Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. III. Von dem Mond.
ne stehen, dunckel erscheinen. Derowegen
wenn auch gleich dicke Wolcken über dem
festen Lande und dünne über den Flecken ste-
hen; so kan man sie deswegen doch nicht
erkennen. Es kan auch gar wohl seyn, daß
sich im Mond gar keine Wolcken aufziehen;
sondern die Dünste nur wie ein Thau wie-
der zurücke fallen. Denn wir treffen ja
auf dem Erdboden Länder an, die fruchtbahr
seyn und da es gar nicht, oder doch nur gar
wenig regnet. Unterdessen findet sich noch
ein besonderer Umstand bey den Sonnen-
Finsternissen, daraus man gar deutlich erse-
sehen kan, daß im Mond, wenigstens auf
der finstern Seite, die die Sonne nicht be-
scheinet, unterweilen grobe Dünste vorhan-
den seyn, die sich auf und nieder bewegen.
Es hat nemlich der Jesuit Scheiner (c) an-
gemercket, daß in einer Sonnen-Finster-
nis den 25 Dec. 1628 zu Barcellona an
dem Rande des vor die Sonne einrücken-
den Monds das Sonnen-Licht gezittert,
und Hevelius hat es gleichfalls zu verschie-
denen mahlen (d), auch der Herr von
Tschirnhausen in der Finsternis von An.
1706 durch ein sechzehen schuhiges Fern-
glaß observiret, wie mir aus seinem Schrei-
ben bekandt ist. Daß dieses Zittern durch

die
(c) in Losa Ursina lib. 4. part. 2. c. 26. f. 740
(d) Cometogr. lib. 7. f. 365.

Cap. III. Von dem Mond.
ne ſtehen, dunckel erſcheinen. Derowegen
wenn auch gleich dicke Wolcken uͤber dem
feſten Lande und duͤnne uͤber den Flecken ſte-
hen; ſo kan man ſie deswegen doch nicht
erkennen. Es kan auch gar wohl ſeyn, daß
ſich im Mond gar keine Wolcken aufziehen;
ſondern die Duͤnſte nur wie ein Thau wie-
der zuruͤcke fallen. Denn wir treffen ja
auf dem Erdboden Laͤnder an, die fruchtbahr
ſeyn und da es gar nicht, oder doch nur gar
wenig regnet. Unterdeſſen findet ſich noch
ein beſonderer Umſtand bey den Sonnen-
Finſterniſſen, daraus man gar deutlich erſe-
ſehen kan, daß im Mond, wenigſtens auf
der finſtern Seite, die die Sonne nicht be-
ſcheinet, unterweilen grobe Duͤnſte vorhan-
den ſeyn, die ſich auf und nieder bewegen.
Es hat nemlich der Jeſuit Scheiner (c) an-
gemercket, daß in einer Sonnen-Finſter-
nis den 25 Dec. 1628 zu Barcellona an
dem Rande des vor die Sonne einruͤcken-
den Monds das Sonnen-Licht gezittert,
und Hevelius hat es gleichfalls zu verſchie-
denen mahlen (d), auch der Herr von
Tſchirnhauſen in der Finſternis von An.
1706 durch ein ſechzehen ſchuhiges Fern-
glaß obſerviret, wie mir aus ſeinem Schrei-
ben bekandt iſt. Daß dieſes Zittern durch

