Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. III. Von dem Winde. sich aber alsdenn dahin bewegen, wo sie amwenigsten Wiederstand findet. Da nun die Lufft zur Seiten in einem kühlen Orte mit ihr zuvor in wagerechtem Stande war, durch die Wärme aber ihre ausdehnende Krafft vermehret wird; so dringet sie zur Seite in den kühlen Ort. Findet sie nun daselbst keinen freyen Gang, so beweget sie sich desto geschwinder, je mehr sie aufgehal- ten wird, wie insgemein von flüßigen Ma- terien bekandt ist und man es auch aus dem Versuche mit den Dampff-Kugeln ab- nehmen kan (§. 171 T. Exper.). Auff solche Weise bläset ein kühles Lüfftlein aus dem warmen in einen kühlen Ort. Wir treffen dergleichen in schattichten Wäldern an wenn wir im warmen Mittage darinnen herum spatziren: ingleichen in Thälern zwischen Bergen, da es schatticht ist und ein enger Eingang von einem freyen Felde, das die Sonne starck bescheinet. Hinge- gen wenn die unten erwärmete Lufft von der Seiten Wiederstand findet, indem die zur Seiten eben sowohl wie sie erwär- met und dadurch ihre ausdehnende Krafft vermehret wird; so muß sie in die Höhe ge- trieben werden. Da nun hierdurch die o- bere Lufft vermehret und dichter wird; so wird auch dadurch zugleich ihre ausdehnen- de Krafft stärcker als sie vorher war (§. 124 T. I. Exper.). Jn dem ersten Zustande hielt (Physick) T
Cap. III. Von dem Winde. ſich aber alsdenn dahin bewegen, wo ſie amwenigſten Wiederſtand findet. Da nun die Lufft zur Seiten in einem kuͤhlen Orte mit ihr zuvor in wagerechtem Stande war, durch die Waͤrme aber ihre ausdehnende Krafft vermehret wird; ſo dringet ſie zur Seite in den kuͤhlen Ort. Findet ſie nun daſelbſt keinen freyen Gang, ſo beweget ſie ſich deſto geſchwinder, je mehr ſie aufgehal- ten wird, wie insgemein von fluͤßigen Ma- terien bekandt iſt und man es auch aus dem Verſuche mit den Dampff-Kugeln ab- nehmen kan (§. 171 T. Exper.). Auff ſolche Weiſe blaͤſet ein kuͤhles Luͤfftlein aus dem warmen in einen kuͤhlen Ort. Wir treffen dergleichen in ſchattichten Waͤldern an wenn wir im warmen Mittage darinnen herum ſpatziren: ingleichen in Thaͤlern zwiſchen Bergen, da es ſchatticht iſt und ein enger Eingang von einem freyen Felde, das die Sonne ſtarck beſcheinet. Hinge- gen wenn die unten erwaͤrmete Lufft von der Seiten Wiederſtand findet, indem die zur Seiten eben ſowohl wie ſie erwaͤr- met und dadurch ihre ausdehnende Krafft vermehret wird; ſo muß ſie in die Hoͤhe ge- trieben werden. Da nun hierdurch die o- bere Lufft vermehret und dichter wird; ſo wird auch dadurch zugleich ihre ausdehnen- de Krafft ſtaͤrcker als ſie vorher war (§. 124 T. I. Exper.). Jn dem erſten Zuſtande hielt (Phyſick) T
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0325" n="289"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. III.</hi> Von dem Winde.</hi></fw><lb/> ſich aber alsdenn dahin bewegen, wo ſie am<lb/> wenigſten Wiederſtand findet. Da nun<lb/> die Lufft zur Seiten in einem kuͤhlen Orte<lb/> mit ihr zuvor in wagerechtem Stande war,<lb/> durch die Waͤrme aber ihre ausdehnende<lb/> Krafft vermehret wird; ſo dringet ſie zur<lb/> Seite in den kuͤhlen Ort. Findet ſie nun<lb/> daſelbſt keinen freyen Gang, ſo beweget ſie<lb/> ſich deſto geſchwinder, je mehr ſie aufgehal-<lb/> ten wird, wie insgemein von fluͤßigen Ma-<lb/> terien bekandt iſt und man es auch aus dem<lb/> Verſuche mit den Dampff-Kugeln ab-<lb/> nehmen kan (§. 171 <hi rendition="#aq">T. Exper.</hi>). Auff<lb/> ſolche Weiſe blaͤſet ein kuͤhles Luͤfftlein aus<lb/> dem warmen in einen kuͤhlen Ort. Wir<lb/> treffen dergleichen in ſchattichten Waͤldern<lb/> an wenn wir im warmen Mittage darinnen<lb/> herum ſpatziren: ingleichen in Thaͤlern<lb/> zwiſchen Bergen, da es ſchatticht iſt und<lb/> ein enger Eingang von einem freyen Felde,<lb/> das die Sonne ſtarck beſcheinet. Hinge-<lb/> gen wenn die unten erwaͤrmete Lufft von<lb/> der Seiten Wiederſtand findet, indem<lb/> die zur Seiten eben ſowohl wie ſie erwaͤr-<lb/> met und dadurch ihre ausdehnende Krafft<lb/> vermehret wird; ſo muß ſie in die Hoͤhe ge-<lb/> trieben werden. Da nun hierdurch die o-<lb/> bere Lufft vermehret und dichter wird; ſo<lb/> wird auch dadurch zugleich ihre ausdehnen-<lb/> de Krafft ſtaͤrcker als ſie vorher war (§. 124<lb/><hi rendition="#aq">T. I. Exper.</hi>). Jn dem erſten Zuſtande<lb/> <fw place="bottom" type="sig">(<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Phyſick</hi></hi>) T</fw><fw place="bottom" type="catch">hielt</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [289/0325]
Cap. III. Von dem Winde.
ſich aber alsdenn dahin bewegen, wo ſie am
wenigſten Wiederſtand findet. Da nun
die Lufft zur Seiten in einem kuͤhlen Orte
mit ihr zuvor in wagerechtem Stande war,
durch die Waͤrme aber ihre ausdehnende
Krafft vermehret wird; ſo dringet ſie zur
Seite in den kuͤhlen Ort. Findet ſie nun
daſelbſt keinen freyen Gang, ſo beweget ſie
ſich deſto geſchwinder, je mehr ſie aufgehal-
ten wird, wie insgemein von fluͤßigen Ma-
terien bekandt iſt und man es auch aus dem
Verſuche mit den Dampff-Kugeln ab-
nehmen kan (§. 171 T. Exper.). Auff
ſolche Weiſe blaͤſet ein kuͤhles Luͤfftlein aus
dem warmen in einen kuͤhlen Ort. Wir
treffen dergleichen in ſchattichten Waͤldern
an wenn wir im warmen Mittage darinnen
herum ſpatziren: ingleichen in Thaͤlern
zwiſchen Bergen, da es ſchatticht iſt und
ein enger Eingang von einem freyen Felde,
das die Sonne ſtarck beſcheinet. Hinge-
gen wenn die unten erwaͤrmete Lufft von
der Seiten Wiederſtand findet, indem
die zur Seiten eben ſowohl wie ſie erwaͤr-
met und dadurch ihre ausdehnende Krafft
vermehret wird; ſo muß ſie in die Hoͤhe ge-
trieben werden. Da nun hierdurch die o-
bere Lufft vermehret und dichter wird; ſo
wird auch dadurch zugleich ihre ausdehnen-
de Krafft ſtaͤrcker als ſie vorher war (§. 124
T. I. Exper.). Jn dem erſten Zuſtande
hielt
(Phyſick) T
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |