ersten, oder auch eine Seite von dieser Flä- che. Wenn man nun beyde Würffel ge- gen einander abwieget, so ist der grosse nicht viermahl, sondern acht mahl so schweer als der kleine. Und also richtet sich die Schwee- re nicht nach der Fläche des Cörpers, son- dern nach der Menge der eigenthümlichen Materie.
Die schweer- machende Materie durch- dringet die subti- lesten Zwischen- Räum- lein der Cörper.
§. 91.
Weil nun die schweermachende Materie nicht von aussen in den Cörper würcket, sondern vielmehr von innen die kleinen Theile desselben gegen den Mittel- Punct der Erde treibet; so muß sie auch in die Zwischen-Räumlein der dichtesten Cör- per frey hinein dringen können. Will man sich dieses deutlicher vorstellen, so kan es auf solgende Weise geschehen. Das Gold ist die schweereste und dichteste unter allen Materien, die wir kennen. Und da die kleinesten Stäublein derselben, welche wir durch die Vergrösserungs-Gläser, die am meisten vergrössern, entdecken können, noch immer dichtes Gold bleiben; so ist kein Zweiffel, daß sie auch den Grad der Schweere behalten, welche das Gold ü- berhaupt hat, massen die Art der Schweere sich nach der Dichtigkeit der Materie (§. 4. T. I. Exper.), diese nach der Zusam- mensetzung der Theile derer Materien rich- tet, durch deren Vermischung das Gold in der Natur entstehet (§. 32. 37). Derowe-
gen
Cap. III. Von dem Unterſcheide
erſten, oder auch eine Seite von dieſer Flaͤ- che. Wenn man nun beyde Wuͤrffel ge- gen einander abwieget, ſo iſt der groſſe nicht viermahl, ſondern acht mahl ſo ſchweer als der kleine. Und alſo richtet ſich die Schwee- re nicht nach der Flaͤche des Coͤrpers, ſon- dern nach der Menge der eigenthuͤmlichen Materie.
Die ſchweer- machende Materie durch- dringet die ſubti- leſten Zwiſchen- Raͤum- lein der Coͤrper.
§. 91.
Weil nun die ſchweermachende Materie nicht von auſſen in den Coͤrper wuͤrcket, ſondern vielmehr von innen die kleinen Theile deſſelben gegen den Mittel- Punct der Erde treibet; ſo muß ſie auch in die Zwiſchen-Raͤumlein der dichteſten Coͤr- per frey hinein dringen koͤnnen. Will man ſich dieſes deutlicher vorſtellen, ſo kan es auf ſolgende Weiſe geſchehen. Das Gold iſt die ſchweereſte und dichteſte unter allen Materien, die wir kennen. Und da die kleineſten Staͤublein derſelben, welche wir durch die Vergroͤſſerungs-Glaͤſer, die am meiſten vergroͤſſern, entdecken koͤnnen, noch immer dichtes Gold bleiben; ſo iſt kein Zweiffel, daß ſie auch den Grad der Schweere behalten, welche das Gold uͤ- berhaupt hat, maſſen die Art der Schweere ſich nach der Dichtigkeit der Materie (§. 4. T. I. Exper.), dieſe nach der Zuſam- menſetzung der Theile derer Materien rich- tet, durch deren Vermiſchung das Gold in der Natur entſtehet (§. 32. 37). Derowe-
gen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0162"n="126"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Cap. III.</hi> Von dem Unterſcheide</hi></fw><lb/>
erſten, oder auch eine Seite von dieſer Flaͤ-<lb/>
che. Wenn man nun beyde Wuͤrffel ge-<lb/>
gen einander abwieget, ſo iſt der groſſe nicht<lb/>
