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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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der hohen Landes-Obrigkeit.
Man lässet etwas geben von allen Victu-
alien und Wahren, die man zur Kleidung
und Nothdurfft, auch Beqvemlichkeit des
Lebens gebrauchet, und heißen diese Ga-
ben Accise. Man lässet auch in gewissen
Fällen etwas abgeben von dem Vermö-
gen, was einer in beweglichen, unterwei-
len auch wohl unbeweglichen Gütern be-
sitzet, und diese werden Vermögens-
Steuren
genennet, und so weiter fort.
Alle Arten der Gaben zu untersuchen und
nach der vorgeschriebenen Art zu reguli-
r
en, auch dabey zu beurtheilen, welche un-
ter ihnen die beste sey, oder ob man auch
nicht noch eine beqvemere Art erfinden
könne ausser denen, die bisher gebräuch-
lich sind, leidet das gegenwärtige Vor-
haben nicht. Es ist genung, daß ich den
rechten Grund angezeiget, daraus alles
muß entschieden werden. Und würde so
wohl diese, als andere Materien, die im vor-
hergehenden abgehandelt worden, zu be-
sonderen Wissenschafften Anlaß geben,
wenn man sie ausführlich und gründlich
abhandeln sollte. Nur erinnere ich noch
dieses, daß man in Abtragung der Steu-
ren und Gaben, wie sie Nahmen haben
mögen, denen Unterthanen nicht nachsehen
muß, damit sie selbige durch den Verzug
sich nicht häuffen lassen und nach diesem
durch den Abtrag ruiniret werden.

Das
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der hohen Landes-Obrigkeit.
Man laͤſſet etwas geben von allen Victu-
alien und Wahren, die man zur Kleidung
und Nothdurfft, auch Beqvemlichkeit des
Lebens gebrauchet, und heißen dieſe Ga-
ben Acciſe. Man laͤſſet auch in gewiſſen
Faͤllen etwas abgeben von dem Vermoͤ-
gen, was einer in beweglichen, unterwei-
len auch wohl unbeweglichen Guͤtern be-
ſitzet, und dieſe werden Vermoͤgens-
Steuren
genennet, und ſo weiter fort.
Alle Arten der Gaben zu unterſuchen und
nach der vorgeſchriebenen Art zu reguli-
r
en, auch dabey zu beurtheilen, welche un-
ter ihnen die beſte ſey, oder ob man auch
nicht noch eine beqvemere Art erfinden
koͤnne auſſer denen, die bisher gebraͤuch-
lich ſind, leidet das gegenwaͤrtige Vor-
haben nicht. Es iſt genung, daß ich den
rechten Grund angezeiget, daraus alles
muß entſchieden werden. Und wuͤrde ſo
wohl dieſe, als andere Materien, die im vor-
hergehenden abgehandelt worden, zu be-
ſonderen Wiſſenſchafften Anlaß geben,
wenn man ſie ausfuͤhrlich und gruͤndlich
abhandeln ſollte. Nur erinnere ich noch
dieſes, daß man in Abtragung der Steu-
ren und Gaben, wie ſie Nahmen haben
moͤgen, denen Unterthanen nicht nachſehen
muß, damit ſie ſelbige durch den Verzug
ſich nicht haͤuffen laſſen und nach dieſem
durch den Abtrag ruiniret werden.

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[601/0619] der hohen Landes-Obrigkeit. Man laͤſſet etwas geben von allen Victu- alien und Wahren, die man zur Kleidung und Nothdurfft, auch Beqvemlichkeit des Lebens gebrauchet, und heißen dieſe Ga- ben Acciſe. Man laͤſſet auch in gewiſſen Faͤllen etwas abgeben von dem Vermoͤ- gen, was einer in beweglichen, unterwei- len auch wohl unbeweglichen Guͤtern be- ſitzet, und dieſe werden Vermoͤgens- Steuren genennet, und ſo weiter fort. Alle Arten der Gaben zu unterſuchen und nach der vorgeſchriebenen Art zu reguli- ren, auch dabey zu beurtheilen, welche un- ter ihnen die beſte ſey, oder ob man auch nicht noch eine beqvemere Art erfinden koͤnne auſſer denen, die bisher gebraͤuch- lich ſind, leidet das gegenwaͤrtige Vor- haben nicht. Es iſt genung, daß ich den rechten Grund angezeiget, daraus alles muß entſchieden werden. Und wuͤrde ſo wohl dieſe, als andere Materien, die im vor- hergehenden abgehandelt worden, zu be- ſonderen Wiſſenſchafften Anlaß geben, wenn man ſie ausfuͤhrlich und gruͤndlich abhandeln ſollte. Nur erinnere ich noch dieſes, daß man in Abtragung der Steu- ren und Gaben, wie ſie Nahmen haben moͤgen, denen Unterthanen nicht nachſehen muß, damit ſie ſelbige durch den Verzug ſich nicht haͤuffen laſſen und nach dieſem durch den Abtrag ruiniret werden. Das P p 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 601. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/619>, abgerufen am 05.05.2024.