Theile der Materie des Lichtes von gleicher Grösse seyn und eine ausdehnende Krafft haben. Denn wir müssen sie in dem Stan- de annehmen, die erfordert wird, wenn das Licht durch sie am besten fortgebracht wer- den soll.
Wie die Materie des Lich- tes be- schaffen.
§. 123.
Wir haben schon gesehen, daß die Materie des Lichtes, oder die Himmels- Lufft aus gleich grossen Theilen bestehen muß, die einander berühren und eine aus- dehnende Krafft haben (§. 122): allein es ist nun die Frage, was diese Theile für eine Figur haben. Es ist wohl wahr, daß man aus dem vorhin angeführten Versuche (§. cit) muthmassen könnte, daß ihre Figur kugelrundt wäre: allein wir haben einen andern Grund, daraus wir solches klärer zeigen können. Wenn das Licht auf eine ebe- ne und glatte Fläche fället, dergleichen ein Spiegel ist, so wird es dergestalt zurücke geworffen, daß der einfallende Strahl und der zurücke prallende mit dem Spiegel ei- nerley Winckel machen (§. 146. T. II. Exp.). Dieses aber ist die Eigenschafft einer Kugel die eine ausdehnende Krafft hat (§. 400 Mech. Lat.), wie man auch mit einem har- ten Balle im Ballhause oder mit einer helf- fenbeinernen Kugel, die man an dem Ran- de der Taffel anschiebet, bald versuchen kan. Und demnach zeiget auch diese Eigenschafft des Lichtes, daß die Materie, dadurch es fortgebracht wird, eine kugelrundte Fi-
gur
Cap. II. Von der Sonne.
Theile der Materie des Lichtes von gleicher Groͤſſe ſeyn und eine ausdehnende Krafft haben. Denn wir muͤſſen ſie in dem Stan- de annehmen, die erfordert wird, wenn das Licht durch ſie am beſten fortgebracht wer- den ſoll.
Wie die Materie des Lich- tes be- ſchaffen.
§. 123.
Wir haben ſchon geſehen, daß die Materie des Lichtes, oder die Himmels- Lufft aus gleich groſſen Theilen beſtehen muß, die einander beruͤhren und eine aus- dehnende Krafft haben (§. 122): allein es iſt nun die Frage, was dieſe Theile fuͤr eine Figur haben. Es iſt wohl wahr, daß man aus dem vorhin angefuͤhrten Verſuche (§. cit) muthmaſſen koͤnnte, daß ihre Figur kugelrundt waͤre: allein wir haben einen andern Grund, daraus wir ſolches klaͤrer zeigen koͤnnen. Wenn das Licht auf eine ebe- ne und glatte Flaͤche faͤllet, dergleichen ein Spiegel iſt, ſo wird es dergeſtalt zuruͤcke geworffen, daß der einfallende Strahl und der zuruͤcke prallende mit dem Spiegel ei- nerley Winckel machen (§. 146. T. II. Exp.). Dieſes aber iſt die Eigenſchafft einer Kugel die eine ausdehnende Krafft hat (§. 400 Mech. Lat.), wie man auch mit einem har- ten Balle im Ballhauſe oder mit einer helf- fenbeinernen Kugel, die man an dem Ran- de der Taffel anſchiebet, bald verſuchen kan. Und demnach zeiget auch dieſe Eigenſchafft des Lichtes, daß die Materie, dadurch es fortgebracht wird, eine kugelrundte Fi-
gur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0218"n="182"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. II.</hi> Von der Sonne.</hi></fw><lb/>
Theile der Materie des Lichtes von gleicher<lb/>
Groͤſſe ſeyn und eine ausdehnende Krafft<lb/>
haben. Denn wir muͤſſen ſie in dem Stan-<lb/>
de annehmen, die erfordert wird, wenn das<lb/>