viermahl, ſondern acht mahl ſo ſchweer als<lb/>
der kleine. Und alſo richtet ſich die Schwee-<lb/>
re nicht nach der Flaͤche des Coͤrpers, ſon-<lb/>
dern nach der Menge der eigenthuͤmlichen<lb/>
Materie.</p><lb/><noteplace="left">Die<lb/>ſchweer-<lb/>
machende<lb/>
Materie<lb/>
durch-<lb/>
dringet<lb/>
die ſubti-<lb/>
leſten<lb/>
Zwiſchen-<lb/>
Raͤum-<lb/>
lein der<lb/>
Coͤrper.</note></div><lb/><divn="4"><head>§. 91.</head><p>Weil nun die ſchweermachende<lb/>
Materie nicht von auſſen in den Coͤrper<lb/>
wuͤrcket, ſondern vielmehr von innen die<lb/>
kleinen Theile deſſelben gegen den Mittel-<lb/>
Punct der Erde treibet; ſo muß ſie auch in<lb/>
die Zwiſchen-Raͤumlein der dichteſten Coͤr-<lb/>
per frey hinein dringen koͤnnen. Will man<lb/>ſich dieſes deutlicher vorſtellen, ſo kan es auf<lb/>ſolgende Weiſe geſchehen. Das Gold iſt<lb/>
die ſchweereſte und dichteſte unter allen<lb/>
Materien, die wir kennen. Und da die<lb/>
kleineſten Staͤublein derſelben, welche wir<lb/>
durch die Vergroͤſſerungs-Glaͤſer, die am<lb/>
meiſten vergroͤſſern, entdecken koͤnnen, noch<lb/>
immer dichtes Gold bleiben; ſo iſt kein<lb/>
Zweiffel, daß ſie auch den Grad der<lb/>
Schweere behalten, welche das Gold uͤ-<lb/>
berhaupt hat, maſſen die Art der Schweere<lb/>ſich nach der Dichtigkeit der Materie (§.<lb/>
4. <hirendition="#aq">T. I. Exper.</hi>), dieſe nach der Zuſam-<lb/>
menſetzung der Theile derer Materien rich-<lb/>
tet, durch deren Vermiſchung das Gold in<lb/>
der Natur entſtehet (§. 32. 37). Derowe-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gen</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[126/0162]
Cap. III. Von dem Unterſcheide
erſten, oder auch eine Seite von dieſer Flaͤ-
che. Wenn man nun beyde Wuͤrffel ge-
gen einander abwieget, ſo iſt der groſſe nicht
viermahl, ſondern acht mahl ſo ſchweer als
der kleine. Und alſo richtet ſich die Schwee-
re nicht nach der Flaͤche des Coͤrpers, ſon-
dern nach der Menge der eigenthuͤmlichen
Materie.
§. 91. Weil nun die ſchweermachende
Materie nicht von auſſen in den Coͤrper
wuͤrcket, ſondern vielmehr von innen die
kleinen Theile deſſelben gegen den Mittel-
Punct der Erde treibet; ſo muß ſie auch in
die Zwiſchen-Raͤumlein der dichteſten Coͤr-
per frey hinein dringen koͤnnen. Will man
ſich dieſes deutlicher vorſtellen, ſo kan es auf
ſolgende Weiſe geſchehen. Das Gold iſt
die ſchweereſte und dichteſte unter allen
Materien, die wir kennen. Und da die
kleineſten Staͤublein derſelben, welche wir
durch die Vergroͤſſerungs-Glaͤſer, die am
meiſten vergroͤſſern, entdecken koͤnnen, noch
immer dichtes Gold bleiben; ſo iſt kein
Zweiffel, daß ſie auch den Grad der
Schweere behalten, welche das Gold uͤ-
berhaupt hat, maſſen die Art der Schweere
ſich nach der Dichtigkeit der Materie (§.
4. T. I. Exper.), dieſe nach der Zuſam-
menſetzung der Theile derer Materien rich-
tet, durch deren Vermiſchung das Gold in
der Natur entſtehet (§. 32. 37). Derowe-
gen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/162>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.