Warumb man nicht Kriege anfan- gen/ noch dazu An- laß geben sol.
EJn jeder Staat ist in Ansehung an- derer Staate mit Regenten und Unterthanen zusammen genommen, als eine Person anzusehen (§. 220), und also verhalten sich zwey derselben gegen einander, wie eintzele Personen. Da man nun mit niemanden Krieg anfangen, noch durch Beleidigungen zu einem Krie- ge Gelegenheit geben soll (§. 882. Mor.); so soll auch kein grosser Herr, der wegen der Macht und Gewalt, die er hat (§. 435. 443), Kriege anfangen kan, mit anderen aus- wärtigen Staaten einen Krieg anfangen, noch durch Beleidigungen zu Kriegen An- laß geben. Es erfordert auch dieses das wahre Jnteresse eines Staates, indem wir schon vorhin gesehen haben, wie nachthei- lig der Krieg dem Lande ist (§. 480). Und erkennet auch jedermann die Regierung ei- nes Landes-Herrn für glückseelig, unter dem das Land Friede und Ruhe genossen hat. Es ist nicht nöthig, daß ich hier die Beschweerden des Krieges weitläufftig er- zehle, indem sie zur Gnüge bekand sind: wiewohl freylich ein grosser Unterscheid ist,
ob
Cap. 7. Von dem
Das 7. Capitel Von dem Kriege.
§. 497.
Warumb man nicht Kriege anfan- gen/ noch dazu An- laß geben ſol.
EJn jeder Staat iſt in Anſehung an- derer Staate mit Regenten und Unterthanen zuſammen genommen, als eine Perſon anzuſehen (§. 220), und alſo verhalten ſich zwey derſelben gegen einander, wie eintzele Perſonen. Da man nun mit niemanden Krieg anfangen, noch durch Beleidigungen zu einem Krie- ge Gelegenheit geben ſoll (§. 882. Mor.); ſo ſoll auch kein groſſer Herr, der wegen der Macht und Gewalt, die er hat (§. 435. 443), Kriege anfangen kan, mit anderen aus- waͤrtigen Staaten einen Krieg anfangen, noch durch Beleidigungen zu Kriegen An- laß geben. Es erfordert auch dieſes das wahre Jntereſſe eines Staates, indem wir ſchon vorhin geſehen haben, wie nachthei- lig der Krieg dem Lande iſt (§. 480). Und erkennet auch jedermann die Regierung ei- nes Landes-Herrn fuͤr gluͤckſeelig, unter dem das Land Friede und Ruhe genoſſen hat. Es iſt nicht noͤthig, daß ich hier die Beſchweerden des Krieges weitlaͤufftig er- zehle, indem ſie zur Gnuͤge bekand ſind: wiewohl freylich ein groſſer Unterſcheid iſt,
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Cap. 7. Von dem
Das 7. Capitel
Von dem Kriege.
§. 497.
EJn jeder Staat iſt in Anſehung an-
derer Staate mit Regenten und
Unterthanen zuſammen genommen,
als eine Perſon anzuſehen (§. 220), und
alſo verhalten ſich zwey derſelben gegen
einander, wie eintzele Perſonen. Da
man nun mit niemanden Krieg anfangen,
noch durch Beleidigungen zu einem Krie-
ge Gelegenheit geben ſoll (§. 882. Mor.); ſo
ſoll auch kein groſſer Herr, der wegen der
Macht und Gewalt, die er hat (§. 435. 443),
Kriege anfangen kan, mit anderen aus-
waͤrtigen Staaten einen Krieg anfangen,
noch durch Beleidigungen zu Kriegen An-
laß geben. Es erfordert auch dieſes das
wahre Jntereſſe eines Staates, indem wir
ſchon vorhin geſehen haben, wie nachthei-
lig der Krieg dem Lande iſt (§. 480). Und
erkennet auch jedermann die Regierung ei-
nes Landes-Herrn fuͤr gluͤckſeelig, unter
dem das Land Friede und Ruhe genoſſen
hat. Es iſt nicht noͤthig, daß ich hier die
Beſchweerden des Krieges weitlaͤufftig er-
zehle, indem ſie zur Gnuͤge bekand ſind:
wiewohl freylich ein groſſer Unterſcheid iſt,
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/620>, abgerufen am 25.11.2024.
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