KL erreichte. Seine Höhe von den Horizont an war 30 Grad und es gläntzte so helle, daß man es auch noch bey dem Aufgange der Sonne, als die Neben-Monden schon weg waren, gantz eigentlich sehen konnte.
Wie Ne- ben- Monden und Ne- ben- Sonnen entstehen.
§. 313.
Die grosse Aehnlichkeit, welche sich zwischen den Neben Monden und Ne- ben-Sonnen findet, zeiget gantz deutlich daß beyde einerley Ursache haben. Derowe- gen, was ich von den Neben-Sonnen sa- gen werde, kan man auch auf die Ne- ben Monden deuten. Hugenius hat in dem oben (§. 307) angeführten Büchlein die Ursache der Neben-Sonnen und mit darbey erscheinenden Circuln glücklich ent- decket, indem er gefunden, daß die Neben- Sonnen mit den grossen weiten Circuln, die durch die Sonne gehen (§. 310), von cylin- drischem oder Säulenförmigem Hagel ent- stehen. Denn wenn ein Hoff dabey gese- hen wird, so hat er seine besondere Ursache vor sich. Es ist wohl wahr, daß die Sa- che ohne optische Beweise, die in der Geo- metrie gegründet sind, sich nicht ausführlich erklären lässet: allein wir wollen uns doch bemühen soviel nach unserer Art davon bey- zubringen, als man ohne die Mathematick verstehen kan. Für allen Dingen müssen wir mercken, daß der cylindrische oder säu- lenförmige Hagel nichts erdichtetes ist; sondern die Natur würcklich dergleichen
her-
Cap. VII. Von dem Regenbogen,
KL erreichte. Seine Hoͤhe von den Horizont an war 30 Grad und es glaͤntzte ſo helle, daß man es auch noch bey dem Aufgange der Sonne, als die Neben-Monden ſchon weg waren, gantz eigentlich ſehen konnte.
Wie Ne- ben- Monden und Ne- ben- Sonnen entſtehen.
§. 313.
Die groſſe Aehnlichkeit, welche ſich zwiſchen den Neben Monden und Ne- ben-Sonnen findet, zeiget gantz deutlich daß beyde einerley Urſache haben. Derowe- gen, was ich von den Neben-Sonnen ſa- gen werde, kan man auch auf die Ne- ben Monden deuten. Hugenius hat in dem oben (§. 307) angefuͤhrten Buͤchlein die Urſache der Neben-Sonnen und mit darbey erſcheinenden Circuln gluͤcklich ent- decket, indem er gefunden, daß die Neben- Sonnen mit den groſſen weiten Circuln, die durch die Sonne gehen (§. 310), von cylin- driſchem oder Saͤulenfoͤrmigem Hagel ent- ſtehen. Denn wenn ein Hoff dabey geſe- hen wird, ſo hat er ſeine beſondere Urſache vor ſich. Es iſt wohl wahr, daß die Sa- che ohne optiſche Beweiſe, die in der Geo- metrie gegruͤndet ſind, ſich nicht ausfuͤhrlich erklaͤren laͤſſet: allein wir wollen uns doch bemuͤhen ſoviel nach unſerer Art davon bey- zubringen, als man ohne die Mathematick verſtehen kan. Fuͤr allen Dingen muͤſſen wir mercken, daß der cylindriſche oder ſaͤu- lenfoͤrmige Hagel nichts erdichtetes iſt; ſondern die Natur wuͤrcklich dergleichen
her-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0454"n="418"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. VII.</hi> Von dem Regenbogen,</hi></fw><lb/><hirendition="#aq">KL</hi> erreichte. Seine Hoͤhe von den Horizont<lb/>
an war 30 Grad und es glaͤntzte ſo helle, daß<lb/>
man es auch noch bey dem Aufgange der<lb/>
