Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. II. Von der Sonne.
und 25 aber an dessen stat einen ausgebrei-
teten Nebel sahe, wie die Figur e nebst den
dabey gezeichneten Tagen ausweiset. Man
findet auch aus andern Observationen,
daß die Figur der Sonnen-Flecken gemei-
niglich sehr irregulär ist, auch einige länger
als andere dauren, öffters mitten in der
Sonne entstehen und wiederumb daselbst
verschwinden. Weil nun diese Flecken
dunckel sind, da die Sonne sonst über und
über helle ist; so müssen sie auch aus einer
Materie bestehen, die an sich dunckel ist und
das Licht der Sonne nicht durchfallen lässet.
Da sie in der Sonne sind oder doch sehr
nahe bey ihr (§. 114), so muß diese Materie
aus der Sonne kommen. Wenn wir auf
alles acht geben, was man von ihnen an-
mercket, so treffen wir alles bey ihnen an,
was wir bey unseren Wolcken wahrneh-
men. Denn unsere Wolcken haben auch
gemeiniglich eine irreguläre Figur; sind in
der Mitten dichter und um den Rand her-
um dünner; sie fahren aus einander und
werden groß, fahren auch zuweilen in ein-
ander und werden klein, eine zertheilet sich
in viele, viele gehen zusammen in eine; sie
entstehen öffters bey hellen Himmel und
verschwinden auch wieder mitten im Him-
mel, daß man nicht weiß, wo sie hinkom-
men. Dieses alles findet bey den Wol-
cken deswegen stat, weil sie aus Dünsten

ent-

Cap. II. Von der Sonne.
und 25 aber an deſſen ſtat einen ausgebrei-
teten Nebel ſahe, wie die Figur e nebſt den
dabey gezeichneten Tagen ausweiſet. Man
findet auch aus andern Obſervationen,
daß die Figur der Sonnen-Flecken gemei-
niglich ſehr irregulaͤr iſt, auch einige laͤnger
als andere dauren, oͤffters mitten in der
Sonne entſtehen und wiederumb daſelbſt
verſchwinden. Weil nun dieſe Flecken
dunckel ſind, da die Sonne ſonſt uͤber und
uͤber helle iſt; ſo muͤſſen ſie auch aus einer
Materie beſtehen, die an ſich dunckel iſt und
das Licht der Sonne nicht durchfallen laͤſſet.
Da ſie in der Sonne ſind oder doch ſehr
nahe bey ihr (§. 114), ſo muß dieſe Materie
aus der Sonne kommen. Wenn wir auf
alles acht geben, was man von ihnen an-
mercket, ſo treffen wir alles bey ihnen an,
was wir bey unſeren Wolcken wahrneh-
men. Denn unſere Wolcken haben auch
gemeiniglich eine irregulaͤre Figur; ſind in
der Mitten dichter und um den Rand her-
um duͤnner; ſie fahren aus einander und
werden groß, fahren auch zuweilen in ein-
ander und werden klein, eine zertheilet ſich
in viele, viele gehen zuſammen in eine; ſie
entſtehen oͤffters bey hellen Himmel und
verſchwinden auch wieder mitten im Him-
mel, daß man nicht weiß, wo ſie hinkom-
men. Dieſes alles findet bey den Wol-
cken deswegen ſtat, weil ſie aus Duͤnſten

