤchtigen Nahrungs-Saffte er-
fordert wird (§. 395.), keinen Mangel lei-
det, und inſonderheit Waͤrme genung hat,
weil ohne ſie der Nahrungs-Safft nicht zu-
bereitet werden mag (§. 399), noch auch ſich
herumb bewegen kan (§. 400.): ja ſie muß
einen freyen Zufluß von reiner Lufft haben,
daß ſie wohl ausdaͤmpffen oder tranſpiriren
kan (§. 394). Und hieraus erhellet zugleich,
was dazu erfordert wird, wenn man den
Wachsthum der Pflantzen beſchleunigen
wil.

§. 406.

Ordentlicher Weiſe werden dieWie die
Pflantzen
fort ge-
pflantzet
werden.

Pflantzen aus Saamen erzeuget: denn der
Saame haͤlt nicht allein ein Pflaͤntzlein im
kleinen in ſich, ſondern auch zugleich die er-
ſte Nahrung (§. 399). Und demnach iſt kein
Wunder, daß aus dem Saamen eine
Pflantze erwaͤchſet. Uberall wo ein Blatt
an der Pflantze ſtehet, ſtecket auch ein Auge,
welches ſo wohl Wurtzeln treiben, als aus-
ſchlagen kan (§. 402). Und daher iſt es kein
Wunder, wenn man auch durch Abſencken
Gewaͤchſe fortpflantzet. Eine jede Wur-
tzel haͤlt uͤberall, wo Gelencke zu ſehen, gleich-
fals Augen in ſich, die ſo wohl Wurtzeln
ſchlagen, als ausſchlagen koͤnnen (§. 402.).
Und daher iſt es kein Wunder, wenn man

auch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0675" n="639"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Erzeugung der Pflantzen.</hi></fw><lb/>
muß man nicht allein davor &#x017F;orgen, daß ihre<note place="right">wohl<lb/>
wach&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ollen.</note><lb/>
Structur keinen Schaden nimmet; &#x017F;on-<lb/>
dern auch daß &#x017F;ie an no&#x0364;thiger Nahrung, die<lb/>
zu einem tu&#x0364;chtigen Nahrungs-Saffte er-<lb/>
fordert wird (§. 395.), keinen Mangel lei-<lb/>
det, und in&#x017F;onderheit Wa&#x0364;rme genung hat,<lb/>
weil ohne &#x017F;ie der Nahrungs-Safft nicht zu-<lb/>
bereitet werden mag (§. 399), noch auch &#x017F;ich<lb/>
herumb bewegen kan (§. 400.): ja &#x017F;ie muß<lb/>
einen freyen Zufluß von reiner Lufft haben,<lb/>
daß &#x017F;ie wohl ausda&#x0364;mpffen oder tran&#x017F;piriren<lb/>
kan (§. 394). Und hieraus erhellet zugleich,<lb/>
was dazu erfordert wird, wenn man den<lb/>
Wachsthum der Pflantzen be&#x017F;chleunigen<lb/>
wil.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 406.</head>
              <p>Ordentlicher Wei&#x017F;e werden die<note place="right">Wie die<lb/>
Pflantzen<lb/>
fort ge-<lb/>
pflantzet<lb/>
werden.</note><lb/>
Pflantzen aus Saamen erzeuget: denn der<lb/>
Saame ha&#x0364;lt nicht allein ein Pfla&#x0364;ntzlein im<lb/>
kleinen in &#x017F;ich, &#x017F;ondern auch zugleich die er-<lb/>
&#x017F;te Nahrung (§. 399). Und demnach i&#x017F;t kein<lb/>
Wunder, daß aus dem Saamen eine<lb/>
Pflantze erwa&#x0364;ch&#x017F;et. Uberall wo ein Blatt<lb/>
an der Pflantze &#x017F;tehet, &#x017F;tecket auch ein Auge,<lb/>
welches &#x017F;o wohl Wurtzeln treiben, als aus-<lb/>
&#x017F;chlagen kan (§. 402). Und daher i&#x017F;t es kein<lb/>
Wunder, wenn man auch durch Ab&#x017F;encken<lb/>
Gewa&#x0364;ch&#x017F;e fortpflantzet. Eine jede Wur-<lb/>
tzel ha&#x0364;lt u&#x0364;berall, wo Gelencke zu &#x017F;ehen, gleich-<lb/>
fals Augen in &#x017F;ich, die &#x017F;o wohl Wurtzeln<lb/>
&#x017F;chlagen, als aus&#x017F;chlagen ko&#x0364;nnen (§. 402.).<lb/>
Und daher i&#x017F;t es kein Wunder, wenn man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auch</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[639/0675] Erzeugung der Pflantzen. muß man nicht allein davor ſorgen, daß ihre Structur keinen Schaden nimmet; ſon- dern auch daß ſie an noͤthiger Nahrung, die zu einem tuͤchtigen Nahrungs-Saffte er- fordert wird (§. 395.), keinen Mangel lei- det, und inſonderheit Waͤrme genung hat, weil ohne ſie der Nahrungs-Safft nicht zu- bereitet werden mag (§. 399), noch auch ſich herumb bewegen kan (§. 400.): ja ſie muß einen freyen Zufluß von reiner Lufft haben, daß ſie wohl ausdaͤmpffen oder tranſpiriren kan (§. 394). Und hieraus erhellet zugleich, was dazu erfordert wird, wenn man den Wachsthum der Pflantzen beſchleunigen wil. wohl wachſen ſollen. §. 406. Ordentlicher Weiſe werden die Pflantzen aus Saamen erzeuget: denn der Saame haͤlt nicht allein ein Pflaͤntzlein im kleinen in ſich, ſondern auch zugleich die er- ſte Nahrung (§. 399). Und demnach iſt kein Wunder, daß aus dem Saamen eine Pflantze erwaͤchſet. Uberall wo ein Blatt an der Pflantze ſtehet, ſtecket auch ein Auge, welches ſo wohl Wurtzeln treiben, als aus- ſchlagen kan (§. 402). Und daher iſt es kein Wunder, wenn man auch durch Abſencken Gewaͤchſe fortpflantzet. Eine jede Wur- tzel haͤlt uͤberall, wo Gelencke zu ſehen, gleich- fals Augen in ſich, die ſo wohl Wurtzeln ſchlagen, als ausſchlagen koͤnnen (§. 402.). Und daher iſt es kein Wunder, wenn man auch Wie die Pflantzen fort ge- pflantzet werden.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/675
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 639. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/675>, abgerufen am 22.11.2024.