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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. III. Vondem Unterscheide
wendig einander berühren (§. 58 Met.).
Berühren nun die Theile der flüßigen Ma-
terien einander, so können sich zwischen ih-
nen nicht andere von einer veränderlichen,
oder fremden Materie befinden. Es ist
wahr, daß dieses einen Schein in den Au-
gen derer hat, welche die Subtilität der
Materie aus den Augen setzen: so bald wir
aber nur daran gedencken, verschwindet auf
einmahl aller Zweiffel. Es ist die Materie
in so subtile Theile würcklich getheilet, die
wir weder mit Sinnen noch mit der Ver-
nunfft erreichen können (§. 3), und selbst die
Wärme, welche zwischen sie hinein dringet,
bleibet nicht in den grossen Zwischen-
Räumlein der Cörper, sondern machet sich
zwischen die gantz kleinen Theile hinein (§.
223. T. III. Exper.). Man kan sich dem-
nach in Beurtheilung dieser Dinge weder
auf blosse Augen, noch auf die Vergrösse-
rungs-Gläser verlassen, und dannenhero
wieder dasjenige, was durch tüchtige Grün-
de erhärtet worden (§. 55), aus der Erfah-
rung keinen Einwurff machen.

Die Flüs-
sigkeit der
Materi-
en hat
nichts
mit der
Figur
zuthun.
§. 57.

Weil nun ausser Zweiffel ist (§.
55. 56), daß die Flüßigkeit der Materie einig
und allein von der veränderlichen, oder
fremden Materie herrühret, welche die Thei-
le der eigenthümlichen trennet und ihre Be-
rührung hindert, so hat die Figur der Thei-
le mit der Flüßigkeit überhaupt nichts zu

thun.

Cap. III. Vondem Unterſcheide
wendig einander beruͤhren (§. 58 Met.).
Beruͤhren nun die Theile der fluͤßigen Ma-
terien einander, ſo koͤnnen ſich zwiſchen ih-
nen nicht andere von einer veraͤnderlichen,
oder fremden Materie befinden. Es iſt
wahr, daß dieſes einen Schein in den Au-
gen derer hat, welche die Subtilitaͤt der
Materie aus den Augen ſetzen: ſo bald wir
aber nur daran gedencken, verſchwindet auf
einmahl aller Zweiffel. Es iſt die Materie
in ſo ſubtile Theile wuͤrcklich getheilet, die
wir weder mit Sinnen noch mit der Ver-
nunfft erreichen koͤnnen (§. 3), und ſelbſt die
Waͤrme, welche zwiſchen ſie hinein dringet,
bleibet nicht in den groſſen Zwiſchen-
Raͤumlein der Coͤrper, ſondern machet ſich
zwiſchen die gantz kleinen Theile hinein (§.
223. T. III. Exper.). Man kan ſich dem-
nach in Beurtheilung dieſer Dinge weder
auf bloſſe Augen, noch auf die Vergroͤſſe-
rungs-Glaͤſer verlaſſen, und dannenhero
wieder dasjenige, was durch tuͤchtige Gruͤn-
de erhaͤrtet worden (§. 55), aus der Erfah-
rung keinen Einwurff machen.

Die Fluͤſ-
ſigkeit der
Materi-
en hat
nichts
mit der
Figur
zuthun.
§. 57.

Weil nun auſſer Zweiffel iſt (§.
55. 56), daß die Fluͤßigkeit der Materie einig
und allein von der veraͤnderlichen, oder
fremden Materie herruͤhret, welche die Thei-
le der eigenthuͤmlichen trennet und ihre Be-
ruͤhrung hindert, ſo hat die Figur der Thei-
le mit der Fluͤßigkeit uͤberhaupt nichts zu

thun.
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[88/0124] Cap. III. Vondem Unterſcheide wendig einander beruͤhren (§. 58 Met.). Beruͤhren nun die Theile der fluͤßigen Ma- terien einander, ſo koͤnnen ſich zwiſchen ih- nen nicht andere von einer veraͤnderlichen, oder fremden Materie befinden. Es iſt wahr, daß dieſes einen Schein in den Au- gen derer hat, welche die Subtilitaͤt der Materie aus den Augen ſetzen: ſo bald wir aber nur daran gedencken, verſchwindet auf einmahl aller Zweiffel. Es iſt die Materie in ſo ſubtile Theile wuͤrcklich getheilet, die wir weder mit Sinnen noch mit der Ver- nunfft erreichen koͤnnen (§. 3), und ſelbſt die Waͤrme, welche zwiſchen ſie hinein dringet, bleibet nicht in den groſſen Zwiſchen- Raͤumlein der Coͤrper, ſondern machet ſich zwiſchen die gantz kleinen Theile hinein (§. 223. T. III. Exper.). Man kan ſich dem- nach in Beurtheilung dieſer Dinge weder auf bloſſe Augen, noch auf die Vergroͤſſe- rungs-Glaͤſer verlaſſen, und dannenhero wieder dasjenige, was durch tuͤchtige Gruͤn- de erhaͤrtet worden (§. 55), aus der Erfah- rung keinen Einwurff machen. §. 57. Weil nun auſſer Zweiffel iſt (§. 55. 56), daß die Fluͤßigkeit der Materie einig und allein von der veraͤnderlichen, oder fremden Materie herruͤhret, welche die Thei- le der eigenthuͤmlichen trennet und ihre Be- ruͤhrung hindert, ſo hat die Figur der Thei- le mit der Fluͤßigkeit uͤberhaupt nichts zu thun.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/124>, abgerufen am 27.04.2024.