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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. V. Von dem Auffsteigen
Cörper, der zwischen dem Auge und dem
Lichte stehet und das Licht durchfallen
lässet, siehet helle aus (§. 123.). Und
deswegen sehen auch die dünnen Wolcken
helle aus, wenn sie zwischen der Sonne und
dem Auge stehen. Gleichergestalt siehet
ein Cörper dnnckel aus, wenn das Auge
zwischen ihm und dem Lichte stehet (§. cit.).
Derowegen sehen auch die Wolcken dun-
ckel aus, wenn sie der Sonne gegen über
stehen. Man hat demnach noch mehrere
Kennzeichen, daraus man von der Dichtig-
keit der Wolcken urtheilen kan.

§. 266.

Wenn eine Wolcke weit weg ist,
Wenn
sich die
Wolcken
langsam
und wenn
sie sich
geschwin-
de bewe-
gen.
so siehet die Bewegung längsamer aus als
sie ist (§. 91. Optic.), ja es kan auch unter-
weilen gar das Ansehen haben, als wenn sie
stille stünden, unerachtet sie sich geschwin der,
als andere in der Nähe bewegen (§. 89.
Optic.). Man kan demnach von der Ge-
schwindigkeit der Wolcken nicht eher ur-
theilen, als wenn man ihre Weite weiß, wel-
che aber beschweerlich durch geodetische We-
ge erkandt wird. Unterdessen lässet sich un-
terweilen aus der Geschwindigkeit der
Wolcken von ihrer Weite urtheilen. Denn
es trifft doch gemeiniglich ein, daß die Wol-
cken, welche schnelle ziehen, niedrig seyn;
die anderen hingegen, an denen man weni-
ge, oder gar keine Bewegung verspüret, hoch
erhaben stehen. Absonderlich aber lässet
sich von der Höhe der Wolcken urtheilen,

wenn

Cap. V. Von dem Auffſteigen
Coͤrper, der zwiſchen dem Auge und dem
Lichte ſtehet und das Licht durchfallen
laͤſſet, ſiehet helle aus (§. 123.). Und
deswegen ſehen auch die duͤnnen Wolcken
helle aus, wenn ſie zwiſchen der Sonne und
dem Auge ſtehen. Gleichergeſtalt ſiehet
ein Coͤrper dnnckel aus, wenn das Auge
zwiſchen ihm und dem Lichte ſtehet (§. cit.).
Derowegen ſehen auch die Wolcken dun-
ckel aus, wenn ſie der Sonne gegen uͤber
ſtehen. Man hat demnach noch mehrere
Kennzeichen, daraus man von der Dichtig-
keit der Wolcken urtheilen kan.

§. 266.

Wenn eine Wolcke weit weg iſt,
Wenn
ſich die
Wolcken
langſam
und wenn
ſie ſich
geſchwin-
de bewe-
gen.
ſo ſiehet die Bewegung laͤngſamer aus als
ſie iſt (§. 91. Optic.), ja es kan auch unter-
weilen gar das Anſehen haben, als wenn ſie
ſtille ſtuͤnden, unerachtet ſie ſich geſchwin der,
als andere in der Naͤhe bewegen (§. 89.
Optic.). Man kan demnach von der Ge-
ſchwindigkeit der Wolcken nicht eher ur-
theilen, als wenn man ihre Weite weiß, wel-
che aber beſchweeꝛlich durch geodetiſche We-
ge erkandt wird. Unterdeſſen laͤſſet ſich un-
terweilen aus der Geſchwindigkeit der
Wolcken von ihrer Weite urtheilen. Denn
es trifft doch gemeiniglich ein, daß die Wol-
cken, welche ſchnelle ziehen, niedrig ſeyn;
die anderen hingegen, an denen man weni-
ge, oder gar keine Bewegung verſpuͤret, hoch
erhaben ſtehen. Abſonderlich aber laͤſſet
ſich von der Hoͤhe der Wolcken urtheilen,

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[362/0398] Cap. V. Von dem Auffſteigen Coͤrper, der zwiſchen dem Auge und dem Lichte ſtehet und das Licht durchfallen laͤſſet, ſiehet helle aus (§. 123.). Und deswegen ſehen auch die duͤnnen Wolcken helle aus, wenn ſie zwiſchen der Sonne und dem Auge ſtehen. Gleichergeſtalt ſiehet ein Coͤrper dnnckel aus, wenn das Auge zwiſchen ihm und dem Lichte ſtehet (§. cit.). Derowegen ſehen auch die Wolcken dun- ckel aus, wenn ſie der Sonne gegen uͤber ſtehen. Man hat demnach noch mehrere Kennzeichen, daraus man von der Dichtig- keit der Wolcken urtheilen kan. §. 266. Wenn eine Wolcke weit weg iſt, ſo ſiehet die Bewegung laͤngſamer aus als ſie iſt (§. 91. Optic.), ja es kan auch unter- weilen gar das Anſehen haben, als wenn ſie ſtille ſtuͤnden, unerachtet ſie ſich geſchwin der, als andere in der Naͤhe bewegen (§. 89. Optic.). Man kan demnach von der Ge- ſchwindigkeit der Wolcken nicht eher ur- theilen, als wenn man ihre Weite weiß, wel- che aber beſchweeꝛlich durch geodetiſche We- ge erkandt wird. Unterdeſſen laͤſſet ſich un- terweilen aus der Geſchwindigkeit der Wolcken von ihrer Weite urtheilen. Denn es trifft doch gemeiniglich ein, daß die Wol- cken, welche ſchnelle ziehen, niedrig ſeyn; die anderen hingegen, an denen man weni- ge, oder gar keine Bewegung verſpuͤret, hoch erhaben ſtehen. Abſonderlich aber laͤſſet ſich von der Hoͤhe der Wolcken urtheilen, wenn Wenn ſich die Wolcken langſam und wenn ſie ſich geſchwin- de bewe- gen.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/398>, abgerufen am 22.11.2024.