Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. IV. Von den Witterungen die Verdünnung der Lufft in einer Kugel,deren Eröffnung im Wasser stehet, zeigen, wenn man sie eine gewisse Zeit über in die Sonne setzet (§. 133. T. I. Exper.): wel- cher Versuch nach Fluddes Bericht schon vor alten Zeiten bekandt gewesen a. Ja wir finden es auch im Sommer, daß die Sonne im Mittage viel wärmer scheinet als des Morgends, wenn sie erst aufgegan- gen, oder des Abends, wenn sie sich zum Un- tergange neiget. Wir sehen es mit Augen, daß sowohl im Winter als des Morgends und gegen Abend die Sonne niedrig stehet, hingegen am Mittage im Sommer sehr hoch über den Horizont erhaben ist. Dero- wegen scheinet die Sonne wärmer, wenn sie hoch, als wenn sie niedrig stehet. Wenn die Sonne im Zenith oder Scheitel-Puncte stünde, so fielen ihre Strahlen perpendicu- lar herunter: je näher sie demnach dem Ze- nith kommet, je näher kommen ihre Strah- len dem Perpendicul. Hingegen je näher die Sonne bey dem Horizont ist, je mehr weichen ihre Strahlen von dem Perpendi- cul ab. Wenn man nun zwey Flächen von gleicher Grösse dergestalt gegen die Sonne stellet, daß das Sonnen-Licht auf die eine perpendicular, auf die andere aber schief a in Mysterio Meteororum insalubrium
part. 1. sect. 1. c. 1. f. m. 9. Cap. IV. Von den Witterungen die Verduͤnnung der Lufft in einer Kugel,deren Eroͤffnung im Waſſer ſtehet, zeigen, wenn man ſie eine gewiſſe Zeit uͤber in die Sonne ſetzet (§. 133. T. I. Exper.): wel- cher Verſuch nach Fluddes Bericht ſchon vor alten Zeiten bekandt geweſen a. Ja wir finden es auch im Sommer, daß die Sonne im Mittage viel waͤrmer ſcheinet als des Morgends, wenn ſie erſt aufgegan- gen, oder des Abends, wenn ſie ſich zum Un- tergange neiget. Wir ſehen es mit Augen, daß ſowohl im Winter als des Morgends und gegen Abend die Sonne niedrig ſtehet, hingegen am Mittage im Sommer ſehr hoch uͤber den Horizont erhaben iſt. Dero- wegen ſcheinet die Sonne waͤrmer, wenn ſie hoch, als wenn ſie niedrig ſtehet. Wenn die Sonne im Zenith oder Scheitel-Puncte ſtuͤnde, ſo fielen ihre Strahlen perpendicu- lar herunter: je naͤher ſie demnach dem Ze- nith kommet, je naͤher kommen ihre Strah- len dem Perpendicul. Hingegen je naͤher die Sonne bey dem Horizont iſt, je mehr weichen ihre Strahlen von dem Perpendi- cul ab. Wenn man nun zwey Flaͤchen von gleicher Groͤſſe dergeſtalt gegen die Sonne ſtellet, daß das Sonnen-Licht auf die eine perpendicular, auf die andere aber ſchief a in Myſterio Meteororum inſalubrium
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Cap. IV. Von den Witterungen
die Verduͤnnung der Lufft in einer Kugel,
deren Eroͤffnung im Waſſer ſtehet, zeigen,
wenn man ſie eine gewiſſe Zeit uͤber in die
Sonne ſetzet (§. 133. T. I. Exper.): wel-
cher Verſuch nach Fluddes Bericht ſchon
vor alten Zeiten bekandt geweſen a. Ja
wir finden es auch im Sommer, daß die
Sonne im Mittage viel waͤrmer ſcheinet
als des Morgends, wenn ſie erſt aufgegan-
gen, oder des Abends, wenn ſie ſich zum Un-
tergange neiget. Wir ſehen es mit Augen,
daß ſowohl im Winter als des Morgends
und gegen Abend die Sonne niedrig ſtehet,
hingegen am Mittage im Sommer ſehr
hoch uͤber den Horizont erhaben iſt. Dero-
wegen ſcheinet die Sonne waͤrmer, wenn
ſie hoch, als wenn ſie niedrig ſtehet. Wenn
die Sonne im Zenith oder Scheitel-Puncte
ſtuͤnde, ſo fielen ihre Strahlen perpendicu-
lar herunter: je naͤher ſie demnach dem Ze-
nith kommet, je naͤher kommen ihre Strah-
len dem Perpendicul. Hingegen je naͤher
die Sonne bey dem Horizont iſt, je mehr
weichen ihre Strahlen von dem Perpendi-
cul ab. Wenn man nun zwey Flaͤchen
von gleicher Groͤſſe dergeſtalt gegen die
Sonne ſtellet, daß das Sonnen-Licht auf
die eine perpendicular, auf die andere aber
ſchief
a in Myſterio Meteororum inſalubrium
part. 1. ſect. 1. c. 1. f. m. 9.
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