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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. II. Von der Sonne.
das Licht nach und nach in verschiedene
Farben und dieses giebet uns Anlaß den
Unterscheid der Strahlen zubestimmen.
Das Sehen mag geschehen, wie es will, wel-
ches wir an seinem Orte untersuchen wer-
den, so ist gewiß, daß das Licht die Empfin-
dung durch eine Bewegung hervor bringet.
Das starcke Licht der Sonne bringet eine
starcke Bewegung hervor, die nicht bald
aufhöret. Es ist doch aber gewiß, daß sie
nach und nach schwächer wird: denn sonst
würde sie gar nicht aufhören. Derowe-
gen ist die Bewegung stärcker, wenn die
Sonne weiß, als wenn sie gelbe aussiehet:
stärcker, wenn sie gelbe, als wenn sie roth
aussiehet: stärcker, wenn sie roth, als wenn
sie blau aussiehet und endlich stärcker wenn
sie blau als wenn sie schwartz aussiehet, denn
hiermit höret das Sehen und also auch die
Bewegung auf. Eine stärckere Bewegung
wird von einer grösseren Krafft hervorge-
bracht und ein Cörper hat eine grössere
Krafft entweder von der grösseren Ge-
schwindigkeit, oder von der grösseren ei-
genthümlichen Materie. Ein schwaches
und starckes Licht sind allerdinges darinnen
unterschieden, daß in jenem ein geringerer,
in diesem ein grösserer Theil der Himmels-
Lufft beweget wird, wie es die Verstärckung
des Lichtes durch die Brenngläser (§. 136.
T. II. Exper.) und die Schwächung durch

die

Cap. II. Von der Sonne.
das Licht nach und nach in verſchiedene
Farben und dieſes giebet uns Anlaß den
Unterſcheid der Strahlen zubeſtimmen.
Das Sehen mag geſchehen, wie es will, wel-
ches wir an ſeinem Orte unterſuchen wer-
den, ſo iſt gewiß, daß das Licht die Empfin-
dung durch eine Bewegung hervor bringet.
Das ſtarcke Licht der Sonne bringet eine
ſtarcke Bewegung hervor, die nicht bald
aufhoͤret. Es iſt doch aber gewiß, daß ſie
nach und nach ſchwaͤcher wird: denn ſonſt
wuͤrde ſie gar nicht aufhoͤren. Derowe-
gen iſt die Bewegung ſtaͤrcker, wenn die
Sonne weiß, als wenn ſie gelbe ausſiehet:
ſtaͤrcker, wenn ſie gelbe, als wenn ſie roth
ausſiehet: ſtaͤrcker, wenn ſie roth, als wenn
ſie blau ausſiehet und endlich ſtaͤrcker wenn
ſie blau als wenn ſie ſchwartz ausſiehet, denn
hiermit hoͤret das Sehen und alſo auch die
Bewegung auf. Eine ſtaͤrckere Bewegung
wird von einer groͤſſeren Krafft hervorge-
bracht und ein Coͤrper hat eine groͤſſere
Krafft entweder von der groͤſſeren Ge-
ſchwindigkeit, oder von der groͤſſeren ei-
genthuͤmlichen Materie. Ein ſchwaches
und ſtarckes Licht ſind allerdinges darinnen
unterſchieden, daß in jenem ein geringerer,
in dieſem ein groͤſſerer Theil der Himmels-
Lufft beweget wird, wie es die Verſtaͤrckung
des Lichtes durch die Brennglaͤſer (§. 136.
T. II. Exper.) und die Schwaͤchung durch

die
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[189/0225] Cap. II. Von der Sonne. das Licht nach und nach in verſchiedene Farben und dieſes giebet uns Anlaß den Unterſcheid der Strahlen zubeſtimmen. Das Sehen mag geſchehen, wie es will, wel- ches wir an ſeinem Orte unterſuchen wer- den, ſo iſt gewiß, daß das Licht die Empfin- dung durch eine Bewegung hervor bringet. Das ſtarcke Licht der Sonne bringet eine ſtarcke Bewegung hervor, die nicht bald aufhoͤret. Es iſt doch aber gewiß, daß ſie nach und nach ſchwaͤcher wird: denn ſonſt wuͤrde ſie gar nicht aufhoͤren. Derowe- gen iſt die Bewegung ſtaͤrcker, wenn die Sonne weiß, als wenn ſie gelbe ausſiehet: ſtaͤrcker, wenn ſie gelbe, als wenn ſie roth ausſiehet: ſtaͤrcker, wenn ſie roth, als wenn ſie blau ausſiehet und endlich ſtaͤrcker wenn ſie blau als wenn ſie ſchwartz ausſiehet, denn hiermit hoͤret das Sehen und alſo auch die Bewegung auf. Eine ſtaͤrckere Bewegung wird von einer groͤſſeren Krafft hervorge- bracht und ein Coͤrper hat eine groͤſſere Krafft entweder von der groͤſſeren Ge- ſchwindigkeit, oder von der groͤſſeren ei- genthuͤmlichen Materie. Ein ſchwaches und ſtarckes Licht ſind allerdinges darinnen unterſchieden, daß in jenem ein geringerer, in dieſem ein groͤſſerer Theil der Himmels- Lufft beweget wird, wie es die Verſtaͤrckung des Lichtes durch die Brennglaͤſer (§. 136. T. II. Exper.) und die Schwaͤchung durch die

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/225>, abgerufen am 03.05.2024.