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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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der Dünste, Nebel und Wolcken.
wenn man die Geschwindigkeit des Windes
in der unteren Lufft im freyen mit der Ge-
schwindigkeit der Wolcken vergleichet,
und beyde durch einen Winckel abmisset,
unter welchem der Raum gesehen wird, den
sie in einer Zeit beschreiben: denn es ist be-
kand, daß, was unter einerley Winckel ge-
sehen wird, gleich groß ist (§. 77. Optic.).
Eben so erhellet, daß sich die unteren Wol-
cken geschwinder als die oberen verdecken
und von ihnen abrücken, indem man nicht
mercket, daß die oberen ihre Stelle in etwas
geändert.

Wie hoch
die Wol-
cken ste-
hen.
§. 262.

Weil man siehet, daß des A-
bends einige Wolcken nach dem Untergan-
ge der Sonne erleuchtet werden, da die übri-
gen dunckel bleiben; so müssen einige Wol-
cken weiter weg seyn als die anderen. Glei-
chergestalt da man öffters wahrnimmet,
sonderlich zu einer solchen Jahrs-Zeit, da
die Lufft helle und durchsichtig ist, daß eine
Wolcke die andere verdecken kan; so muß
abermahls die Wolcke, welche die andere
verdecket, näher seyn als die, welche verde-
cket wird. Ja weil man auch unterweilen
siehet, daß Wolcken, die besonders an ver-
schiedenen Orten des Himmels stehen, nach
unterschiedenen Gegenden beweget werden,
die Winde aber die Wolcken treiben und
unmöglich ein Wind zu gleicher Zeit nach
verschiedenen Gegenden blasen kan; so muß
alsdenn gleichfalls eine Wolcke höher ste-

hen

der Duͤnſte, Nebel und Wolcken.
weñ man die Geſchwindigkeit des Windes
in der unteren Lufft im freyen mit der Ge-
ſchwindigkeit der Wolcken vergleichet,
und beyde durch einen Winckel abmiſſet,
unter welchem der Raum geſehen wird, den
ſie in einer Zeit beſchreiben: denn es iſt be-
kand, daß, was unter einerley Winckel ge-
ſehen wird, gleich groß iſt (§. 77. Optic.).
Eben ſo erhellet, daß ſich die unteren Wol-
cken geſchwinder als die oberen verdecken
und von ihnen abruͤcken, indem man nicht
mercket, daß die oberen ihre Stelle in etwas
geaͤndert.

Wie hoch
die Wol-
cken ſte-
hen.
§. 262.

Weil man ſiehet, daß des A-
bends einige Wolcken nach dem Untergan-
ge der Sonne erleuchtet werden, da die uͤbri-
gen dunckel bleiben; ſo muͤſſen einige Wol-
cken weiter weg ſeyn als die anderen. Glei-
chergeſtalt da man oͤffters wahrnimmet,
ſonderlich zu einer ſolchen Jahrs-Zeit, da
die Lufft helle und durchſichtig iſt, daß eine
Wolcke die andere verdecken kan; ſo muß
abermahls die Wolcke, welche die andere
verdecket, naͤher ſeyn als die, welche verde-
cket wird. Ja weil man auch unterweilen
ſiehet, daß Wolcken, die beſonders an ver-
ſchiedenen Orten des Himmels ſtehen, nach
unterſchiedenen Gegenden beweget werden,
die Winde aber die Wolcken treiben und
unmoͤglich ein Wind zu gleicher Zeit nach
verſchiedenen Gegenden blaſen kan; ſo muß
alsdenn gleichfalls eine Wolcke hoͤher ſte-

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[363/0399] der Duͤnſte, Nebel und Wolcken. weñ man die Geſchwindigkeit des Windes in der unteren Lufft im freyen mit der Ge- ſchwindigkeit der Wolcken vergleichet, und beyde durch einen Winckel abmiſſet, unter welchem der Raum geſehen wird, den ſie in einer Zeit beſchreiben: denn es iſt be- kand, daß, was unter einerley Winckel ge- ſehen wird, gleich groß iſt (§. 77. Optic.). Eben ſo erhellet, daß ſich die unteren Wol- cken geſchwinder als die oberen verdecken und von ihnen abruͤcken, indem man nicht mercket, daß die oberen ihre Stelle in etwas geaͤndert. §. 262. Weil man ſiehet, daß des A- bends einige Wolcken nach dem Untergan- ge der Sonne erleuchtet werden, da die uͤbri- gen dunckel bleiben; ſo muͤſſen einige Wol- cken weiter weg ſeyn als die anderen. Glei- chergeſtalt da man oͤffters wahrnimmet, ſonderlich zu einer ſolchen Jahrs-Zeit, da die Lufft helle und durchſichtig iſt, daß eine Wolcke die andere verdecken kan; ſo muß abermahls die Wolcke, welche die andere verdecket, naͤher ſeyn als die, welche verde- cket wird. Ja weil man auch unterweilen ſiehet, daß Wolcken, die beſonders an ver- ſchiedenen Orten des Himmels ſtehen, nach unterſchiedenen Gegenden beweget werden, die Winde aber die Wolcken treiben und unmoͤglich ein Wind zu gleicher Zeit nach verſchiedenen Gegenden blaſen kan; ſo muß alsdenn gleichfalls eine Wolcke hoͤher ſte- hen

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/399>, abgerufen am 22.11.2024.