die Theile wo sie einander berühren, hinein dringet, und sie solchergestalt von einander erhält. Und eben dieses ist die Ursache, warumb geschmoltzenes Bley zugleich auf- schwellt (§. 54). Das Wasser, welches im Sommer und auch zu anderer Zeit, wenn kein grosser Frost ist, flüßig ist, hat eben kei- ne andere Ursache seiner Flüßigkeit als die Wärme, welche zwischen den Theilen des Wassers sich beweget und hindert, daß die- selben einander nicht genau berühren und zusammen halten können, wie sonst gesche- hen würde. Denn wir finden ja, daß das Wasser gefrieret und stehend wird, wenn es kalt wird (§. 120. T. III. Exper.), das ist, wenn ihm seine Wärme entgehet (§. 116 T. III. Exper.). Wenn das Eis oder ge- frorne Wasser wieder ins warme kommet, so thauet es auf und wir bekommen wieder fliessendes Wasser, wie vorhin, ehe es ge- froren war. Die einige Ursache demnach, warum das Wasser wieder fliessen wird, ist die Wärme. Es hat demnach mit dem Wasser eben die Bewandnis, die es mit dem Bleye hatte. Wenn genung Wär- me darinnen ist, so ist es fliessend: wenn ihm die Wärme entgehet, so wird es ste- hend. Freylich ist ein grosser Unterscheid unter der Wärme, die das Bley flüßig ma- chet, und unter derjenigen, die das Wasser flüßig erhält: dieses aber thut nichts zur
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Cap. III. Von dem Unterſcheide
die Theile wo ſie einander beruͤhren, hinein dringet, und ſie ſolchergeſtalt von einander erhaͤlt. Und eben dieſes iſt die Urſache, warumb geſchmoltzenes Bley zugleich auf- ſchwellt (§. 54). Das Waſſer, welches im Sommer und auch zu anderer Zeit, wenn kein groſſer Froſt iſt, fluͤßig iſt, hat eben kei- ne andere Urſache ſeiner Fluͤßigkeit als die Waͤrme, welche zwiſchen den Theilen des Waſſers ſich beweget und hindert, daß die- ſelben einander nicht genau beruͤhren und zuſammen halten koͤnnen, wie ſonſt geſche- hen wuͤrde. Denn wir finden ja, daß das Waſſer gefrieret und ſtehend wird, wenn es kalt wird (§. 120. T. III. Exper.), das iſt, wenn ihm ſeine Waͤrme entgehet (§. 116 T. III. Exper.). Wenn das Eis oder ge- frorne Waſſer wieder ins warme kommet, ſo thauet es auf und wir bekommen wieder flieſſendes Waſſer, wie vorhin, ehe es ge- froren war. Die einige Urſache demnach, warum das Waſſer wieder flieſſen wird, iſt die Waͤrme. Es hat demnach mit dem Waſſer eben die Bewandnis, die es mit dem Bleye hatte. Wenn genung Waͤr- me darinnen iſt, ſo iſt es flieſſend: wenn ihm die Waͤrme entgehet, ſo wird es ſte- hend. Freylich iſt ein groſſer Unterſcheid unter der Waͤrme, die das Bley fluͤßig ma- chet, und unter derjenigen, die das Waſſer fluͤßig erhaͤlt: dieſes aber thut nichts zur
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Cap. III. Von dem Unterſcheide
die Theile wo ſie einander beruͤhren, hinein
dringet, und ſie ſolchergeſtalt von einander
erhaͤlt. Und eben dieſes iſt die Urſache,
warumb geſchmoltzenes Bley zugleich auf-
ſchwellt (§. 54). Das Waſſer, welches im
Sommer und auch zu anderer Zeit, wenn
kein groſſer Froſt iſt, fluͤßig iſt, hat eben kei-
ne andere Urſache ſeiner Fluͤßigkeit als die
Waͤrme, welche zwiſchen den Theilen des
Waſſers ſich beweget und hindert, daß die-
ſelben einander nicht genau beruͤhren und
zuſammen halten koͤnnen, wie ſonſt geſche-
hen wuͤrde. Denn wir finden ja, daß das
Waſſer gefrieret und ſtehend wird, wenn
es kalt wird (§. 120. T. III. Exper.), das
iſt, wenn ihm ſeine Waͤrme entgehet (§. 116
T. III. Exper.). Wenn das Eis oder ge-
frorne Waſſer wieder ins warme kommet,
ſo thauet es auf und wir bekommen wieder
flieſſendes Waſſer, wie vorhin, ehe es ge-
froren war. Die einige Urſache demnach,
warum das Waſſer wieder flieſſen wird, iſt
die Waͤrme. Es hat demnach mit dem
Waſſer eben die Bewandnis, die es mit
dem Bleye hatte. Wenn genung Waͤr-
me darinnen iſt, ſo iſt es flieſſend: wenn
ihm die Waͤrme entgehet, ſo wird es ſte-
hend. Freylich iſt ein groſſer Unterſcheid
unter der Waͤrme, die das Bley fluͤßig ma-
chet, und unter derjenigen, die das Waſſer
fluͤßig erhaͤlt: dieſes aber thut nichts zur
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/122>, abgerufen am 22.11.2024.
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