es stille stehet, faul und stinckend wird, und was dergleichen mehr ist.
§. 340.
Das Wasser hat seinen Ur-Woher das Was- ser kom- met. sprung von den Quellen und aus diesen em- pfahen es die Flüsse, die dadurch grösser werden, daß viele kleinere zusammen flies- sen. Endlich die Flüsse führen das Wasser in die See. Wenn es starck regnet, oder auch im Frühlinge oder gegen denselben das Thau-Wetter einfället und der Schnee, sonderlich auf den Gebürgen schmeltzet; lauffen die Flüsse starck an, daß sie öffters aus ihrem Uffer aus treten und die anlie- genden Ländereyen überschwemmen. De- rowegen ist klar, daß die Flüsse durch den Regen ihren Anwachs haben. Und daher sehen wir auch im Gegentheile, daß die Flüße sehr verseigen, ja unterweilen gantz austrocknen, wenn man lange Zeit keinen Regen, oder wenigstens keinen starcken Regen hat. Jedoch da das Regen- und Schnee-Wasser keinen Nachsatz hat, wenn es verlauffen; so kan auch das grosse Was- ser in den Flüssen, so davon kommet, nicht lange anhalten. Wenn aber die Quellen zu einer Zeit stärcker fliessen, als zu der an- dern, so bleibt das Wasser in den Flüssen beständiger bey einer Höhe.
§. 341.
Weil das Regen- und Schnee-Wenn das Was- ser in Flüssen Wasser von den Bergen herab rinnet und durch hohle Wege fleußt, ehe es in dem
Fluß
auf dem Erdboden.
es ſtille ſtehet, faul und ſtinckend wird, und was dergleichen mehr iſt.
§. 340.
Das Waſſer hat ſeinen Ur-Woher das Waſ- ſer kom- met. ſprung von den Quellen und aus dieſen em- pfahen es die Fluͤſſe, die dadurch groͤſſer werden, daß viele kleinere zuſammen flieſ- ſen. Endlich die Fluͤſſe fuͤhren das Waſſer in die See. Wenn es ſtarck regnet, oder auch im Fruͤhlinge oder gegen denſelben das Thau-Wetter einfaͤllet und der Schnee, ſonderlich auf den Gebuͤrgen ſchmeltzet; lauffen die Fluͤſſe ſtarck an, daß ſie oͤffters aus ihrem Uffer aus treten und die anlie- genden Laͤndereyen uͤberſchwemmen. De- rowegen iſt klar, daß die Fluͤſſe durch den Regen ihren Anwachs haben. Und daher ſehen wir auch im Gegentheile, daß die Fluͤße ſehr verſeigen, ja unterweilen gantz austrocknen, wenn man lange Zeit keinen Regen, oder wenigſtens keinen ſtarcken Regen hat. Jedoch da das Regen- und Schnee-Waſſer keinen Nachſatz hat, wenn es verlauffen; ſo kan auch das groſſe Waſ- ſer in den Fluͤſſen, ſo davon kommet, nicht lange anhalten. Wenn aber die Quellen zu einer Zeit ſtaͤrcker flieſſen, als zu der an- dern, ſo bleibt das Waſſer in den Fluͤſſen beſtaͤndiger bey einer Hoͤhe.
§. 341.
Weil das Regen- und Schnee-Wenn das Waſ- ſer in Fluͤſſen Waſſer von den Bergen herab rinnet und durch hohle Wege fleußt, ehe es in dem
Fluß
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auf dem Erdboden.
es ſtille ſtehet, faul und ſtinckend wird, und
was dergleichen mehr iſt.
§. 340. Das Waſſer hat ſeinen Ur-
ſprung von den Quellen und aus dieſen em-
pfahen es die Fluͤſſe, die dadurch groͤſſer
werden, daß viele kleinere zuſammen flieſ-
ſen. Endlich die Fluͤſſe fuͤhren das Waſſer
in die See. Wenn es ſtarck regnet, oder
auch im Fruͤhlinge oder gegen denſelben das
Thau-Wetter einfaͤllet und der Schnee,
ſonderlich auf den Gebuͤrgen ſchmeltzet;
lauffen die Fluͤſſe ſtarck an, daß ſie oͤffters
aus ihrem Uffer aus treten und die anlie-
genden Laͤndereyen uͤberſchwemmen. De-
rowegen iſt klar, daß die Fluͤſſe durch den
Regen ihren Anwachs haben. Und daher
ſehen wir auch im Gegentheile, daß die
Fluͤße ſehr verſeigen, ja unterweilen gantz
austrocknen, wenn man lange Zeit keinen
Regen, oder wenigſtens keinen ſtarcken
Regen hat. Jedoch da das Regen- und
Schnee-Waſſer keinen Nachſatz hat, wenn
es verlauffen; ſo kan auch das groſſe Waſ-
ſer in den Fluͤſſen, ſo davon kommet, nicht
lange anhalten. Wenn aber die Quellen
zu einer Zeit ſtaͤrcker flieſſen, als zu der an-
dern, ſo bleibt das Waſſer in den Fluͤſſen
beſtaͤndiger bey einer Hoͤhe.
Woher
das Waſ-
ſer kom-
met.
§. 341. Weil das Regen- und Schnee-
Waſſer von den Bergen herab rinnet und
durch hohle Wege fleußt, ehe es in dem
Fluß
Wenn
das Waſ-
ſer in
Fluͤſſen
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/527>, abgerufen am 22.11.2024.
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