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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap VI. Von Thau, Reiff, Regen,
Was der
Hagel ist.
§. 286.

Der Hagel ist gefrornes Was-
ser: denn er siehet aus wie Eis und zerflies-
set in Wasser, wenn er von der Wärme
aufthauet. Unterweilen findet man in der
mitten Schnee, wie dergleichen Sturm
b vielfältig abserviret und Dechales c
hat gleichfalls solches in dem Hagel wahrge-
nommen. Der Hagel, welcher ordentlich
fället, ist eben nicht groß: unterweilen aber
hat es Hagel von ausserordentlicher Grösse,
dergleichen ich nur für meine Person ein-
mahl gesehen, als ich noch in meiner Ju-
gend in Breßlau lebte. Die Hagel-Körner
waren ohngefehr halb so groß wie eine wel-
sche Nuß, einige auch wahl grösser, und wur-
den nicht allein alle Fenster in den Gebäu-
den, die gegen Abend liegen, eingeworffen,
daß man nicht eine Scheibe mehr gantz sa-
he, sondern in Gärten wurden auch die
Früchte von den Bäumen nebst kleinen Ae-
sten abgeschlagen. Sonderlich nahm in
Lust Gärten die Orangerie grossen Scha-
den. Weil die Erndte vorbey war, so konnte
er den Feld-Früchten keinen Schaden thun.
Sturm führet gleichfalls ein Exempel von
dergleichen Hagel an, davon er auch nicht
mehr als eines die gantze Zeit seines Lebens

ge-
b Phys. Hypoth. Tom. 2. p. 1235
c in Tractatu de Meteoris prop. 18. f. 686
Tom. IV. Mundi Mathem.
Cap VI. Von Thau, Reiff, Regen,
Was der
Hagel iſt.
§. 286.

Der Hagel iſt gefrornes Waſ-
ſer: denn er ſiehet aus wie Eis und zerflieſ-
ſet in Waſſer, wenn er von der Waͤrme
aufthauet. Unterweilen findet man in der
mitten Schnee, wie dergleichen Sturm
b vielfaͤltig abſerviret und Dechales c
hat gleichfalls ſolches in dem Hagel wahrge-
nommen. Der Hagel, welcher ordentlich
faͤllet, iſt eben nicht groß: unterweilen aber
hat es Hagel von auſſerordentlicher Groͤſſe,
dergleichen ich nur fuͤr meine Perſon ein-
mahl geſehen, als ich noch in meiner Ju-
gend in Breßlau lebte. Die Hagel-Koͤrner
waren ohngefehr halb ſo groß wie eine wel-
ſche Nuß, einige auch wahl groͤſſer, und wur-
den nicht allein alle Fenſter in den Gebaͤu-
den, die gegen Abend liegen, eingeworffen,
daß man nicht eine Scheibe mehr gantz ſa-
he, ſondern in Gaͤrten wurden auch die
Fruͤchte von den Baͤumen nebſt kleinen Ae-
ſten abgeſchlagen. Sonderlich nahm in
Luſt Gaͤrten die Orangerie groſſen Scha-
den. Weil die Erndte vorbey war, ſo konnte
er den Feld-Fruͤchten keinen Schaden thun.
Sturm fuͤhret gleichfalls ein Exempel von
dergleichen Hagel an, davon er auch nicht
mehr als eines die gantze Zeit ſeines Lebens

ge-
b Phyſ. Hypoth. Tom. 2. p. 1235
c in Tractatu de Meteoris prop. 18. f. 686
Tom. IV. Mundi Mathem.
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[382/0418] Cap VI. Von Thau, Reiff, Regen, §. 286. Der Hagel iſt gefrornes Waſ- ſer: denn er ſiehet aus wie Eis und zerflieſ- ſet in Waſſer, wenn er von der Waͤrme aufthauet. Unterweilen findet man in der mitten Schnee, wie dergleichen Sturm b vielfaͤltig abſerviret und Dechales c hat gleichfalls ſolches in dem Hagel wahrge- nommen. Der Hagel, welcher ordentlich faͤllet, iſt eben nicht groß: unterweilen aber hat es Hagel von auſſerordentlicher Groͤſſe, dergleichen ich nur fuͤr meine Perſon ein- mahl geſehen, als ich noch in meiner Ju- gend in Breßlau lebte. Die Hagel-Koͤrner waren ohngefehr halb ſo groß wie eine wel- ſche Nuß, einige auch wahl groͤſſer, und wur- den nicht allein alle Fenſter in den Gebaͤu- den, die gegen Abend liegen, eingeworffen, daß man nicht eine Scheibe mehr gantz ſa- he, ſondern in Gaͤrten wurden auch die Fruͤchte von den Baͤumen nebſt kleinen Ae- ſten abgeſchlagen. Sonderlich nahm in Luſt Gaͤrten die Orangerie groſſen Scha- den. Weil die Erndte vorbey war, ſo konnte er den Feld-Fruͤchten keinen Schaden thun. Sturm fuͤhret gleichfalls ein Exempel von dergleichen Hagel an, davon er auch nicht mehr als eines die gantze Zeit ſeines Lebens ge- b Phyſ. Hypoth. Tom. 2. p. 1235 c in Tractatu de Meteoris prop. 18. f. 686 Tom. IV. Mundi Mathem.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/418>, abgerufen am 28.06.2024.