Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. IX. Von dem Wasser in seinem Vaterlande angemercket (b).Da nun die Flüsse süsses Wasser hinein giessen und die Erde es nicht saltzig machen kan; so nimmet man insgemein an, daß die See das Saltz von dem ersten Ursprun- ge an bey sich hat. Denn unerachtet zu- gleich eine so grosse Menge füsses Wasser hinein kommet, so thut doch dieses dem Saltze keinen Abbruch, weil an der gantzen See zusammen, einmahl in das andere ge- rechnet, täglich so viel Wasser wieder aus- dunstet als die Flüsse hinein bringen (§. 343.). Die Dünste aber nehmen kein Saltz mit sich; sondern lassen es zurücke. Denn es ist ja bekandt, daß wir in den Saltz-Qvellen das Saltz von dem Wasser absondern, indem wir es ausdunsten las- sen. Allein es hat doch auch dabey nicht geringe Schwierigkeiten. Wir haben vor- hin vernommen, daß das Wasser aus dem Ponto Euxino beständig fort fleußt und an dessen Stelle von den Flüssen süsses Wasser in grosser Menge hinein gebracht wird. Das Wasser ist auch oben saltzig und demnach muß dasselbe von dem saltzi- gen Saltz bekommen, woferne auf keine an- dere Weise Saltz hinein kommet, als daß es von Anbeginn der Erde darinnen gewe- sen. Derowegen ist man auf die Gedan- cken (b) In praefat. ad Prodrom. Princ. rer. nat.
Cap. IX. Von dem Waſſer in ſeinem Vaterlande angemercket (b).Da nun die Fluͤſſe ſuͤſſes Waſſer hinein gieſſen und die Erde es nicht ſaltzig machen kan; ſo nimmet man insgemein an, daß die See das Saltz von dem erſten Urſprun- ge an bey ſich hat. Denn unerachtet zu- gleich eine ſo groſſe Menge fuͤſſes Waſſer hinein kommet, ſo thut doch dieſes dem Saltze keinen Abbruch, weil an der gantzen See zuſammen, einmahl in das andere ge- rechnet, taͤglich ſo viel Waſſer wieder aus- dunſtet als die Fluͤſſe hinein bringen (§. 343.). Die Duͤnſte aber nehmen kein Saltz mit ſich; ſondern laſſen es zuruͤcke. Denn es iſt ja bekandt, daß wir in den Saltz-Qvellen das Saltz von dem Waſſer abſondern, indem wir es ausdunſten laſ- ſen. Allein es hat doch auch dabey nicht geringe Schwierigkeiten. Wir haben vor- hin vernommen, daß das Waſſer aus dem Ponto Euxino beſtaͤndig fort fleußt und an deſſen Stelle von den Fluͤſſen ſuͤſſes Waſſer in groſſer Menge hinein gebracht wird. Das Waſſer iſt auch oben ſaltzig und demnach muß daſſelbe von dem ſaltzi- gen Saltz bekommen, woferne auf keine an- dere Weiſe Saltz hinein kommet, als daß es von Anbeginn der Erde darinnen gewe- ſen. Derowegen iſt man auf die Gedan- cken (b) In præfat. ad Prodrom. Princ. rer. nat.
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Cap. IX. Von dem Waſſer
in ſeinem Vaterlande angemercket (b).
Da nun die Fluͤſſe ſuͤſſes Waſſer hinein
gieſſen und die Erde es nicht ſaltzig machen
kan; ſo nimmet man insgemein an, daß
die See das Saltz von dem erſten Urſprun-
ge an bey ſich hat. Denn unerachtet zu-
gleich eine ſo groſſe Menge fuͤſſes Waſſer
hinein kommet, ſo thut doch dieſes dem
Saltze keinen Abbruch, weil an der gantzen
See zuſammen, einmahl in das andere ge-
rechnet, taͤglich ſo viel Waſſer wieder aus-
dunſtet als die Fluͤſſe hinein bringen (§.
343.). Die Duͤnſte aber nehmen kein
Saltz mit ſich; ſondern laſſen es zuruͤcke.
Denn es iſt ja bekandt, daß wir in den
Saltz-Qvellen das Saltz von dem Waſſer
abſondern, indem wir es ausdunſten laſ-
ſen. Allein es hat doch auch dabey nicht
geringe Schwierigkeiten. Wir haben vor-
hin vernommen, daß das Waſſer aus dem
Ponto Euxino beſtaͤndig fort fleußt und
an deſſen Stelle von den Fluͤſſen ſuͤſſes
Waſſer in groſſer Menge hinein gebracht
wird. Das Waſſer iſt auch oben ſaltzig
und demnach muß daſſelbe von dem ſaltzi-
gen Saltz bekommen, woferne auf keine an-
dere Weiſe Saltz hinein kommet, als daß
es von Anbeginn der Erde darinnen gewe-
ſen. Derowegen iſt man auf die Gedan-
cken
(b) In præfat. ad Prodrom. Princ. rer. nat.
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