Daß der Mond kein Licht vor sich hat und undurch- sichtig ist.
JN Sonnen-Finsternissen stehet der Mond zwischen unserem Au- ge und der Sonne und decket sie uns auf eine Weile, daß wir sie nicht sehen können (§. 245 Astron.). Als- denn aber siehet er finster aus, wie eine schwartze Scheibe. Derowegen muß der Mond für sich kein Licht haben, sondern ein dunckeler und finsterer Cörper seyn. Und weil durchsichtige Cörper helle aussehen, wenn sie zwischen dem Auge und dem Lich- te stehen, wie wir solches auch aus den Glaßscheiben sehen, die des Tages helle aussehen, wenn man im Zimmer ist, weil alsdenn das Licht von innen ist, hingegen des Nachts helle sind, wenn man sie von aussen auf der Strasse ansiehet, weil als- denn das Licht im Gemache ist; der Mond aber, wenn er zwischen der Sonne und dem Auge stehet, finster aussiehet: so muß er auch nicht durchsichtig seyn; folgends das Sonnen-Licht nicht durch sich fallen lassen, wenn er davon beschienen wird.
§. 133
Cap. III. Von dem Mond.
Das III. Capitel. Von dem Mond.
§. 132.
Daß der Mond kein Licht vor ſich hat und undurch- ſichtig iſt.
JN Sonnen-Finſterniſſen ſtehet der Mond zwiſchen unſerem Au- ge und der Sonne und decket ſie uns auf eine Weile, daß wir ſie nicht ſehen koͤnnen (§. 245 Aſtron.). Als- denn aber ſiehet er finſter aus, wie eine ſchwartze Scheibe. Derowegen muß der Mond fuͤr ſich kein Licht haben, ſondern ein dunckeler und finſterer Coͤrper ſeyn. Und weil durchſichtige Coͤrper helle ausſehen, wenn ſie zwiſchen dem Auge und dem Lich- te ſtehen, wie wir ſolches auch aus ⃒den Glaßſcheiben ſehen, die des Tages ⃒helle ausſehen, wenn man im Zimmer iſt, weil alsdenn das Licht von innen iſt, hingegen des Nachts helle ſind, wenn man ſie von auſſen auf der Straſſe anſiehet, weil als- denn das Licht im Gemache iſt; der Mond aber, wenn er zwiſchen der Sonne und dem Auge ſtehet, finſter ausſiehet: ſo muß er auch nicht durchſichtig ſeyn; folgends das Sonnen-Licht nicht durch ſich fallen laſſen, wenn er davon beſchienen wird.
§. 133
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Cap. III. Von dem Mond.
Das III. Capitel.
Von dem Mond.
§. 132.
JN Sonnen-Finſterniſſen ſtehet
der Mond zwiſchen unſerem Au-
ge und der Sonne und decket ſie
uns auf eine Weile, daß wir ſie
nicht ſehen koͤnnen (§. 245 Aſtron.). Als-
denn aber ſiehet er finſter aus, wie eine
ſchwartze Scheibe. Derowegen muß der
Mond fuͤr ſich kein Licht haben, ſondern ein
dunckeler und finſterer Coͤrper ſeyn. Und
weil durchſichtige Coͤrper helle ausſehen,
wenn ſie zwiſchen dem Auge und dem Lich-
te ſtehen, wie wir ſolches auch aus ⃒den
Glaßſcheiben ſehen, die des Tages ⃒helle
ausſehen, wenn man im Zimmer iſt, weil
alsdenn das Licht von innen iſt, hingegen
des Nachts helle ſind, wenn man ſie von
auſſen auf der Straſſe anſiehet, weil als-
denn das Licht im Gemache iſt; der Mond
aber, wenn er zwiſchen der Sonne und dem
Auge ſtehet, finſter ausſiehet: ſo muß er
auch nicht durchſichtig ſeyn; folgends das
Sonnen-Licht nicht durch ſich fallen laſſen,
wenn er davon beſchienen wird.
§. 133
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/232>, abgerufen am 23.11.2024.
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