Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. II. Von der Sonne.
ometrie unerfahren; so habe ich auch nichts
weiter davon anführen wollen.

Wie die
Strah-
len von
verschie-
dener Art
seyn kön-
nen.
§. 128.

Wir wissen, daß die Strahlen
des Lichtes nicht alle von einerley Art sind
(§. 160 T. II. Exper.). Derowegen da
das Licht durch eine besondere Bewegung
der Himmels-Lufft fort gebracht wird (§.
121), keine Bewegung aber von der andern
als in der Geschwindigkeit oder in der Men-
ge der Materie, die beweget wird, unter-
schieden seyn kan; so müssen auch die ver-
schiedenen Arten der Strahlen entweder
bloß durch die verschiedenen Grade der Ge-
schwindigkeit, oder die Menge der mit ein-
ander bewegten Himmels-Lufft bestehen.
Damit wir nun sehen, worinnen man sie
endlich zu suchen habe; so müssen wir es
genauer überlegen. Es ist eine gemeine
Erfahrung die man alle Tage haben kan,
wenn die Sonne bey hellem Himmel unter-
gehet, oder Vormittage helles Wetter ist.
Wenn man nemlich die Sonne, indem sie
niedrig stehet, oder bald untergehen will,
steiff ansiehet und das Auge bald feste zu-
machet; so siehet man das Bild der Son-
ne noch etliche mahl mit verschlossenen Au-
gen, aber mit einigem Unterscheide. Denn
anfangs ist es helle, wie die Sonne durch
ein gesärbtes Glaß erscheinet: darnach
wird sie gelbe, dann roth, nach diesem blau,
und endlich schwartz. Hier verwandelt sich

das

Cap. II. Von der Sonne.
ometrie unerfahren; ſo habe ich auch nichts
weiter davon anfuͤhren wollen.

Wie die
Strah-
len von
verſchie-
dener Art
ſeyn koͤn-
nen.
§. 128.

Wir wiſſen, daß die Strahlen
des Lichtes nicht alle von einerley Art ſind
(§. 160 T. II. Exper.). Derowegen da
das Licht durch eine beſondere Bewegung
der Himmels-Lufft fort gebracht wird (§.
121), keine Bewegung aber von der andern
als in der Geſchwindigkeit oder in der Men-
ge der Materie, die beweget wird, unter-
ſchieden ſeyn kan; ſo muͤſſen auch die ver-
ſchiedenen Arten der Strahlen entweder
bloß durch die verſchiedenen Grade der Ge-
ſchwindigkeit, oder die Menge der mit ein-
ander bewegten Himmels-Lufft beſtehen.
Damit wir nun ſehen, worinnen man ſie
endlich zu ſuchen habe; ſo muͤſſen wir es
genauer uͤberlegen. Es iſt eine gemeine
Erfahrung die man alle Tage haben kan,
wenn die Sonne bey hellem Himmel unter-
gehet, oder Vormittage helles Wetter iſt.
Wenn man nemlich die Sonne, indem ſie
niedrig ſtehet, oder bald untergehen will,
ſteiff anſiehet und das Auge bald feſte zu-
machet; ſo ſiehet man das Bild der Son-
ne noch etliche mahl mit verſchloſſenen Au-
gen, aber mit einigem Unterſcheide. Denn
anfangs iſt es helle, wie die Sonne durch
ein geſaͤrbtes Glaß erſcheinet: darnach
wird ſie gelbe, dann roth, nach dieſem blau,
und endlich ſchwartz. Hier verwandelt ſich

