gur hat, wie auch schon Cartesrus(a) an- genommen. Es ist aber diese Materie eine besondere von der Lufft: denn wenn wir un- sere Lufft aus den Gläsern auf das reineste auspumpen, bleibet doch allezeit das Licht darinnen. Und in der Torricellianischen Röhre bleibet es oben über dem Quecksilber einmahl so leichte wie das andere, es mag Lufft in demselben Raume seyn, oder gar keine.
§. 124.
Wir finden in einem verfinster-Wie ver- schiede- nes Licht zu glei- cher Zeit durch ei- nen Raum zugleich fortge- bracht wird. ten Gemache, wo wir durch ein enges Löch- lein Licht hinein fallen lassen, (§. 145 T. II. Epxer.), daß von verschiedenen Sachen Strahlen hineinfallen können, ohne daß sie sich daselbst mit einander vermengen. Man kan es aus der gemeinen Erfahrung lernen. Durch ein enges Löchlein kan man einen grossen Raum auf einmahl übersehen. Man nehme ein Stücklein Papier und steche mit einer Nadel ein subtiles Löchlein darein, hal- te es für das Auge und sehe in die Weite; so wird man einen grossen Raum mit dem Auge fassen. Alles, was man siehet, muß Licht in das Auge werffen, welches man auch daraus abnehmen kan, weil wir weder im finstern etwas sehen, noch wenn das Au- ge von einer Sache weggekehret wird, daß nicht mehr Licht hinein fallen kan. Dero- wegen muß durch das subtile Löchlein in dem Papiere gar viel verschiedenes Licht
durch-
(a)Princip. part. 3. §. 45. p. m. 66.
M 4
Cap. II. Von der Sonne.
gur hat, wie auch ſchon Carteſrus(a) an- genommen. Es iſt aber dieſe Materie eine beſondere von der Lufft: denn wenn wir un- ſere Lufft aus den Glaͤſern auf das reineſte auspumpen, bleibet doch allezeit das Licht darinnen. Und in der Torricellianiſchen Roͤhre bleibet es oben uͤber dem Queckſilber einmahl ſo leichte wie das andere, es mag Lufft in demſelben Raume ſeyn, oder gar keine.
§. 124.
Wir finden in einem verfinſter-Wie ver- ſchiede- nes Licht zu glei- cher Zeit durch ei- nen Raum zugleich fortge- bracht wird. ten Gemache, wo wir durch ein enges Loͤch- lein Licht hinein fallen laſſen, (§. 145 T. II. Epxer.), daß von verſchiedenen Sachen Strahlen hineinfallen koͤnnen, ohne daß ſie ſich daſelbſt mit einander vermengen. Man kan es aus der gemeinen Erfahrung lernen. Durch ein enges Loͤchlein kan man einen groſſen Raum auf einmahl uͤberſehen. Man nehme ein Stuͤcklein Papier und ſteche mit einer Nadel ein ſubtiles Loͤchlein darein, hal- te es fuͤr das Auge und ſehe in die Weite; ſo wird man einen groſſen Raum mit dem Auge faſſen. Alles, was man ſiehet, muß Licht in das Auge werffen, welches man auch daraus abnehmen kan, weil wir weder im finſtern etwas ſehen, noch wenn das Au- ge von einer Sache weggekehret wird, daß nicht mehr Licht hinein fallen kan. Dero- wegen muß durch das ſubtile Loͤchlein in dem Papiere gar viel verſchiedenes Licht
durch-
(a)Princip. part. 3. §. 45. p. m. 66.
M 4
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Cap. II. Von der Sonne.
gur hat, wie auch ſchon Carteſrus (a) an-
genommen. Es iſt aber dieſe Materie eine
beſondere von der Lufft: denn wenn wir un-
ſere Lufft aus den Glaͤſern auf das reineſte
auspumpen, bleibet doch allezeit das Licht
darinnen. Und in der Torricellianiſchen
Roͤhre bleibet es oben uͤber dem Queckſilber
einmahl ſo leichte wie das andere, es mag
Lufft in demſelben Raume ſeyn, oder gar
keine.
§. 124. Wir finden in einem verfinſter-
ten Gemache, wo wir durch ein enges Loͤch-
lein Licht hinein fallen laſſen, (§. 145 T. II.
Epxer.), daß von verſchiedenen Sachen
Strahlen hineinfallen koͤnnen, ohne daß ſie
ſich daſelbſt mit einander vermengen. Man
kan es aus der gemeinen Erfahrung lernen.
Durch ein enges Loͤchlein kan man einen
groſſen Raum auf einmahl uͤberſehen. Man
nehme ein Stuͤcklein Papier und ſteche mit
einer Nadel ein ſubtiles Loͤchlein darein, hal-
te es fuͤr das Auge und ſehe in die Weite;
ſo wird man einen groſſen Raum mit dem
Auge faſſen. Alles, was man ſiehet, muß
Licht in das Auge werffen, welches man
auch daraus abnehmen kan, weil wir weder
im finſtern etwas ſehen, noch wenn das Au-
ge von einer Sache weggekehret wird, daß
nicht mehr Licht hinein fallen kan. Dero-
wegen muß durch das ſubtile Loͤchlein in
dem Papiere gar viel verſchiedenes Licht
durch-
Wie ver-
ſchiede-
nes Licht
zu glei-
cher Zeit
durch ei-
nen
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zugleich
fortge-
bracht
wird.
(a) Princip. part. 3. §. 45. p. m. 66.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/219>, abgerufen am 24.11.2024.
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