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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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wegen der veränderlichen Materie.
dannenhero seiner Wärme nicht berauben,
oder, woferne ja einige vorhanden sind,
welche ihm die Wärme benehmen, doch
andere ihm bald wiedergeben, was er ver-
lohren. Woferne er nun eben soviel Wär-
me wieder bekommet, als er verlieret; so
bleibet er in einem Grade der Wärme.
Hingegen woferne er mehr wieder bekom-
met, als er verlieret; so wird er wärmer, bis
er keine Wärme mehr annehmen kan (§. 109
T. II. Exper.). Wenn er weniger wieder
bekommet, als ihm abgehet, so nimmet seine
Wärme nach und nach ab und er wird käl-
ter, bis der Abgang der Wärme so groß ist,
daß er auch die Hand ihrer Wärme berau-
bet, wenn sie ihn anrühret. Und alsdenn
nennen wir eigentlich einen Cörper kalt,
wenn er unserer Hand, oder einem andern
Theile des Leibes soviel Wärme benimmet,
daß in ihm eine uns empfindliche Verände-
rung entstehet.

§. 77.

Weil demnach ein Cörper bloßWie man
einen
Cörper
kalt ma-
chet.

dadurch kalt wird, indem ihm die Wärme
entgehet (§. 116. T. II. Exper.), die Wär-
me aber in der Bewegung einer besonderen
Art der Materie bestehet, die sich aus einem
Cörper in den andern beweget (§. 104. T.
II. Exp.
); so wird ein Cörper kalt, entweder
wenn die Wärme sich aus ihm in einen an-
dern heraus beweget, oder wenn die Mate-
rie der Wärme ihre Bewegung verlieret.

Das

wegen der veraͤnderlichen Materie.
dannenhero ſeiner Waͤrme nicht berauben,
oder, woferne ja einige vorhanden ſind,
welche ihm die Waͤrme benehmen, doch
andere ihm bald wiedergeben, was er ver-
lohren. Woferne er nun eben ſoviel Waͤr-
me wieder bekommet, als er verlieret; ſo
bleibet er in einem Grade der Waͤrme.
Hingegen woferne er mehr wieder bekom-
met, als er verlieret; ſo wird er waͤrmer, bis
er keine Waͤrme mehr annehmen kan (§. 109
T. II. Exper.). Wenn er weniger wieder
bekommet, als ihm abgehet, ſo nimmet ſeine
Waͤrme nach und nach ab und er wird kaͤl-
ter, bis der Abgang der Waͤrme ſo groß iſt,
daß er auch die Hand ihrer Waͤrme berau-
bet, wenn ſie ihn anruͤhret. Und alsdenn
nennen wir eigentlich einen Coͤrper kalt,
wenn er unſerer Hand, oder einem andern
Theile des Leibes ſoviel Waͤrme benimmet,
daß in ihm eine uns empfindliche Veraͤnde-
rung entſtehet.

§. 77.

Weil demnach ein Coͤrper bloßWie man
einen
Coͤrper
kalt ma-
chet.

dadurch kalt wird, indem ihm die Waͤrme
entgehet (§. 116. T. II. Exper.), die Waͤr-
me aber in der Bewegung einer beſonderen
Art der Materie beſtehet, die ſich aus einem
Coͤrper in den andern beweget (§. 104. T.
II. Exp.
); ſo wird ein Coͤrper kalt, entweder
wenn die Waͤrme ſich aus ihm in einen an-
dern heraus beweget, oder wenn die Mate-
rie der Waͤrme ihre Bewegung verlieret.

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[109/0145] wegen der veraͤnderlichen Materie. dannenhero ſeiner Waͤrme nicht berauben, oder, woferne ja einige vorhanden ſind, welche ihm die Waͤrme benehmen, doch andere ihm bald wiedergeben, was er ver- lohren. Woferne er nun eben ſoviel Waͤr- me wieder bekommet, als er verlieret; ſo bleibet er in einem Grade der Waͤrme. Hingegen woferne er mehr wieder bekom- met, als er verlieret; ſo wird er waͤrmer, bis er keine Waͤrme mehr annehmen kan (§. 109 T. II. Exper.). Wenn er weniger wieder bekommet, als ihm abgehet, ſo nimmet ſeine Waͤrme nach und nach ab und er wird kaͤl- ter, bis der Abgang der Waͤrme ſo groß iſt, daß er auch die Hand ihrer Waͤrme berau- bet, wenn ſie ihn anruͤhret. Und alsdenn nennen wir eigentlich einen Coͤrper kalt, wenn er unſerer Hand, oder einem andern Theile des Leibes ſoviel Waͤrme benimmet, daß in ihm eine uns empfindliche Veraͤnde- rung entſtehet. §. 77. Weil demnach ein Coͤrper bloß dadurch kalt wird, indem ihm die Waͤrme entgehet (§. 116. T. II. Exper.), die Waͤr- me aber in der Bewegung einer beſonderen Art der Materie beſtehet, die ſich aus einem Coͤrper in den andern beweget (§. 104. T. II. Exp.); ſo wird ein Coͤrper kalt, entweder wenn die Waͤrme ſich aus ihm in einen an- dern heraus beweget, oder wenn die Mate- rie der Waͤrme ihre Bewegung verlieret. Das Wie man einen Coͤrper kalt ma- chet.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/145>, abgerufen am 28.04.2024.