gen müsse erlitten haben, davon keine Nach- richten vorhanden.
§. 365.
Wir wollen jetzt nicht den Un-Beschaf- fenheit der Ber- ge. terscheid des festen Landes auf dem Erdbo den in Betrachtung ziehen, als welches uns zu weit von unserem Vorhaben abführen würde. Nur mercken wir an, daß die Er- de nicht überall eben ist, sondern an vielen Orten hohe und lange Gebürge angetroffen werden. Wenn wir wissen wollen, ob die Berge schon bey dem ersten Ursprunge der Erde so gewesen, wie wir sie heute zu Tage antreffen, oder nicht; so müssen wir auf ih- re Beschaffenheit acht geben. Es ist wohl wahr, daß es einige daher behaupten, weil wir sie nützlich befinden, als insonderheit wegen der Qvellen, die den Flüssen das Wasser geben (§. 340): allein dieses ist nicht genung und kan wieder die Erfahrung nicht angeführet werden, wenn sie uns des Ge- gentheils versichert. Zudem ist ja auch nicht nöthig, daß die Berge, die wir haben, beständig gewesen. Es können andere vor diesem gewesen und vergangen; andere hingegen in deren Stelle kommen seyn. Es veranlasset mich zu diesen Gedancken nicht allein, was Herr Swedenborg(a) erzehlet, daß man in Schweden auf den höchsten
Ge-
(a)in praef. ad Prodrom. Prineip. rerum na- turalium.
die in der Erde befindlich.
gen muͤſſe erlitten haben, davon keine Nach- richten vorhanden.
§. 365.
Wir wollen jetzt nicht den Un-Beſchaf- fenheit der Ber- ge. terſcheid des feſten Landes auf dem Erdbo den in Betrachtung ziehen, als welches uns zu weit von unſerem Vorhaben abfuͤhren wuͤrde. Nur mercken wir an, daß die Er- de nicht uͤberall eben iſt, ſondern an vielen Orten hohe und lange Gebuͤrge angetroffen werden. Wenn wir wiſſen wollen, ob die Berge ſchon bey dem erſten Urſprunge der Erde ſo geweſen, wie wir ſie heute zu Tage antreffen, oder nicht; ſo muͤſſen wir auf ih- re Beſchaffenheit acht geben. Es iſt wohl wahr, daß es einige daher behaupten, weil wir ſie nuͤtzlich befinden, als inſonderheit wegen der Qvellen, die den Fluͤſſen das Waſſer geben (§. 340): allein dieſes iſt nicht genung und kan wieder die Erfahrung nicht angefuͤhret werden, wenn ſie uns des Ge- gentheils verſichert. Zudem iſt ja auch nicht noͤthig, daß die Berge, die wir haben, beſtaͤndig geweſen. Es koͤnnen andere vor dieſem geweſen und vergangen; andere hingegen in deren Stelle kommen ſeyn. Es veranlaſſet mich zu dieſen Gedancken nicht allein, was Herr Swedenborg(a) erzehlet, daß man in Schweden auf den hoͤchſten
Ge-
(a)in præf. ad Prodrom. Prineip. rerum na- turalium.
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die in der Erde befindlich.
gen muͤſſe erlitten haben, davon keine Nach-
richten vorhanden.
§. 365. Wir wollen jetzt nicht den Un-
terſcheid des feſten Landes auf dem Erdbo
den in Betrachtung ziehen, als welches uns
zu weit von unſerem Vorhaben abfuͤhren
wuͤrde. Nur mercken wir an, daß die Er-
de nicht uͤberall eben iſt, ſondern an vielen
Orten hohe und lange Gebuͤrge angetroffen
werden. Wenn wir wiſſen wollen, ob die
Berge ſchon bey dem erſten Urſprunge der
Erde ſo geweſen, wie wir ſie heute zu Tage
antreffen, oder nicht; ſo muͤſſen wir auf ih-
re Beſchaffenheit acht geben. Es iſt wohl
wahr, daß es einige daher behaupten, weil
wir ſie nuͤtzlich befinden, als inſonderheit
wegen der Qvellen, die den Fluͤſſen das
Waſſer geben (§. 340): allein dieſes iſt nicht
genung und kan wieder die Erfahrung nicht
angefuͤhret werden, wenn ſie uns des Ge-
gentheils verſichert. Zudem iſt ja auch
nicht noͤthig, daß die Berge, die wir haben,
beſtaͤndig geweſen. Es koͤnnen andere vor
dieſem geweſen und vergangen; andere
hingegen in deren Stelle kommen ſeyn. Es
veranlaſſet mich zu dieſen Gedancken nicht
allein, was Herr Swedenborg (a) erzehlet,
daß man in Schweden auf den hoͤchſten
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Beſchaf-
fenheit
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ge.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/591>, abgerufen am 22.11.2024.
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