Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. III. Von dem Winde
Krafft der Lufft gebracht werden, wodurch
wiederum viel Unterscheid bey den Winden
entstehet, den hier genauer zu untersuchen
zu weitläufftig fallen würde.

§. 207.

Wenn die Lufft kalt wird, soWas
Kälte, da-
bey thut.

ziehet sie sich zusammen und wird dadurch
zugleich ihre ausdehnende Krafft geringer
(§. 133. T. I. Exper.). Derowegen muß
die Lufft zur Seite, die dergleichen Verän-
derungen nicht leidet, sich dahin bewegen
und solchergestalt einigen Wind verursa-
chen. Auf solche Weise entstehet der Wind
an dem Ufer der Flüsse und an grossen Tei-
chen, den man sonderlich gegen Abend,
wenn die Lufft kühle wird, daselbst vespü-
ret. Es ist männiglich bekandt, daß das
Wasser nicht so warm wird, wie die Erde,
und daher auch die Lufft über dem Wasser
nicht so warm seyn und bleiben kan, wie ü-
ber der Erde. Derowegen kühlet sich auch
gegen Abend, da die Sonne die Erde ver-
lässet, oder doch wenigstens nicht mehr so
warm scheinet, die Lufft eher über dem
Wasser als über der Erde ab. Und daher
entstehet, wie wir erst erkläret, ein kleiner
Wind, oder ein kühles Lüfftlein. Eben
diese Bewandnis hat es, wenn gegen Abend,
da die durch die Wärme verdünnete Lufft
wieder abgekühlet wird, aus einem Walde
oder Busche, wo die Lufft dichter ist, als
aussen im freyen, ein kühles Lüfftlein wehet.

§. 208.
T 2

Cap. III. Von dem Winde
Krafft der Lufft gebracht werden, wodurch
wiederum viel Unterſcheid bey den Winden
entſtehet, den hier genauer zu unterſuchen
zu weitlaͤufftig fallen wuͤrde.

§. 207.

Wenn die Lufft kalt wird, ſoWas
Kaͤlte, da-
bey thut.

ziehet ſie ſich zuſammen und wird dadurch
zugleich ihre ausdehnende Krafft geringer
(§. 133. T. I. Exper.). Derowegen muß
die Lufft zur Seite, die dergleichen Veraͤn-
derungen nicht leidet, ſich dahin bewegen
und ſolchergeſtalt einigen Wind verurſa-
chen. Auf ſolche Weiſe entſtehet der Wind
an dem Ufer der Fluͤſſe und an groſſen Tei-
chen, den man ſonderlich gegen Abend,
wenn die Lufft kuͤhle wird, daſelbſt veſpuͤ-
ret. Es iſt maͤnniglich bekandt, daß das
Waſſer nicht ſo warm wird, wie die Erde,
und daher auch die Lufft uͤber dem Waſſer
nicht ſo warm ſeyn und bleiben kan, wie uͤ-
ber der Erde. Derowegen kuͤhlet ſich auch
gegen Abend, da die Sonne die Erde ver-
laͤſſet, oder doch wenigſtens nicht mehr ſo
warm ſcheinet, die Lufft eher uͤber dem
Waſſer als uͤber der Erde ab. Und daher
entſtehet, wie wir erſt erklaͤret, ein kleiner
Wind, oder ein kuͤhles Luͤfftlein. Eben
dieſe Bewandnis hat es, wenn gegen Abend,
da die durch die Waͤrme verduͤnnete Lufft
wieder abgekuͤhlet wird, aus einem Walde
oder Buſche, wo die Lufft dichter iſt, als
auſſen im freyen, ein kuͤhles Luͤfftlein wehet.

