müste man ihn entweder durch die grossen Fern-Gläser entdecken, dadurch man eine so grosse Anzahl der kleinesten Cörper, als z. E. die Saturnische Trabanten sind (§. 107), ansichtig wird. Derowegen da nichts vorhanden, was sie erleuchten könnte; so müssen sie ihr Licht vor sich haben.
Daß sie Sonnen sind.
§. 153.
Ein Welt-Cörper der sein ei- genes Licht hat, kommet hierinnen mit der Sonne überein (§. 112). Weil wir dem- nach gefunden, daß alle finstere Cörper von einer Art mit der Erde sind (§. 148) und gar füglich für Erdkugeln können gehalten wer- den; so haben wir auch keine Ursache zu zweiffeln, daß auch die Fixsterne mit der Sonne von einer Art sind (§. 179 Met.). Und demnach werden wir nicht irren, wenn wir sie für lauter Sonnen halten.
Es wird einem Zweiffel begegnet.
§. 154.
Die Ursache warumb dieser Satz vielen wunderlich vorkommet, ist keine andere als diese, daß die Sonne groß aus- siehet und den Erdboden sehr starck erleuch- tet, die Fixsterne aber hingegen gantz kleine sind und der Erde gar ein wenig es Licht ge- ben. Allein dieser Zweiffel lässet sich gar leicht benehmen. Die Fixsterne sind sehr weit weg und, müssen daher gantz kleine aus- sehen (§. 28. Optic.), auch kan deswegen ihr Licht keine merckliche Erleuchtung ver- ursachen. Es ist hier nicht der Ort, daß ich von der Weite der Fixsterne handele: denn
die-
Cap. V. Von den Fixſternen
muͤſte man ihn entweder durch die groſſen Fern-Glaͤſer entdecken, dadurch man eine ſo groſſe Anzahl der kleineſten Coͤrper, als z. E. die Saturniſche Trabanten ſind (§. 107), anſichtig wird. Derowegen da nichts vorhanden, was ſie erleuchten koͤnnte; ſo muͤſſen ſie ihr Licht vor ſich haben.
Daß ſie Sonnen ſind.
§. 153.
Ein Welt-Coͤrper der ſein ei- genes Licht hat, kommet hierinnen mit der Sonne uͤberein (§. 112). Weil wir dem- nach gefunden, daß alle finſtere Coͤrper von einer Art mit der Erde ſind (§. 148) und gar fuͤglich fuͤr Erdkugeln koͤnnen gehalten wer- den; ſo haben wir auch keine Urſache zu zweiffeln, daß auch die Fixſterne mit der Sonne von einer Art ſind (§. 179 Met.). Und demnach werden wir nicht irren, wenn wir ſie fuͤr lauter Sonnen halten.
Es wird einem Zweiffel begegnet.
§. 154.
Die Urſache warumb dieſer Satz vielen wunderlich vorkommet, iſt keine andere als dieſe, daß die Sonne groß aus- ſiehet und den Erdboden ſehr ſtarck erleuch- tet, die Fixſterne aber hingegen gantz kleine ſind und der Erde gar ein wenig es Licht ge- ben. Allein dieſer Zweiffel laͤſſet ſich gar leicht benehmen. Die Fixſterne ſind ſehr weit weg und, muͤſſen daher gantz kleine aus- ſehen (§. 28. Optic.), auch kan deswegen ihr Licht keine merckliche Erleuchtung ver- urſachen. Es iſt hier nicht der Ort, daß ich von der Weite der Fixſterne handele: denn
die-
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Cap. V. Von den Fixſternen
muͤſte man ihn entweder durch die groſſen
Fern-Glaͤſer entdecken, dadurch man eine
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E. die Saturniſche Trabanten ſind (§. 107),
anſichtig wird. Derowegen da nichts
vorhanden, was ſie erleuchten koͤnnte; ſo
muͤſſen ſie ihr Licht vor ſich haben.
§. 153.Ein Welt-Coͤrper der ſein ei-
genes Licht hat, kommet hierinnen mit der
Sonne uͤberein (§. 112). Weil wir dem-
nach gefunden, daß alle finſtere Coͤrper von
einer Art mit der Erde ſind (§. 148) und gar
fuͤglich fuͤr Erdkugeln koͤnnen gehalten wer-
den; ſo haben wir auch keine Urſache zu
zweiffeln, daß auch die Fixſterne mit der
Sonne von einer Art ſind (§. 179 Met.).
Und demnach werden wir nicht irren, wenn
wir ſie fuͤr lauter Sonnen halten.
§. 154.Die Urſache warumb dieſer
Satz vielen wunderlich vorkommet, iſt keine
andere als dieſe, daß die Sonne groß aus-
ſiehet und den Erdboden ſehr ſtarck erleuch-
tet, die Fixſterne aber hingegen gantz kleine
ſind und der Erde gar ein wenig es Licht ge-
ben. Allein dieſer Zweiffel laͤſſet ſich gar
leicht benehmen. Die Fixſterne ſind ſehr
weit weg und, muͤſſen daher gantz kleine aus-
ſehen (§. 28. Optic.), auch kan deswegen
ihr Licht keine merckliche Erleuchtung ver-
urſachen. Es iſt hier nicht der Ort, daß ich
von der Weite der Fixſterne handele: denn
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/266>, abgerufen am 26.11.2024.
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