Das erstere geschiehet in denen Fällen, wo die Durchlöcherung der Cörper so beschaf- fen ist, daß die Wärme wo nicht überall, doch hin und wieder, freye Wege findet, ohne Anstoß an die Theile der beständigen Materie, sich durch den Cörper durch zu be- wegen: denn hier ist nichts vorhanden, wel- ches einen Cörper, der in Bewegung ist, aufhalten könnte, daß er sich nicht heraus bewegete, wir treffen auch nichts an, was seine Bewegung hemmen könnte, indem kein Cörper, der einmahl in Bewegung gesetzet worden, nichts von seiner Bewegung verlieret, als indem er an einen andern stösset (§. 610 Met.). Das andere geschie- het, wenn die Zwischen-Räumlein zwischen der beständigen Materie des Cörpers so be- schaffen sind, daß hin und wieder, ja in den meisten Orten, die Wege sehr verschlossen sind, auch innerhalb den Räumlein Theile frey liegen, daran die Wärme in ihrer Be- wegung stösset. Denn indem die Wärme an die Theile der beständigen Materie, oder auch an andere veränderliche, die in ihren Zwischen-Räumlein enthalten, anstösset; so verlieret sie viel von ihrer Bewegung und nimmet dieselbe dadurch ab (§.664 Met.). Ja da wir gefunden, daß die Wärme die Theile des Cörpers aus einander treibet, diese aber nicht ohne alle ausdehnende Krafft sind(§. 677 Met.), so begönnen sie
wie-
Cap.III.Von dem Unterſcheide
Das erſtere geſchiehet in denen Faͤllen, wo die Durchloͤcherung der Coͤrper ſo beſchaf- fen iſt, daß die Waͤrme wo nicht uͤberall, doch hin und wieder, freye Wege findet, ohne Anſtoß an die Theile der beſtaͤndigen Materie, ſich durch den Coͤrper durch zu be- wegen: denn hier iſt nichts vorhanden, wel- ches einen Coͤrper, der in Bewegung iſt, aufhalten koͤnnte, daß er ſich nicht heraus bewegete, wir treffen auch nichts an, was ſeine Bewegung hemmen koͤnnte, indem kein Coͤrper, der einmahl in Bewegung geſetzet worden, nichts von ſeiner Bewegung verlieret, als indem er an einen andern ſtoͤſſet (§. 610 Met.). Das andere geſchie- het, wenn die Zwiſchen-Raͤumlein zwiſchen der beſtaͤndigen Materie des Coͤrpers ſo be- ſchaffen ſind, daß hin und wieder, ja in den meiſten Orten, die Wege ſehr verſchloſſen ſind, auch innerhalb den Raͤumlein Theile frey liegen, daran die Waͤrme in ihrer Be- wegung ſtoͤſſet. Denn indem die Waͤrme an die Theile der beſtaͤndigen Materie, oder auch an andere veraͤnderliche, die in ihren Zwiſchen-Raͤumlein enthalten, anſtoͤſſet; ſo verlieret ſie viel von ihrer Bewegung und nimmet dieſelbe dadurch ab (§.664 Met.). Ja da wir gefunden, daß die Waͤrme die Theile des Coͤrpers aus einander treibet, dieſe aber nicht ohne alle auſdehnende Krafft ſind(§. 677 Met.), ſo begoͤnnen ſie
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Cap.III.Von dem Unterſcheide
Das erſtere geſchiehet in denen Faͤllen, wo
die Durchloͤcherung der Coͤrper ſo beſchaf-
fen iſt, daß die Waͤrme wo nicht uͤberall,
doch hin und wieder, freye Wege findet,
ohne Anſtoß an die Theile der beſtaͤndigen
Materie, ſich durch den Coͤrper durch zu be-
wegen: denn hier iſt nichts vorhanden, wel-
ches einen Coͤrper, der in Bewegung iſt,
aufhalten koͤnnte, daß er ſich nicht heraus
bewegete, wir treffen auch nichts an, was
ſeine Bewegung hemmen koͤnnte, indem
kein Coͤrper, der einmahl in Bewegung
geſetzet worden, nichts von ſeiner Bewegung
verlieret, als indem er an einen andern
ſtoͤſſet (§. 610 Met.). Das andere geſchie-
het, wenn die Zwiſchen-Raͤumlein zwiſchen
der beſtaͤndigen Materie des Coͤrpers ſo be-
ſchaffen ſind, daß hin und wieder, ja in den
meiſten Orten, die Wege ſehr verſchloſſen
ſind, auch innerhalb den Raͤumlein Theile
frey liegen, daran die Waͤrme in ihrer Be-
wegung ſtoͤſſet. Denn indem die Waͤrme
an die Theile der beſtaͤndigen Materie, oder
auch an andere veraͤnderliche, die in ihren
Zwiſchen-Raͤumlein enthalten, anſtoͤſſet; ſo
verlieret ſie viel von ihrer Bewegung und
nimmet dieſelbe dadurch ab (§.664 Met.).
Ja da wir gefunden, daß die Waͤrme die
Theile des Coͤrpers aus einander treibet,
dieſe aber nicht ohne alle auſdehnende
Krafft ſind(§. 677 Met.), ſo begoͤnnen ſie
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/146>, abgerufen am 25.11.2024.
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