nützliches von ihnen in diesem Theile der Kinderzucht beygetragen werden. Es wäre nun einmahl Zeit, wenn dieser Theil der Welt Weisheit, der von der Menschen Thun und Lassen handelt, in mehrere Auf- nahme kommen sol, daß man, wie in der Erkäntniß der Natur geschiehet, mit ver- einigten Kräfften die Sache angrieffe, nütz- liche Anmerckungen mittheilete, und mit Uberlegung allerhand Versuche anstellete. Unterdessen siehet man zugleich aus dem, was von den Spielen vorgeschrieben wor- den, daß dadurch die Kinder auch auf vie- lerley Weise können verderbet werden, wenn man entweder nicht die rechten erwehlet, oder auch sie sich dabey nicht so auffüh- ren, wie sichs in einer weiteren Absicht ge- bühret.
Was für eine Le- bens-Art für die Kinder zu erweh- len.
§. 106.
Weil die Eltern ihre Kinder so weit bringen sollen, daß sie sich selbst ver- sorgen können (§. 80); so müssen sie auch dieselben etwas lernen lassen, damit sie ihr Brodt ihnen erwerben können. Da sie nun solcher gestalt dieselben zu einer gewis- sen Lebens-Art geschickt machen sollen, so ist diese mit als eine der vornehmsten Ab- sichten anzusehen (§. 910 Met.), und daher haben die Eltem sonderlich sie dazu anzuhal- ten, was ihnen zu ihrer künfftigen Lebens- Art nützlich ist (§. 140 Mor.). Es lehret die Erfahrung, daß sich nicht jeder zu allen
Ver-
Das 3. Cap. Von der
nuͤtzliches von ihnen in dieſem Theile der Kinderzucht beygetragen werden. Es waͤre nun einmahl Zeit, wenn dieſer Theil der Welt Weisheit, der von der Menſchen Thun und Laſſen handelt, in mehrere Auf- nahme kommen ſol, daß man, wie in der Erkaͤntniß der Natur geſchiehet, mit ver- einigten Kraͤfften die Sache angrieffe, nuͤtz- liche Anmerckungen mittheilete, und mit Uberlegung allerhand Verſuche anſtellete. Unterdeſſen ſiehet man zugleich aus dem, was von den Spielen vorgeſchrieben wor- den, daß dadurch die Kinder auch auf vie- lerley Weiſe koͤnnen verderbet werden, wenn man entweder nicht die rechten erwehlet, oder auch ſie ſich dabey nicht ſo auffuͤh- ren, wie ſichs in einer weiteren Abſicht ge- buͤhret.
Was fuͤr eine Le- bens-Art fuͤr die Kinder zu eꝛweh- len.
§. 106.
Weil die Eltern ihre Kinder ſo weit bringen ſollen, daß ſie ſich ſelbſt ver- ſorgen koͤnnen (§. 80); ſo muͤſſen ſie auch dieſelben etwas lernen laſſen, damit ſie ihr Brodt ihnen erwerben koͤnnen. Da ſie nun ſolcher geſtalt dieſelben zu einer gewiſ- ſen Lebens-Art geſchickt machen ſollen, ſo iſt dieſe mit als eine der vornehmſten Ab- ſichten anzuſehen (§. 910 Met.), und daher haben die Eltem ſonderlich ſie dazu anzuhal- ten, was ihnen zu ihrer kuͤnfftigen Lebens- Art nuͤtzlich iſt (§. 140 Mor.). Es lehret die Erfahrung, daß ſich nicht jeder zu allen
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[78/0096]
Das 3. Cap. Von der
nuͤtzliches von ihnen in dieſem Theile der
Kinderzucht beygetragen werden. Es waͤre
nun einmahl Zeit, wenn dieſer Theil der
Welt Weisheit, der von der Menſchen
Thun und Laſſen handelt, in mehrere Auf-
nahme kommen ſol, daß man, wie in der
Erkaͤntniß der Natur geſchiehet, mit ver-
einigten Kraͤfften die Sache angrieffe, nuͤtz-
liche Anmerckungen mittheilete, und mit
Uberlegung allerhand Verſuche anſtellete.
Unterdeſſen ſiehet man zugleich aus dem,
was von den Spielen vorgeſchrieben wor-
den, daß dadurch die Kinder auch auf vie-
lerley Weiſe koͤnnen verderbet werden, wenn
man entweder nicht die rechten erwehlet,
oder auch ſie ſich dabey nicht ſo auffuͤh-
ren, wie ſichs in einer weiteren Abſicht ge-
buͤhret.
§. 106.Weil die Eltern ihre Kinder ſo
weit bringen ſollen, daß ſie ſich ſelbſt ver-
ſorgen koͤnnen (§. 80); ſo muͤſſen ſie auch
dieſelben etwas lernen laſſen, damit ſie ihr
Brodt ihnen erwerben koͤnnen. Da ſie
nun ſolcher geſtalt dieſelben zu einer gewiſ-
ſen Lebens-Art geſchickt machen ſollen, ſo
iſt dieſe mit als eine der vornehmſten Ab-
ſichten anzuſehen (§. 910 Met.), und daher
haben die Eltem ſonderlich ſie dazu anzuhal-
ten, was ihnen zu ihrer kuͤnfftigen Lebens-
Art nuͤtzlich iſt (§. 140 Mor.). Es lehret
die Erfahrung, daß ſich nicht jeder zu allen
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/96>, abgerufen am 23.11.2024.
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