der denselben machen, der die allgemei- nen Wahrheiten erkandt, nachdem er den gegenwärtigen Fall mit seinen Umbstän- den erzehlen gehöret, welcher den Untersatz des Schlusses abgiebet (§. 6. c. 4. Log.). Allein das erste ist keine Arbeit, die sich so bald und von einem im Erfinden ungeübe- ten verrichten lässet. Derowegen sollte man beyde Verrichtungen wohl von ein- ander unterscheiden. Jch bilde mir ein, daß derjenige hierauf gezielet, welcher ge- saget; Das jenige gemeine Weisen würde erst glückseelig seyn, in welchem entweder die Könige philosophirten, oder die Weltweisen regierten. Man muß sich a- ber hier wohl in acht nehmen, daß man den Nahmen eines Weltweisen nieman- den beyleget als demjenigen, der eine solche Erkäntnis besitzet, wie ich ihme zueigne (Proleg. Log. §. 6.). Denn in diesem und keinem anderen Verstande des Wor- tes ist der Spruch wahr.
§. 496.
Weil ein König seine Hoff-Landes- herrliche Einkünf- te und Noth- wendig- keit der Gaben, damit die Unter- thanen zubele- gen. Staat der Macht des Landes gemäß ein- richten muß, damit man seine Majestät o- der Macht und Gewalt daraus zu erken- nen Anlaß nehmen kan (§ 466): so müs- sen ihm dazu gewisse Einkünffte von eini- gen Landgüttern angewiesen werden, wel- che dem Landes-Herrn als Lands-Herrn ei- genthümlich zugehörige Gütter seine Taf-
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der hohen Landes-Obrigkeit.
der denſelben machen, der die allgemei- nen Wahrheiten erkandt, nachdem er den gegenwaͤrtigen Fall mit ſeinen Umbſtaͤn- den erzehlen gehoͤret, welcher den Unterſatz des Schluſſes abgiebet (§. 6. c. 4. Log.). Allein das erſte iſt keine Arbeit, die ſich ſo bald und von einem im Erfinden ungeuͤbe- ten verrichten laͤſſet. Derowegen ſollte man beyde Verrichtungen wohl von ein- ander unterſcheiden. Jch bilde mir ein, daß derjenige hierauf gezielet, welcher ge- ſaget; Das jenige gemeine Weiſen wuͤrde erſt gluͤckſeelig ſeyn, in welchem entweder die Koͤnige philoſophirten, oder die Weltweiſen regierten. Man muß ſich a- ber hier wohl in acht nehmen, daß man den Nahmen eines Weltweiſen nieman- den beyleget als demjenigen, der eine ſolche Erkaͤntnis beſitzet, wie ich ihme zueigne (Proleg. Log. §. 6.). Denn in dieſem und keinem anderen Verſtande des Wor- tes iſt der Spruch wahr.
§. 496.
Weil ein Koͤnig ſeine Hoff-Landes- herrliche Einkuͤnf- te und Noth- wendig- keit der Gaben, damit die Unter- thanen zubele- gen. Staat der Macht des Landes gemaͤß ein- richten muß, damit man ſeine Majeſtaͤt o- der Macht und Gewalt daraus zu erken- nen Anlaß nehmen kan (§ 466): ſo muͤſ- ſen ihm dazu gewiſſe Einkuͤnffte von eini- gen Landguͤttern angewieſen werden, wel- che dem Landes-Herrn als Lands-Herrn ei- genthuͤmlich zugehoͤrige Guͤtter ſeine Taf-
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der hohen Landes-Obrigkeit.
der denſelben machen, der die allgemei-
nen Wahrheiten erkandt, nachdem er den
gegenwaͤrtigen Fall mit ſeinen Umbſtaͤn-
den erzehlen gehoͤret, welcher den Unterſatz
des Schluſſes abgiebet (§. 6. c. 4. Log.).
Allein das erſte iſt keine Arbeit, die ſich ſo
bald und von einem im Erfinden ungeuͤbe-
ten verrichten laͤſſet. Derowegen ſollte
man beyde Verrichtungen wohl von ein-
ander unterſcheiden. Jch bilde mir ein,
daß derjenige hierauf gezielet, welcher ge-
ſaget; Das jenige gemeine Weiſen wuͤrde
erſt gluͤckſeelig ſeyn, in welchem entweder
die Koͤnige philoſophirten, oder die
Weltweiſen regierten. Man muß ſich a-
ber hier wohl in acht nehmen, daß man
den Nahmen eines Weltweiſen nieman-
den beyleget als demjenigen, der eine ſolche
Erkaͤntnis beſitzet, wie ich ihme zueigne
(Proleg. Log. §. 6.). Denn in dieſem
und keinem anderen Verſtande des Wor-
tes iſt der Spruch wahr.
§. 496.Weil ein Koͤnig ſeine Hoff-
Staat der Macht des Landes gemaͤß ein-
richten muß, damit man ſeine Majeſtaͤt o-
der Macht und Gewalt daraus zu erken-
nen Anlaß nehmen kan (§ 466): ſo muͤſ-
ſen ihm dazu gewiſſe Einkuͤnffte von eini-
gen Landguͤttern angewieſen werden, wel-
che dem Landes-Herrn als Lands-Herrn ei-
genthuͤmlich zugehoͤrige Guͤtter ſeine Taf-
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 597. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/615>, abgerufen am 22.11.2024.
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