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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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wegen der veränderlichen Materie.
zeigete (§. 8),; so wäre die Schweere eine
eigenthümliche Bewegung. Nemlich die
schweere Materie sey eben die jenige, welche
ihre Bewegung gegen den Mittel Punct
der Erde, oder einen andern Welt Cörper
erhalten. Allein wir wissen, daß in der
Bewegung einerley Grad der Geschwin-
digkeit verbleibet, woferne keine Ursache
von aussen vorhanden, warum sich dieselbe
ändert (§. 610 Met.). Dero wegen da ein
schweerer Cörper, indem er sich gegen den
Mittel-Punct der Erde beweget, sich nicht
beständig mit einem unveränderten Gra-
de der Geschwindigkeit beweget, sondern
vielmehr in einem fort seine Geschwindig-
keit ändert (§. 1. T. II. Exper.); so muß
nothwendig eine Ursache von aussen seyn,
wodurch die Geschwindigkeit verändert
wird. Derowegen weil ein Cörper seine
Geschwindigkeit ändert, indem von aussen
ein anderer an ihn stösset (§. 664 Met.); so
muß auch eine schweermachende Materie
vorhanden seyn, welche an die Cörper o-
der ihre Materie stösset, indem ihre Ge-
schwindigkeit im Fallen vergrössert wird.

§. 88.

Die Versuche zeigen es, daß einSchweer
machende
Materie
würcket
ohne Un-
terlaß
und ist ü-

schweerer Cörper, indem er zu fallen be-
ginnet, seine Geschwindigkeit in einem fort
ändert und ohne Unterlaß sort sich immer
geschwinder beweget (§. 1 T. II. Exper.).
Da nun die Geschwindigkeit nicht anders

als

wegen der veraͤnderlichen Materie.
zeigete (§. 8),; ſo waͤre die Schweere eine
eigenthuͤmliche Bewegung. Nemlich die
ſchweere Materie ſey eben die jenige, welche
ihre Bewegung gegen den Mittel Punct
der Erde, oder einen andern Welt Coͤrper
erhalten. Allein wir wiſſen, daß in der
Bewegung einerley Grad der Geſchwin-
digkeit verbleibet, woferne keine Urſache
von auſſen vorhanden, warum ſich dieſelbe
aͤndert (§. 610 Met.). Dero wegen da ein
ſchweerer Coͤrper, indem er ſich gegen den
Mittel-Punct der Erde beweget, ſich nicht
beſtaͤndig mit einem unveraͤnderten Gra-
de der Geſchwindigkeit beweget, ſondern
vielmehr in einem fort ſeine Geſchwindig-
keit aͤndert (§. 1. T. II. Exper.); ſo muß
nothwendig eine Urſache von auſſen ſeyn,
wodurch die Geſchwindigkeit veraͤndert
wird. Derowegen weil ein Coͤrper ſeine
Geſchwindigkeit aͤndert, indem von auſſen
ein anderer an ihn ſtoͤſſet (§. 664 Met.); ſo
muß auch eine ſchweermachende Materie
vorhanden ſeyn, welche an die Coͤrper o-
der ihre Materie ſtoͤſſet, indem ihre Ge-
ſchwindigkeit im Fallen vergroͤſſert wird.

§. 88.

Die Verſuche zeigen es, daß einSchweer
machende
Materie
wuͤrcket
ohne Un-
terlaß
und iſt uͤ-

ſchweerer Coͤrper, indem er zu fallen be-
ginnet, ſeine Geſchwindigkeit in einem fort
aͤndert und ohne Unterlaß ſort ſich immer
geſchwinder beweget (§. 1 T. II. Exper.).
Da nun die Geſchwindigkeit nicht anders

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[123/0159] wegen der veraͤnderlichen Materie. zeigete (§. 8),; ſo waͤre die Schweere eine eigenthuͤmliche Bewegung. Nemlich die ſchweere Materie ſey eben die jenige, welche ihre Bewegung gegen den Mittel Punct der Erde, oder einen andern Welt Coͤrper erhalten. Allein wir wiſſen, daß in der Bewegung einerley Grad der Geſchwin- digkeit verbleibet, woferne keine Urſache von auſſen vorhanden, warum ſich dieſelbe aͤndert (§. 610 Met.). Dero wegen da ein ſchweerer Coͤrper, indem er ſich gegen den Mittel-Punct der Erde beweget, ſich nicht beſtaͤndig mit einem unveraͤnderten Gra- de der Geſchwindigkeit beweget, ſondern vielmehr in einem fort ſeine Geſchwindig- keit aͤndert (§. 1. T. II. Exper.); ſo muß nothwendig eine Urſache von auſſen ſeyn, wodurch die Geſchwindigkeit veraͤndert wird. Derowegen weil ein Coͤrper ſeine Geſchwindigkeit aͤndert, indem von auſſen ein anderer an ihn ſtoͤſſet (§. 664 Met.); ſo muß auch eine ſchweermachende Materie vorhanden ſeyn, welche an die Coͤrper o- der ihre Materie ſtoͤſſet, indem ihre Ge- ſchwindigkeit im Fallen vergroͤſſert wird. §. 88. Die Verſuche zeigen es, daß ein ſchweerer Coͤrper, indem er zu fallen be- ginnet, ſeine Geſchwindigkeit in einem fort aͤndert und ohne Unterlaß ſort ſich immer geſchwinder beweget (§. 1 T. II. Exper.). Da nun die Geſchwindigkeit nicht anders als Schweer machende Materie wuͤrcket ohne Un- terlaß und iſt uͤ-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/159>, abgerufen am 18.05.2024.