§. 208.
T 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0327" n="291"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. III.</hi> Von dem Winde</hi></fw><lb/>
Krafft der Lufft gebracht werden, wodurch<lb/>
wiederum viel Unter&#x017F;cheid bey den Winden<lb/>
ent&#x017F;tehet, den hier genauer zu unter&#x017F;uchen<lb/>
zu weitla&#x0364;ufftig fallen wu&#x0364;rde.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 207.</head>
              <p>Wenn die Lufft kalt wird, &#x017F;o<note place="right">Was<lb/>
Ka&#x0364;lte, da-<lb/>
bey thut.</note><lb/>
ziehet &#x017F;ie &#x017F;ich zu&#x017F;ammen und wird dadurch<lb/>
zugleich ihre ausdehnende Krafft geringer<lb/>
(§. 133. <hi rendition="#aq">T. I. Exper.</hi>). Derowegen muß<lb/>
die Lufft zur Seite, die dergleichen Vera&#x0364;n-<lb/>
derungen nicht leidet, &#x017F;ich dahin bewegen<lb/>
und &#x017F;olcherge&#x017F;talt einigen Wind verur&#x017F;a-<lb/>
chen. Auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e ent&#x017F;tehet der Wind<lb/>
an dem Ufer der Flu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e und an gro&#x017F;&#x017F;en Tei-<lb/>
chen, den man &#x017F;onderlich gegen Abend,<lb/>
wenn die Lufft ku&#x0364;hle wird, da&#x017F;elb&#x017F;t ve&#x017F;pu&#x0364;-<lb/>
ret. Es i&#x017F;t ma&#x0364;nniglich bekandt, daß das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er nicht &#x017F;o warm wird, wie die Erde,<lb/>
und daher auch die Lufft u&#x0364;ber dem Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
nicht &#x017F;o warm &#x017F;eyn und bleiben kan, wie u&#x0364;-<lb/>
ber der Erde. Derowegen ku&#x0364;hlet &#x017F;ich auch<lb/>
gegen Abend, da die Sonne die Erde ver-<lb/>
la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, oder doch wenig&#x017F;tens nicht mehr &#x017F;o<lb/>
warm &#x017F;cheinet, die Lufft eher u&#x0364;ber dem<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er als u&#x0364;ber der Erde ab. Und daher<lb/>
ent&#x017F;tehet, wie wir er&#x017F;t erkla&#x0364;ret, ein kleiner<lb/>
Wind, oder ein ku&#x0364;hles Lu&#x0364;fftlein. Eben<lb/>
die&#x017F;e Bewandnis hat es, wenn gegen Abend,<lb/>
da die durch die Wa&#x0364;rme verdu&#x0364;nnete Lufft<lb/>
wieder abgeku&#x0364;hlet wird, aus einem Walde<lb/>
oder Bu&#x017F;che, wo die Lufft dichter i&#x017F;t, als<lb/>
au&#x017F;&#x017F;en im freyen, ein ku&#x0364;hles Lu&#x0364;fftlein wehet.</p><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">T 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">§. 208.</fw><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0327] Cap. III. Von dem Winde Krafft der Lufft gebracht werden, wodurch wiederum viel Unterſcheid bey den Winden entſtehet, den hier genauer zu unterſuchen zu weitlaͤufftig fallen wuͤrde. §. 207. Wenn die Lufft kalt wird, ſo ziehet ſie ſich zuſammen und wird dadurch zugleich ihre ausdehnende Krafft geringer (§. 133. T. I. Exper.). Derowegen muß die Lufft zur Seite, die dergleichen Veraͤn- derungen nicht leidet, ſich dahin bewegen und ſolchergeſtalt einigen Wind verurſa- chen. Auf ſolche Weiſe entſtehet der Wind an dem Ufer der Fluͤſſe und an groſſen Tei- chen, den man ſonderlich gegen Abend, wenn die Lufft kuͤhle wird, daſelbſt veſpuͤ- ret. Es iſt maͤnniglich bekandt, daß das Waſſer nicht ſo warm wird, wie die Erde, und daher auch die Lufft uͤber dem Waſſer nicht ſo warm ſeyn und bleiben kan, wie uͤ- ber der Erde. Derowegen kuͤhlet ſich auch gegen Abend, da die Sonne die Erde ver- laͤſſet, oder doch wenigſtens nicht mehr ſo warm ſcheinet, die Lufft eher uͤber dem Waſſer als uͤber der Erde ab. Und daher entſtehet, wie wir erſt erklaͤret, ein kleiner Wind, oder ein kuͤhles Luͤfftlein. Eben dieſe Bewandnis hat es, wenn gegen Abend, da die durch die Waͤrme verduͤnnete Lufft wieder abgekuͤhlet wird, aus einem Walde oder Buſche, wo die Lufft dichter iſt, als auſſen im freyen, ein kuͤhles Luͤfftlein wehet. Was Kaͤlte, da- bey thut. §. 208. T 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/327
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/327>, abgerufen am 10.05.2024.