Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.Cap. II. Von der Sonne entstehen, die in der Lufft sind, wie wirunten umständlicher zeigen werden und ein jeder durch weniges Nachdencken vor sich erreichen kan. Derowegen können wir hieraus erkennen, daß die Sonnen-Flecken aus einer Materie entstehen müßen, welche aus der Sonne ausdunstet. Weil nun aber die Flecken wieder vergehen und die Sonne lange Zeit ohne alle Flecken zu sehen ist; so muß auch diese Materie wieder in die Sonne zurücke fallen. Was es eigentlich für eine Materie sey und ob sie mit einer ü- bereinkommet, die wir auf dem Erdboden haben; lässet sich wegen der Weite von der Erde nicht bestimmen. Weil wir aber nicht weiter gehen, als wir vermöge der Observationen gelangen können; so be- kümmern wir uns auch nicht darum. Will man eine Wolcke einen Cörper nennen, der um den Welt-Cörper aus seinen Ausdün- stungen entstehet; so wird niemand zuwie- der seyn, der das vorhergehende erkandt, wenn wir die Sonnen Flecken Sonnen- Wolcken nennen wollen: nur müssen wir sie nicht in der eigenthümlichen Materie mit unsern Wolcken für einerley halten. §. 116. Weil die Materie, daraus dieDaß die fol-
Cap. II. Von der Sonne entſtehen, die in der Lufft ſind, wie wirunten umſtaͤndlicher zeigen werden und ein jeder durch weniges Nachdencken vor ſich erreichen kan. Derowegen koͤnnen wir hieraus erkennen, daß die Sonnen-Flecken aus einer Materie entſtehen muͤßen, welche aus der Sonne ausdunſtet. Weil nun aber die Flecken wieder vergehen und die Sonne lange Zeit ohne alle Flecken zu ſehen iſt; ſo muß auch dieſe Materie wieder in die Sonne zuruͤcke fallen. Was es eigentlich fuͤr eine Materie ſey und ob ſie mit einer uͤ- bereinkommet, die wir auf dem Erdboden haben; laͤſſet ſich wegen der Weite von der Erde nicht beſtimmen. Weil wir aber nicht weiter gehen, als wir vermoͤge der Obſervationen gelangen koͤnnen; ſo be- kuͤmmern wir uns auch nicht darum. Will man eine Wolcke einen Coͤrper nennen, der um den Welt-Coͤrper aus ſeinen Ausduͤn- ſtungen entſtehet; ſo wird niemand zuwie- der ſeyn, der das vorhergehende erkandt, wenn wir die Sonnen Flecken Sonnen- Wolcken nennen wollen: nur muͤſſen wir ſie nicht in der eigenthuͤmlichen Materie mit unſern Wolcken fuͤr einerley halten. §. 116. Weil die Materie, daraus dieDaß die fol-
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Cap. II. Von der Sonne
entſtehen, die in der Lufft ſind, wie wir
unten umſtaͤndlicher zeigen werden und ein
jeder durch weniges Nachdencken vor ſich
erreichen kan. Derowegen koͤnnen wir
hieraus erkennen, daß die Sonnen-Flecken
aus einer Materie entſtehen muͤßen, welche
aus der Sonne ausdunſtet. Weil nun
aber die Flecken wieder vergehen und die
Sonne lange Zeit ohne alle Flecken zu ſehen
iſt; ſo muß auch dieſe Materie wieder in die
Sonne zuruͤcke fallen. Was es eigentlich
fuͤr eine Materie ſey und ob ſie mit einer uͤ-
bereinkommet, die wir auf dem Erdboden
haben; laͤſſet ſich wegen der Weite von der
Erde nicht beſtimmen. Weil wir aber
nicht weiter gehen, als wir vermoͤge der
Obſervationen gelangen koͤnnen; ſo be-
kuͤmmern wir uns auch nicht darum. Will
man eine Wolcke einen Coͤrper nennen, der
um den Welt-Coͤrper aus ſeinen Ausduͤn-
ſtungen entſtehet; ſo wird niemand zuwie-
der ſeyn, der das vorhergehende erkandt,
wenn wir die Sonnen Flecken Sonnen-
Wolcken nennen wollen: nur muͤſſen wir
ſie nicht in der eigenthuͤmlichen Materie
mit unſern Wolcken fuͤr einerley halten.
§. 116. Weil die Materie, daraus die
Sonnen-Flecken gezeuget werden, eine
dunckele Materie iſt und aus der Sonne
aufſteiget (§. 115); ſo kan die Materie der
Sonne keine einfache Materie (§. 32),
fol-
Daß die
Sonne
kein ele-
mentari-
ſches
Feuer iſt.
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