Licht durch ſie am beſten fortgebracht wer-<lb/>
den ſoll.</p><lb/><noteplace="left">Wie die<lb/>
Materie<lb/>
des Lich-<lb/>
tes be-<lb/>ſchaffen.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 123.</head><p>Wir haben ſchon geſehen, daß<lb/>
die Materie des Lichtes, oder die Himmels-<lb/>
Lufft aus gleich groſſen Theilen beſtehen<lb/>
muß, die einander beruͤhren und eine aus-<lb/>
dehnende Krafft haben (§. 122): allein es<lb/>
iſt nun die Frage, was dieſe Theile fuͤr eine<lb/>
Figur haben. Es iſt wohl wahr, daß man<lb/>
aus dem vorhin angefuͤhrten Verſuche (§.<lb/><hirendition="#aq">cit</hi>) muthmaſſen koͤnnte, daß ihre Figur<lb/>
kugelrundt waͤre: allein wir haben einen<lb/>
andern Grund, daraus wir ſolches klaͤrer<lb/>
zeigen koͤnnen. Wenn das Licht auf eine ebe-<lb/>
ne und glatte Flaͤche faͤllet, dergleichen ein<lb/>
Spiegel iſt, ſo wird es dergeſtalt zuruͤcke<lb/>
geworffen, daß der einfallende Strahl und<lb/>
der zuruͤcke prallende mit dem Spiegel ei-<lb/>
nerley Winckel machen (§. 146. <hirendition="#aq">T. II. Exp.</hi>).<lb/>
Dieſes aber iſt die Eigenſchafft einer Kugel<lb/>
die eine ausdehnende Krafft hat (§. 400<lb/><hirendition="#aq">Mech. Lat.</hi>), wie man auch mit einem har-<lb/>
ten Balle im Ballhauſe oder mit einer helf-<lb/>
fenbeinernen Kugel, die man an dem Ran-<lb/>
de der Taffel anſchiebet, bald verſuchen kan.<lb/>
Und demnach zeiget auch dieſe Eigenſchafft<lb/>
des Lichtes, daß die Materie, dadurch es<lb/>
fortgebracht wird, eine kugelrundte Fi-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gur</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[182/0218]
Cap. II. Von der Sonne.
Theile der Materie des Lichtes von gleicher
Groͤſſe ſeyn und eine ausdehnende Krafft
haben. Denn wir muͤſſen ſie in dem Stan-
de annehmen, die erfordert wird, wenn das
Licht durch ſie am beſten fortgebracht wer-
den ſoll.
§. 123. Wir haben ſchon geſehen, daß
die Materie des Lichtes, oder die Himmels-
Lufft aus gleich groſſen Theilen beſtehen
muß, die einander beruͤhren und eine aus-
dehnende Krafft haben (§. 122): allein es
iſt nun die Frage, was dieſe Theile fuͤr eine
Figur haben. Es iſt wohl wahr, daß man
aus dem vorhin angefuͤhrten Verſuche (§.
cit) muthmaſſen koͤnnte, daß ihre Figur
kugelrundt waͤre: allein wir haben einen
andern Grund, daraus wir ſolches klaͤrer
zeigen koͤnnen. Wenn das Licht auf eine ebe-
ne und glatte Flaͤche faͤllet, dergleichen ein
Spiegel iſt, ſo wird es dergeſtalt zuruͤcke
geworffen, daß der einfallende Strahl und
der zuruͤcke prallende mit dem Spiegel ei-
nerley Winckel machen (§. 146. T. II. Exp.).
Dieſes aber iſt die Eigenſchafft einer Kugel
die eine ausdehnende Krafft hat (§. 400
Mech. Lat.), wie man auch mit einem har-
ten Balle im Ballhauſe oder mit einer helf-
fenbeinernen Kugel, die man an dem Ran-
de der Taffel anſchiebet, bald verſuchen kan.
Und demnach zeiget auch dieſe Eigenſchafft
des Lichtes, daß die Materie, dadurch es
fortgebracht wird, eine kugelrundte Fi-
gur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/218>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.