die
(c) in Loſa Urſina lib. 4. part. 2. c. 26. f. 740
(d) Cometogr. lib. 7. f. 365.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0246" n="210"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. III.</hi> Von dem Mond.</hi></fw><lb/>
ne &#x017F;tehen, dunckel er&#x017F;cheinen. Derowegen<lb/>
wenn auch gleich dicke Wolcken u&#x0364;ber dem<lb/>
fe&#x017F;ten Lande und du&#x0364;nne u&#x0364;ber den Flecken &#x017F;te-<lb/>
hen; &#x017F;o kan man &#x017F;ie deswegen doch nicht<lb/>
erkennen. Es kan auch gar wohl &#x017F;eyn, daß<lb/>
&#x017F;ich im Mond gar keine Wolcken aufziehen;<lb/>
&#x017F;ondern die Du&#x0364;n&#x017F;te nur wie ein Thau wie-<lb/>
der zuru&#x0364;cke fallen. Denn wir treffen ja<lb/>
auf dem Erdboden La&#x0364;nder an, die fruchtbahr<lb/>
&#x017F;eyn und da es gar nicht, oder doch nur gar<lb/>
wenig regnet. Unterde&#x017F;&#x017F;en findet &#x017F;ich noch<lb/>
ein be&#x017F;onderer Um&#x017F;tand bey den Sonnen-<lb/>
Fin&#x017F;terni&#x017F;&#x017F;en, daraus man gar deutlich er&#x017F;e-<lb/>
&#x017F;ehen kan, daß im Mond, wenig&#x017F;tens auf<lb/>
der fin&#x017F;tern Seite, die die Sonne nicht be-<lb/>
&#x017F;cheinet, unterweilen grobe Du&#x0364;n&#x017F;te vorhan-<lb/>
den &#x017F;eyn, die &#x017F;ich auf und nieder bewegen.<lb/>
Es hat nemlich der Je&#x017F;uit <hi rendition="#fr">Scheiner</hi> <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">in Lo&#x017F;a Ur&#x017F;ina lib. 4. part. 2. c. 26. f.</hi> 740</note> an-<lb/>
gemercket, daß in einer Sonnen-Fin&#x017F;ter-<lb/>
nis den 25 Dec. 1628 zu Barcellona an<lb/>
dem Rande des vor die Sonne einru&#x0364;cken-<lb/>
den Monds das Sonnen-Licht gezittert,<lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hevelius</hi></hi> hat es gleichfalls zu ver&#x017F;chie-<lb/>
denen mahlen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">Cometogr. lib. 7. f.</hi> 365.</note>, auch der Herr von<lb/><hi rendition="#fr">T&#x017F;chirnhau&#x017F;en</hi> in der Fin&#x017F;ternis von <hi rendition="#aq">An.</hi><lb/>
1706 durch ein &#x017F;echzehen &#x017F;chuhiges Fern-<lb/>
glaß ob&#x017F;erviret, wie mir aus &#x017F;einem Schrei-<lb/>
ben bekandt i&#x017F;t. Daß die&#x017F;es Zittern durch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[210/0246] Cap. III. Von dem Mond. ne ſtehen, dunckel erſcheinen. Derowegen wenn auch gleich dicke Wolcken uͤber dem feſten Lande und duͤnne uͤber den Flecken ſte- hen; ſo kan man ſie deswegen doch nicht erkennen. Es kan auch gar wohl ſeyn, daß ſich im Mond gar keine Wolcken aufziehen; ſondern die Duͤnſte nur wie ein Thau wie- der zuruͤcke fallen. Denn wir treffen ja auf dem Erdboden Laͤnder an, die fruchtbahr ſeyn und da es gar nicht, oder doch nur gar wenig regnet. Unterdeſſen findet ſich noch ein beſonderer Umſtand bey den Sonnen- Finſterniſſen, daraus man gar deutlich erſe- ſehen kan, daß im Mond, wenigſtens auf der finſtern Seite, die die Sonne nicht be- ſcheinet, unterweilen grobe Duͤnſte vorhan- den ſeyn, die ſich auf und nieder bewegen. Es hat nemlich der Jeſuit Scheiner (c) an- gemercket, daß in einer Sonnen-Finſter- nis den 25 Dec. 1628 zu Barcellona an dem Rande des vor die Sonne einruͤcken- den Monds das Sonnen-Licht gezittert, und Hevelius hat es gleichfalls zu verſchie- denen mahlen (d), auch der Herr von Tſchirnhauſen in der Finſternis von An. 1706 durch ein ſechzehen ſchuhiges Fern- glaß obſerviret, wie mir aus ſeinem Schrei- ben bekandt iſt. Daß dieſes Zittern durch die (c) in Loſa Urſina lib. 4. part. 2. c. 26. f. 740 (d) Cometogr. lib. 7. f. 365.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/246
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/246>, abgerufen am 03.05.2024.