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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. I. Von den
stimmen keinesweges vermag. Hevelius
i ist gar der Meinung, daß die Grösse
der Fixsterne veränderlich sey, weil er sie zu
seiner Zeit anders gefunden, als ihre Grösse
von den Alten angegeben wird: denn er
kan sich nicht überreden, daß solches aus
Nachlaßigkeit der Alten, oder weil sie ein
blöderes Gesichte gehabt, herkomme. Er
hält für ungereimet, wenn man sich schmei-
cheln wolle, man könne heute zu Tage
schärffer sehen als vor diesem und habe ein
besseres Augen Maaß als die Alten gehabt,
oder lasse sich auch eine Sache mehr ange-
legen seyn, als man vor diesem gethan.
Und zwar hält er es um so viel ungereimter,
je leichter es zu unterscheiden, sonderlich bey
den grossen Sternen, ob sie an Licht und
Grösse einander gleich sind. Hevelius han-
delt hierinnen, wie verständige zuthun ge-
wohnet sind, die können sich um so viel weni-
ger von Leuten von Verstande überreden,
daß sie einen Fehler in einer Sache, die sie
überleget, sollten begangen haben, je leichter
derselbe zu sehen ist und je ungereimter er
heraus kommet.

Firsterne
verschwinden.
§. 110.

Allein dieses ist wunderbahrer
und verdienet mehrere Aufmercksamkeit,
daß unterweilen einige Fixsterne gar ver-
schwinden und nicht wieder kommen, die

man
i in Prodromo Astron. c. 8 f. 120.

Cap. I. Von den
ſtimmen keinesweges vermag. Hevelius
i iſt gar der Meinung, daß die Groͤſſe
der Fixſterne veraͤnderlich ſey, weil er ſie zu
ſeiner Zeit anders gefunden, als ihre Groͤſſe
von den Alten angegeben wird: denn er
kan ſich nicht uͤberreden, daß ſolches aus
Nachlaßigkeit der Alten, oder weil ſie ein
bloͤderes Geſichte gehabt, herkomme. Er
haͤlt fuͤr ungereimet, wenn man ſich ſchmei-
cheln wolle, man koͤnne heute zu Tage
ſchaͤrffer ſehen als vor dieſem und habe ein
beſſeres Augen Maaß als die Alten gehabt,
oder laſſe ſich auch eine Sache mehr ange-
legen ſeyn, als man vor dieſem gethan.
Und zwar haͤlt er es um ſo viel ungereimter,
je leichter es zu unterſcheiden, ſonderlich bey
den groſſen Sternen, ob ſie an Licht und
Groͤſſe einander gleich ſind. Hevelius han-
delt hierinnen, wie verſtaͤndige zuthun ge-
wohnet ſind, die koͤnnen ſich um ſo viel weni-
ger von Leuten von Verſtande uͤberreden,
daß ſie einen Fehler in einer Sache, die ſie
uͤberleget, ſollten begangen haben, je leichter
derſelbe zu ſehen iſt und je ungereimter er
heraus kommet.

Firſterne
verſchwinden.
§. 110.

Allein dieſes iſt wunderbahrer
und verdienet mehrere Aufmerckſamkeit,
daß unterweilen einige Fixſterne gar ver-
ſchwinden und nicht wieder kommen, die

man
i in Prodromo Aſtron. c. 8 f. 120.
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[160/0196] Cap. I. Von den ſtimmen keinesweges vermag. Hevelius i iſt gar der Meinung, daß die Groͤſſe der Fixſterne veraͤnderlich ſey, weil er ſie zu ſeiner Zeit anders gefunden, als ihre Groͤſſe von den Alten angegeben wird: denn er kan ſich nicht uͤberreden, daß ſolches aus Nachlaßigkeit der Alten, oder weil ſie ein bloͤderes Geſichte gehabt, herkomme. Er haͤlt fuͤr ungereimet, wenn man ſich ſchmei- cheln wolle, man koͤnne heute zu Tage ſchaͤrffer ſehen als vor dieſem und habe ein beſſeres Augen Maaß als die Alten gehabt, oder laſſe ſich auch eine Sache mehr ange- legen ſeyn, als man vor dieſem gethan. Und zwar haͤlt er es um ſo viel ungereimter, je leichter es zu unterſcheiden, ſonderlich bey den groſſen Sternen, ob ſie an Licht und Groͤſſe einander gleich ſind. Hevelius han- delt hierinnen, wie verſtaͤndige zuthun ge- wohnet ſind, die koͤnnen ſich um ſo viel weni- ger von Leuten von Verſtande uͤberreden, daß ſie einen Fehler in einer Sache, die ſie uͤberleget, ſollten begangen haben, je leichter derſelbe zu ſehen iſt und je ungereimter er heraus kommet. §. 110. Allein dieſes iſt wunderbahrer und verdienet mehrere Aufmerckſamkeit, daß unterweilen einige Fixſterne gar ver- ſchwinden und nicht wieder kommen, die man i in Prodromo Aſtron. c. 8 f. 120.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/196>, abgerufen am 18.05.2024.