das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0224" n="188"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. II.</hi> Von der Sonne.</hi></fw><lb/>
ometrie unerfahren; &#x017F;o habe ich auch nichts<lb/>
weiter davon anfu&#x0364;hren wollen.</p><lb/>
              <note place="left">Wie die<lb/>
Strah-<lb/>
len von<lb/>
ver&#x017F;chie-<lb/>
dener Art<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;n-<lb/>
nen.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 128.</head>
              <p>Wir wi&#x017F;&#x017F;en, daß die Strahlen<lb/>
des Lichtes nicht alle von einerley Art &#x017F;ind<lb/>
(§. 160 <hi rendition="#aq">T. II. Exper.</hi>). Derowegen da<lb/>
das Licht durch eine be&#x017F;ondere Bewegung<lb/>
der Himmels-Lufft fort gebracht wird (§.<lb/>
121), keine Bewegung aber von der andern<lb/>
als in der Ge&#x017F;chwindigkeit oder in der Men-<lb/>
ge der Materie, die beweget wird, unter-<lb/>
&#x017F;chieden &#x017F;eyn kan; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch die ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Arten der Strahlen entweder<lb/>
bloß durch die ver&#x017F;chiedenen Grade der Ge-<lb/>
&#x017F;chwindigkeit, oder die Menge der mit ein-<lb/>
ander bewegten Himmels-Lufft be&#x017F;tehen.<lb/>
Damit wir nun &#x017F;ehen, worinnen man &#x017F;ie<lb/>
endlich zu &#x017F;uchen habe; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir es<lb/>
genauer u&#x0364;berlegen. Es i&#x017F;t eine gemeine<lb/>
Erfahrung die man alle Tage haben kan,<lb/>
wenn die Sonne bey hellem Himmel unter-<lb/>
gehet, oder Vormittage helles Wetter i&#x017F;t.<lb/>
Wenn man nemlich die Sonne, indem &#x017F;ie<lb/>
niedrig &#x017F;tehet, oder bald untergehen will,<lb/>
&#x017F;teiff an&#x017F;iehet und das Auge bald fe&#x017F;te zu-<lb/>
machet; &#x017F;o &#x017F;iehet man das Bild der Son-<lb/>
ne noch etliche mahl mit ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Au-<lb/>
gen, aber mit einigem Unter&#x017F;cheide. Denn<lb/>
anfangs i&#x017F;t es helle, wie die Sonne durch<lb/>
ein ge&#x017F;a&#x0364;rbtes Glaß er&#x017F;cheinet: darnach<lb/>
wird &#x017F;ie gelbe, dann roth, nach die&#x017F;em blau,<lb/>
und endlich &#x017F;chwartz. Hier verwandelt &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0224] Cap. II. Von der Sonne. ometrie unerfahren; ſo habe ich auch nichts weiter davon anfuͤhren wollen. §. 128. Wir wiſſen, daß die Strahlen des Lichtes nicht alle von einerley Art ſind (§. 160 T. II. Exper.). Derowegen da das Licht durch eine beſondere Bewegung der Himmels-Lufft fort gebracht wird (§. 121), keine Bewegung aber von der andern als in der Geſchwindigkeit oder in der Men- ge der Materie, die beweget wird, unter- ſchieden ſeyn kan; ſo muͤſſen auch die ver- ſchiedenen Arten der Strahlen entweder bloß durch die verſchiedenen Grade der Ge- ſchwindigkeit, oder die Menge der mit ein- ander bewegten Himmels-Lufft beſtehen. Damit wir nun ſehen, worinnen man ſie endlich zu ſuchen habe; ſo muͤſſen wir es genauer uͤberlegen. Es iſt eine gemeine Erfahrung die man alle Tage haben kan, wenn die Sonne bey hellem Himmel unter- gehet, oder Vormittage helles Wetter iſt. Wenn man nemlich die Sonne, indem ſie niedrig ſtehet, oder bald untergehen will, ſteiff anſiehet und das Auge bald feſte zu- machet; ſo ſiehet man das Bild der Son- ne noch etliche mahl mit verſchloſſenen Au- gen, aber mit einigem Unterſcheide. Denn anfangs iſt es helle, wie die Sonne durch ein geſaͤrbtes Glaß erſcheinet: darnach wird ſie gelbe, dann roth, nach dieſem blau, und endlich ſchwartz. Hier verwandelt ſich das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/224
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/224>, abgerufen am 03.05.2024.