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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. I. Von der Erde
de, das ist, die Linie von dem Pole bis in
den Mittel-Punct der Erde, 860 deutsche
Meilen hält (§. 15. Geogr.); so ist die Er-
de unter der Linie nach Hugenii Rechnung
1 deutsche Meile und , nach Newtons
Rechnung 1 deutsche Meile und , das ist,
nach jenem bey nahe 11/2, nach diesem et-
was über 11/2 deutsche Meilen. Man siehet
hieraus, daß die Erde eben nicht gar sehr
von der Figur einer Kugel abweichet.

Waher
die Erde
ihre Fi-
gur hat.
§. 182.

Die rundte Figur der Erde
kommet von der Schweere her. Denn
vermöge der Schweere wird die Materie,
daraus sie bestehet, gegen den Mittel-Punct
der Erde getrieben (§. 83) und kan dem-
nach in einem Orte nicht höher stehen als
in dem andern. Wenn nun die Erde stille
stünde, so bekäme sie eine kugelrundte Figur,
ausser die Ungleichheit der Fläche, so durch
Berge und Thäler entstehet, welche man a-
ber in Ansehung der gantzen Erde für eine
Kleinigkeit achtet. Allein da die Erde sich
um ihre Axe beweget, so bekommet die Ma-
terie unter der Linie eine grössere Krafft sich
vvn dem Mittel-Puncte der Erde zu entfer-
nen, als gegen die Pole (§. 175). Und da-
durch wird sie daselbst erhabener als gegen
die Pole. Es ist wohl wahr, daß dieser Be-
weiß bloß gielt, wenn die Materie flüßig ist:
allein da die offene See unter der Linie ist

und

Cap. I. Von der Erde
de, das iſt, die Linie von dem Pole bis in
den Mittel-Punct der Erde, 860 deutſche
Meilen haͤlt (§. 15. Geogr.); ſo iſt die Er-
de unter der Linie nach Hugenii Rechnung
1 deutſche Meile und , nach Newtons
Rechnung 1 deutſche Meile und , das iſt,
nach jenem bey nahe 1½, nach dieſem et-
was uͤber 1½ deutſche Meilen. Man ſiehet
hieraus, daß die Erde eben nicht gar ſehr
von der Figur einer Kugel abweichet.

Waher
die Erde
ihre Fi-
gur hat.
§. 182.

Die rundte Figur der Erde
kommet von der Schweere her. Denn
vermoͤge der Schweere wird die Materie,
daraus ſie beſtehet, gegen den Mittel-Punct
der Erde getrieben (§. 83) und kan dem-
nach in einem Orte nicht hoͤher ſtehen als
in dem andern. Wenn nun die Erde ſtille
ſtuͤnde, ſo bekaͤme ſie eine kugelrundte Figur,
auſſer die Ungleichheit der Flaͤche, ſo durch
Berge und Thaͤler entſtehet, welche man a-
ber in Anſehung der gantzen Erde fuͤr eine
Kleinigkeit achtet. Allein da die Erde ſich
um ihre Axe beweget, ſo bekommet die Ma-
terie unter der Linie eine groͤſſere Krafft ſich
vvn dem Mittel-Puncte der Erde zu entfer-
nen, als gegen die Pole (§. 175). Und da-
durch wird ſie daſelbſt erhabener als gegen
die Pole. Es iſt wohl wahr, daß dieſer Be-
weiß bloß gielt, wenn die Materie fluͤßig iſt:
allein da die offene See unter der Linie iſt

und
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[270/0306] Cap. I. Von der Erde de, das iſt, die Linie von dem Pole bis in den Mittel-Punct der Erde, 860 deutſche Meilen haͤlt (§. 15. Geogr.); ſo iſt die Er- de unter der Linie nach Hugenii Rechnung 1 deutſche Meile und [FORMEL], nach Newtons Rechnung 1 deutſche Meile und [FORMEL], das iſt, nach jenem bey nahe 1½, nach dieſem et- was uͤber 1½ deutſche Meilen. Man ſiehet hieraus, daß die Erde eben nicht gar ſehr von der Figur einer Kugel abweichet. §. 182. Die rundte Figur der Erde kommet von der Schweere her. Denn vermoͤge der Schweere wird die Materie, daraus ſie beſtehet, gegen den Mittel-Punct der Erde getrieben (§. 83) und kan dem- nach in einem Orte nicht hoͤher ſtehen als in dem andern. Wenn nun die Erde ſtille ſtuͤnde, ſo bekaͤme ſie eine kugelrundte Figur, auſſer die Ungleichheit der Flaͤche, ſo durch Berge und Thaͤler entſtehet, welche man a- ber in Anſehung der gantzen Erde fuͤr eine Kleinigkeit achtet. Allein da die Erde ſich um ihre Axe beweget, ſo bekommet die Ma- terie unter der Linie eine groͤſſere Krafft ſich vvn dem Mittel-Puncte der Erde zu entfer- nen, als gegen die Pole (§. 175). Und da- durch wird ſie daſelbſt erhabener als gegen die Pole. Es iſt wohl wahr, daß dieſer Be- weiß bloß gielt, wenn die Materie fluͤßig iſt: allein da die offene See unter der Linie iſt und

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/306>, abgerufen am 25.11.2024.