Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. VIII. Von dem Blitze
setzet, die mit ihrer ausdehnenden Krafft sich
durch einen grössern Raum auszubreiten
gesucht. Woraus man ersiehet, daß die
Krafft der Lufft stärcker muß gewesen seyn
als der Wiederstand, den sie bey Thüren
und Fenstern gefunden. Denn sonst wäre
es bey einer blossen Erschütterung geblieben.
Wenn umbständlicher wäre angemercket
worden, wie die Thüren in Ansehung des
Laboratorii wären eingehänget gewesen,
auch was es sonst für eine Beschaffenheit
mit ihnen gehabt; so würde man alles ge-
nauer erklären und völliger begreiffen kön-
nen, wie die Lufft durch ihre ausdehnende
Krafft dergleichen anrichten können. Al-
lein in Ermangelung genungsamer Umstän-
de müssen wir es dabey bewenden lassen,
und ist uns genung, daß wir hier augen-
scheinlich sehen, wie eine kleine schweefelich-
te Flamme die Lufft so starck machen kan, daß
sie in einem Augenblicke solche Dinge ver-
richten mag, dieman nicht anders als mit
der grösten Gewalt ausrichten könnte. Da
wir bey dem Gewitter auch nichts weiter
antreffen, als eine schweefelichte Flamme,
die sehr helle mit sehr grossem Krachen durch
die Lufft fähret; so dienet dieser sonderbah-
re Zufall in so weit zur Erläuterung des
Wetters, so einschläget, als wir daraus ge-
wis sind, daß die Lufft durch die Entzün-
dung einer schweefelichten Materie, davon

die

Cap. VIII. Von dem Blitze
ſetzet, die mit ihrer ausdehnenden Krafft ſich
durch einen groͤſſern Raum auszubreiten
geſucht. Woraus man erſiehet, daß die
Krafft der Lufft ſtaͤrcker muß geweſen ſeyn
als der Wiederſtand, den ſie bey Thuͤren
und Fenſtern gefunden. Denn ſonſt waͤre
es bey einer bloſſen Erſchuͤtterung geblieben.
Wenn umbſtaͤndlicher waͤre angemercket
worden, wie die Thuͤren in Anſehung des
Laboratorii waͤren eingehaͤnget geweſen,
auch was es ſonſt fuͤr eine Beſchaffenheit
mit ihnen gehabt; ſo wuͤrde man alles ge-
nauer erklaͤren und voͤlliger begreiffen koͤn-
nen, wie die Lufft durch ihre ausdehnende
Krafft dergleichen anrichten koͤnnen. Al-
lein in Ermangelung genungſamer Umſtaͤn-
de muͤſſen wir es dabey bewenden laſſen,
und iſt uns genung, daß wir hier augen-
ſcheinlich ſehen, wie eine kleine ſchweefelich-
te Flam̃e die Lufft ſo ſtarck machen kan, daß
ſie in einem Augenblicke ſolche Dinge ver-
richten mag, dieman nicht anders als mit
der groͤſten Gewalt ausrichten koͤnnte. Da
wir bey dem Gewitter auch nichts weiter
antreffen, als eine ſchweefelichte Flamme,
die ſehr helle mit ſehr groſſem Krachen durch
die Lufft faͤhret; ſo dienet dieſer ſonderbah-
re Zufall in ſo weit zur Erlaͤuterung des
Wetters, ſo einſchlaͤget, als wir daraus ge-
wis ſind, daß die Lufft durch die Entzuͤn-
dung einer ſchweefelichten Materie, davon

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0484" n="448"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. VIII.</hi> Von dem Blitze</hi></fw><lb/>
&#x017F;etzet, die mit ihrer ausdehnenden Krafft &#x017F;ich<lb/>
durch einen gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Raum auszubreiten<lb/>
ge&#x017F;ucht. Woraus man er&#x017F;iehet, daß die<lb/>
Krafft der Lufft &#x017F;ta&#x0364;rcker muß gewe&#x017F;en &#x017F;eyn<lb/>
als der Wieder&#x017F;tand, den &#x017F;ie bey Thu&#x0364;ren<lb/>
und Fen&#x017F;tern gefunden. Denn &#x017F;on&#x017F;t wa&#x0364;re<lb/>
es bey einer blo&#x017F;&#x017F;en Er&#x017F;chu&#x0364;tterung geblieben.<lb/>
Wenn umb&#x017F;ta&#x0364;ndlicher wa&#x0364;re angemercket<lb/>
worden, wie die Thu&#x0364;ren in An&#x017F;ehung des<lb/><hi rendition="#aq">Laboratorii</hi> wa&#x0364;ren eingeha&#x0364;nget gewe&#x017F;en,<lb/>
auch was es &#x017F;on&#x017F;t fu&#x0364;r eine Be&#x017F;chaffenheit<lb/>
mit ihnen gehabt; &#x017F;o wu&#x0364;rde man alles ge-<lb/>
nauer erkla&#x0364;ren und vo&#x0364;lliger begreiffen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, wie die Lufft durch ihre ausdehnende<lb/>
Krafft dergleichen anrichten ko&#x0364;nnen. Al-<lb/>
lein in Ermangelung genung&#x017F;amer Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
de mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir es dabey bewenden la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
und i&#x017F;t uns genung, daß wir hier augen-<lb/>
&#x017F;cheinlich &#x017F;ehen, wie eine kleine &#x017F;chweefelich-<lb/>
te Flam&#x0303;e die Lufft &#x017F;o &#x017F;tarck machen kan, daß<lb/>
&#x017F;ie in einem Augenblicke &#x017F;olche Dinge ver-<lb/>
richten mag, dieman nicht anders als mit<lb/>
der gro&#x0364;&#x017F;ten Gewalt ausrichten ko&#x0364;nnte. Da<lb/>
wir bey dem Gewitter auch nichts weiter<lb/>
antreffen, als eine &#x017F;chweefelichte Flamme,<lb/>
die &#x017F;ehr helle mit &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;em Krachen durch<lb/>
die Lufft fa&#x0364;hret; &#x017F;o dienet die&#x017F;er &#x017F;onderbah-<lb/>
re Zufall in &#x017F;o weit zur Erla&#x0364;uterung des<lb/>
Wetters, &#x017F;o ein&#x017F;chla&#x0364;get, als wir daraus ge-<lb/>
wis &#x017F;ind, daß die Lufft durch die Entzu&#x0364;n-<lb/>
dung einer &#x017F;chweefelichten Materie, davon<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[448/0484] Cap. VIII. Von dem Blitze ſetzet, die mit ihrer ausdehnenden Krafft ſich durch einen groͤſſern Raum auszubreiten geſucht. Woraus man erſiehet, daß die Krafft der Lufft ſtaͤrcker muß geweſen ſeyn als der Wiederſtand, den ſie bey Thuͤren und Fenſtern gefunden. Denn ſonſt waͤre es bey einer bloſſen Erſchuͤtterung geblieben. Wenn umbſtaͤndlicher waͤre angemercket worden, wie die Thuͤren in Anſehung des Laboratorii waͤren eingehaͤnget geweſen, auch was es ſonſt fuͤr eine Beſchaffenheit mit ihnen gehabt; ſo wuͤrde man alles ge- nauer erklaͤren und voͤlliger begreiffen koͤn- nen, wie die Lufft durch ihre ausdehnende Krafft dergleichen anrichten koͤnnen. Al- lein in Ermangelung genungſamer Umſtaͤn- de muͤſſen wir es dabey bewenden laſſen, und iſt uns genung, daß wir hier augen- ſcheinlich ſehen, wie eine kleine ſchweefelich- te Flam̃e die Lufft ſo ſtarck machen kan, daß ſie in einem Augenblicke ſolche Dinge ver- richten mag, dieman nicht anders als mit der groͤſten Gewalt ausrichten koͤnnte. Da wir bey dem Gewitter auch nichts weiter antreffen, als eine ſchweefelichte Flamme, die ſehr helle mit ſehr groſſem Krachen durch die Lufft faͤhret; ſo dienet dieſer ſonderbah- re Zufall in ſo weit zur Erlaͤuterung des Wetters, ſo einſchlaͤget, als wir daraus ge- wis ſind, daß die Lufft durch die Entzuͤn- dung einer ſchweefelichten Materie, davon die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/484
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 448. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/484>, abgerufen am 24.05.2024.