ent-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0208" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Cap. II.</hi> Von der Sonne.</hi></fw><lb/>
und 25 aber an de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tat einen ausgebrei-<lb/>
teten Nebel &#x017F;ahe, wie die Figur <hi rendition="#aq">e</hi> neb&#x017F;t den<lb/>
dabey gezeichneten Tagen auswei&#x017F;et. Man<lb/>
findet auch aus andern <hi rendition="#aq">Ob&#x017F;ervation</hi>en,<lb/>
daß die Figur der Sonnen-Flecken gemei-<lb/>
niglich &#x017F;ehr irregula&#x0364;r i&#x017F;t, auch einige la&#x0364;nger<lb/>
als andere dauren, o&#x0364;ffters mitten in der<lb/>
Sonne ent&#x017F;tehen und wiederumb da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ver&#x017F;chwinden. Weil nun die&#x017F;e Flecken<lb/>
dunckel &#x017F;ind, da die Sonne &#x017F;on&#x017F;t u&#x0364;ber und<lb/>
u&#x0364;ber helle i&#x017F;t; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie auch aus einer<lb/>
Materie be&#x017F;tehen, die an &#x017F;ich dunckel i&#x017F;t und<lb/>
das Licht der Sonne nicht durchfallen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et.<lb/>
Da &#x017F;ie in der Sonne &#x017F;ind oder doch &#x017F;ehr<lb/>
nahe bey ihr (§. 114), &#x017F;o muß die&#x017F;e Materie<lb/>
aus der Sonne kommen. Wenn wir auf<lb/>
alles acht geben, was man von ihnen an-<lb/>
mercket, &#x017F;o treffen wir alles bey ihnen an,<lb/>
was wir bey un&#x017F;eren Wolcken wahrneh-<lb/>
men. Denn un&#x017F;ere Wolcken haben auch<lb/>
gemeiniglich eine irregula&#x0364;re Figur; &#x017F;ind in<lb/>
der Mitten dichter und um den Rand her-<lb/>
um du&#x0364;nner; &#x017F;ie fahren aus einander und<lb/>
werden groß, fahren auch zuweilen in ein-<lb/>
ander und werden klein, eine zertheilet &#x017F;ich<lb/>
in viele, viele gehen zu&#x017F;ammen in eine; &#x017F;ie<lb/>
ent&#x017F;tehen o&#x0364;ffters bey hellen Himmel und<lb/>
ver&#x017F;chwinden auch wieder mitten im Him-<lb/>
mel, daß man nicht weiß, wo &#x017F;ie hinkom-<lb/>
men. Die&#x017F;es alles findet bey den Wol-<lb/>
cken deswegen &#x017F;tat, weil &#x017F;ie aus Du&#x0364;n&#x017F;ten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ent-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0208] Cap. II. Von der Sonne. und 25 aber an deſſen ſtat einen ausgebrei- teten Nebel ſahe, wie die Figur e nebſt den dabey gezeichneten Tagen ausweiſet. Man findet auch aus andern Obſervationen, daß die Figur der Sonnen-Flecken gemei- niglich ſehr irregulaͤr iſt, auch einige laͤnger als andere dauren, oͤffters mitten in der Sonne entſtehen und wiederumb daſelbſt verſchwinden. Weil nun dieſe Flecken dunckel ſind, da die Sonne ſonſt uͤber und uͤber helle iſt; ſo muͤſſen ſie auch aus einer Materie beſtehen, die an ſich dunckel iſt und das Licht der Sonne nicht durchfallen laͤſſet. Da ſie in der Sonne ſind oder doch ſehr nahe bey ihr (§. 114), ſo muß dieſe Materie aus der Sonne kommen. Wenn wir auf alles acht geben, was man von ihnen an- mercket, ſo treffen wir alles bey ihnen an, was wir bey unſeren Wolcken wahrneh- men. Denn unſere Wolcken haben auch gemeiniglich eine irregulaͤre Figur; ſind in der Mitten dichter und um den Rand her- um duͤnner; ſie fahren aus einander und werden groß, fahren auch zuweilen in ein- ander und werden klein, eine zertheilet ſich in viele, viele gehen zuſammen in eine; ſie entſtehen oͤffters bey hellen Himmel und verſchwinden auch wieder mitten im Him- mel, daß man nicht weiß, wo ſie hinkom- men. Dieſes alles findet bey den Wol- cken deswegen ſtat, weil ſie aus Duͤnſten ent-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/208
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/208>, abgerufen am 25.11.2024.