Sonne, als die Neben-Monden ſchon<lb/>
weg waren, gantz eigentlich ſehen konnte.</p><lb/><noteplace="left">Wie Ne-<lb/>
ben-<lb/>
Monden<lb/>
und Ne-<lb/>
ben-<lb/>
Sonnen<lb/>
entſtehen.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 313.</head><p>Die groſſe Aehnlichkeit, welche<lb/>ſich zwiſchen den Neben Monden und Ne-<lb/>
ben-Sonnen findet, zeiget gantz deutlich daß<lb/>
beyde einerley Urſache haben. Derowe-<lb/>
gen, was ich von den Neben-Sonnen ſa-<lb/>
gen werde, kan man auch auf die Ne-<lb/>
ben Monden deuten. <hirendition="#aq"><hirendition="#i">Hugenius</hi></hi> hat in<lb/>
dem oben (§. 307) angefuͤhrten Buͤchlein<lb/>
die Urſache der Neben-Sonnen und mit<lb/>
darbey erſcheinenden Circuln gluͤcklich ent-<lb/>
decket, indem er gefunden, daß die Neben-<lb/>
Sonnen mit den groſſen weiten Circuln, die<lb/>
durch die Sonne gehen (§. 310), von cylin-<lb/>
driſchem oder Saͤulenfoͤrmigem Hagel ent-<lb/>ſtehen. Denn wenn ein Hoff dabey geſe-<lb/>
hen wird, ſo hat er ſeine beſondere Urſache<lb/>
vor ſich. Es iſt wohl wahr, daß die Sa-<lb/>
che ohne optiſche Beweiſe, die in der Geo-<lb/>
metrie gegruͤndet ſind, ſich nicht ausfuͤhrlich<lb/>
erklaͤren laͤſſet: allein wir wollen uns doch<lb/>
bemuͤhen ſoviel nach unſerer Art davon bey-<lb/>
zubringen, als man ohne die Mathematick<lb/>
verſtehen kan. Fuͤr allen Dingen muͤſſen<lb/>
wir mercken, daß der cylindriſche oder ſaͤu-<lb/>
lenfoͤrmige Hagel nichts erdichtetes iſt;<lb/>ſondern die Natur wuͤrcklich dergleichen<lb/><fwplace="bottom"type="catch">her-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[418/0454]
Cap. VII. Von dem Regenbogen,
KL erreichte. Seine Hoͤhe von den Horizont
an war 30 Grad und es glaͤntzte ſo helle, daß
man es auch noch bey dem Aufgange der
Sonne, als die Neben-Monden ſchon
weg waren, gantz eigentlich ſehen konnte.
§. 313. Die groſſe Aehnlichkeit, welche
ſich zwiſchen den Neben Monden und Ne-
ben-Sonnen findet, zeiget gantz deutlich daß
beyde einerley Urſache haben. Derowe-
gen, was ich von den Neben-Sonnen ſa-
gen werde, kan man auch auf die Ne-
ben Monden deuten. Hugenius hat in
dem oben (§. 307) angefuͤhrten Buͤchlein
die Urſache der Neben-Sonnen und mit
darbey erſcheinenden Circuln gluͤcklich ent-
decket, indem er gefunden, daß die Neben-
Sonnen mit den groſſen weiten Circuln, die
durch die Sonne gehen (§. 310), von cylin-
driſchem oder Saͤulenfoͤrmigem Hagel ent-
ſtehen. Denn wenn ein Hoff dabey geſe-
hen wird, ſo hat er ſeine beſondere Urſache
vor ſich. Es iſt wohl wahr, daß die Sa-
che ohne optiſche Beweiſe, die in der Geo-
metrie gegruͤndet ſind, ſich nicht ausfuͤhrlich
erklaͤren laͤſſet: allein wir wollen uns doch
bemuͤhen ſoviel nach unſerer Art davon bey-
zubringen, als man ohne die Mathematick
verſtehen kan. Fuͤr allen Dingen muͤſſen
wir mercken, daß der cylindriſche oder ſaͤu-
lenfoͤrmige Hagel nichts erdichtetes iſt;
ſondern die Natur wuͤrcklich dergleichen
her-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/454>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.