Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Das 3. Cap. Von der
nützliches von ihnen in diesem Theile der
Kinderzucht beygetragen werden. Es wäre
nun einmahl Zeit, wenn dieser Theil der
Welt Weisheit, der von der Menschen
Thun und Lassen handelt, in mehrere Auf-
nahme kommen sol, daß man, wie in der
Erkäntniß der Natur geschiehet, mit ver-
einigten Kräfften die Sache angrieffe, nütz-
liche Anmerckungen mittheilete, und mit
Uberlegung allerhand Versuche anstellete.
Unterdessen siehet man zugleich aus dem,
was von den Spielen vorgeschrieben wor-
den, daß dadurch die Kinder auch auf vie-
lerley Weise können verderbet werden, wenn
man entweder nicht die rechten erwehlet,
oder auch sie sich dabey nicht so auffüh-
ren, wie sichs in einer weiteren Absicht ge-
bühret.

Was für
eine Le-
bens-Art
für die
Kinder
zu erweh-
len.
§. 106.

Weil die Eltern ihre Kinder so
weit bringen sollen, daß sie sich selbst ver-
sorgen können (§. 80); so müssen sie auch
dieselben etwas lernen lassen, damit sie ihr
Brodt ihnen erwerben können. Da sie
nun solcher gestalt dieselben zu einer gewis-
sen Lebens-Art geschickt machen sollen, so
ist diese mit als eine der vornehmsten Ab-
sichten anzusehen (§. 910 Met.), und daher
haben die Eltem sonderlich sie dazu anzuhal-
ten, was ihnen zu ihrer künfftigen Lebens-
Art nützlich ist (§. 140 Mor.). Es lehret
die Erfahrung, daß sich nicht jeder zu allen

Ver-

Das 3. Cap. Von der
nuͤtzliches von ihnen in dieſem Theile der
Kinderzucht beygetragen werden. Es waͤre
nun einmahl Zeit, wenn dieſer Theil der
Welt Weisheit, der von der Menſchen
Thun und Laſſen handelt, in mehrere Auf-
nahme kommen ſol, daß man, wie in der
Erkaͤntniß der Natur geſchiehet, mit ver-
einigten Kraͤfften die Sache angrieffe, nuͤtz-
liche Anmerckungen mittheilete, und mit
Uberlegung allerhand Verſuche anſtellete.
Unterdeſſen ſiehet man zugleich aus dem,
was von den Spielen vorgeſchrieben wor-
den, daß dadurch die Kinder auch auf vie-
lerley Weiſe koͤnnen verderbet werden, wenn
man entweder nicht die rechten erwehlet,
oder auch ſie ſich dabey nicht ſo auffuͤh-
ren, wie ſichs in einer weiteren Abſicht ge-
buͤhret.

Was fuͤr
eine Le-
bens-Art
fuͤr die
Kinder
zu eꝛweh-
len.
§. 106.

Weil die Eltern ihre Kinder ſo
weit bringen ſollen, daß ſie ſich ſelbſt ver-
ſorgen koͤnnen (§. 80); ſo muͤſſen ſie auch
dieſelben etwas lernen laſſen, damit ſie ihr
Brodt ihnen erwerben koͤnnen. Da ſie
nun ſolcher geſtalt dieſelben zu einer gewiſ-
ſen Lebens-Art geſchickt machen ſollen, ſo
iſt dieſe mit als eine der vornehmſten Ab-
ſichten anzuſehen (§. 910 Met.), und daher
haben die Eltem ſonderlich ſie dazu anzuhal-
ten, was ihnen zu ihrer kuͤnfftigen Lebens-
Art nuͤtzlich iſt (§. 140 Mor.). Es lehret
die Erfahrung, daß ſich nicht jeder zu allen

Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0096" n="78"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das 3. Cap. Von der</hi></fw><lb/>
nu&#x0364;tzliches von ihnen in die&#x017F;em Theile der<lb/>
Kinderzucht beygetragen werden. Es wa&#x0364;re<lb/>
nun einmahl Zeit, wenn die&#x017F;er Theil der<lb/>
Welt Weisheit, der von der Men&#x017F;chen<lb/>
Thun und La&#x017F;&#x017F;en handelt, in mehrere Auf-<lb/>
nahme kommen &#x017F;ol, daß man, wie in der<lb/>
Erka&#x0364;ntniß der Natur ge&#x017F;chiehet, mit ver-<lb/>
einigten Kra&#x0364;fften die Sache angrieffe, nu&#x0364;tz-<lb/>
liche Anmerckungen mittheilete, und mit<lb/>
Uberlegung allerhand Ver&#x017F;uche an&#x017F;tellete.<lb/>
Unterde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;iehet man zugleich aus dem,<lb/>
was von den Spielen vorge&#x017F;chrieben wor-<lb/>
den, daß dadurch die Kinder auch auf vie-<lb/>
lerley Wei&#x017F;e ko&#x0364;nnen verderbet werden, wenn<lb/>
man entweder nicht die rechten erwehlet,<lb/>
oder auch &#x017F;ie &#x017F;ich dabey nicht &#x017F;o auffu&#x0364;h-<lb/>
ren, wie &#x017F;ichs in einer weiteren Ab&#x017F;icht ge-<lb/>
bu&#x0364;hret.</p><lb/>
              <note place="left">Was fu&#x0364;r<lb/>
eine Le-<lb/>
bens-Art<lb/>
fu&#x0364;r die<lb/>
Kinder<lb/>
zu e&#xA75B;weh-<lb/>
len.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 106.</head>
              <p>Weil die Eltern ihre Kinder &#x017F;o<lb/>
weit bringen &#x017F;ollen, daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t ver-<lb/>
&#x017F;orgen ko&#x0364;nnen (§. 80); &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie auch<lb/>
die&#x017F;elben etwas lernen la&#x017F;&#x017F;en, damit &#x017F;ie ihr<lb/>
Brodt ihnen erwerben ko&#x0364;nnen. Da &#x017F;ie<lb/>
nun &#x017F;olcher ge&#x017F;talt die&#x017F;elben zu einer gewi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en Lebens-Art ge&#x017F;chickt machen &#x017F;ollen, &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t die&#x017F;e mit als eine der vornehm&#x017F;ten Ab-<lb/>
&#x017F;ichten anzu&#x017F;ehen (§. 910 <hi rendition="#aq">Met.</hi>), und daher<lb/>
haben die Eltem &#x017F;onderlich &#x017F;ie dazu anzuhal-<lb/>
ten, was ihnen zu ihrer ku&#x0364;nfftigen Lebens-<lb/>
Art nu&#x0364;tzlich i&#x017F;t (§. 140 <hi rendition="#aq">Mor.</hi>). Es lehret<lb/>
die Erfahrung, daß &#x017F;ich nicht jeder zu allen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0096] Das 3. Cap. Von der nuͤtzliches von ihnen in dieſem Theile der Kinderzucht beygetragen werden. Es waͤre nun einmahl Zeit, wenn dieſer Theil der Welt Weisheit, der von der Menſchen Thun und Laſſen handelt, in mehrere Auf- nahme kommen ſol, daß man, wie in der Erkaͤntniß der Natur geſchiehet, mit ver- einigten Kraͤfften die Sache angrieffe, nuͤtz- liche Anmerckungen mittheilete, und mit Uberlegung allerhand Verſuche anſtellete. Unterdeſſen ſiehet man zugleich aus dem, was von den Spielen vorgeſchrieben wor- den, daß dadurch die Kinder auch auf vie- lerley Weiſe koͤnnen verderbet werden, wenn man entweder nicht die rechten erwehlet, oder auch ſie ſich dabey nicht ſo auffuͤh- ren, wie ſichs in einer weiteren Abſicht ge- buͤhret. §. 106.Weil die Eltern ihre Kinder ſo weit bringen ſollen, daß ſie ſich ſelbſt ver- ſorgen koͤnnen (§. 80); ſo muͤſſen ſie auch dieſelben etwas lernen laſſen, damit ſie ihr Brodt ihnen erwerben koͤnnen. Da ſie nun ſolcher geſtalt dieſelben zu einer gewiſ- ſen Lebens-Art geſchickt machen ſollen, ſo iſt dieſe mit als eine der vornehmſten Ab- ſichten anzuſehen (§. 910 Met.), und daher haben die Eltem ſonderlich ſie dazu anzuhal- ten, was ihnen zu ihrer kuͤnfftigen Lebens- Art nuͤtzlich iſt (§. 140 Mor.). Es lehret die Erfahrung, daß ſich nicht jeder zu allen Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/96
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/96>, abgerufen am 05.05.2024.