Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap. 6. Von der Regierung
müßen. Damit aber das Geld auf eine
geschickte und bequeme Art roulire, das
ist, in guter Proportion sich unter die Leu-
te zertheile, wie es die Standmäßige Auf-
führung eines jeden erfordert (§. 458. 492.
510. Mor.); so muß man auf jede Arbeit
einen geziemenden Preiß setzen, wodurch
nemlich der Arme mit Lust zu arbeiten an-
getrieben, nicht aber zur Arbeit verdrüß-
lich gemachet wird.

Wie viel
Obrig-
keiten
wegen
der ge-
meinen
Wohl-
farth des
Landes
zu
veran-
stalten.
§. 488.

Weil eine hohe Landes-Obrig-
keit regieret, indem sie die ihr verliehene
Macht und Gewalt brauchet (§. 467);
sie aber vermöge ihrer Gewalt und Macht
alles anzuordnen und auszuführen hat, was
für die gemeine Wohlfahrt vorträglich ist
(§. 435. 443); so hat sie alle Anstalten im
gemeinen Wesen zu bewerckstelligen, die
oben im gantzen dritten Capitel als Mittel
zu Beförderung der gemeinen Wohlfahrt
vorgeschrieben worden. Wer mit Fleiß
erweget, was daselbst vorgeschrieben wor-
den; der wird dadurch erkennen, wie viel
die hohe Landes-Obrigkeit zum gemeinen
Besten zu veranstalten hat, wenn sie thun
will, was ihres Ambtes ist. Man wird
aber zugleich daraus ersehen, wie eine
große Last die Regierungs-Last ist wegen
der vielen und so gar vielfältigen Sorgen,
die sie erfordert, wenn man sich nicht ih-
rer zum Nachtheile des Landes entziehen

will.

Cap. 6. Von der Regierung
muͤßen. Damit aber das Geld auf eine
geſchickte und bequeme Art roulire, das
iſt, in guter Proportion ſich unter die Leu-
te zertheile, wie es die Standmaͤßige Auf-
fuͤhrung eines jeden erfordert (§. 458. 492.
510. Mor.); ſo muß man auf jede Arbeit
einen geziemenden Preiß ſetzen, wodurch
nemlich der Arme mit Luſt zu arbeiten an-
getrieben, nicht aber zur Arbeit verdruͤß-
lich gemachet wird.

Wie viel
Obrig-
keiten
wegen
der ge-
meinen
Wohl-
farth des
Landes
zu
veran-
ſtalten.
§. 488.

Weil eine hohe Landes-Obrig-
keit regieret, indem ſie die ihr verliehene
Macht und Gewalt brauchet (§. 467);
ſie aber vermoͤge ihrer Gewalt und Macht
alles anzuordnen und auszufuͤhren hat, was
fuͤr die gemeine Wohlfahrt vortraͤglich iſt
(§. 435. 443); ſo hat ſie alle Anſtalten im
gemeinen Weſen zu bewerckſtelligen, die
oben im gantzen dritten Capitel als Mittel
zu Befoͤrderung der gemeinen Wohlfahrt
vorgeſchrieben worden. Wer mit Fleiß
erweget, was daſelbſt vorgeſchrieben wor-
den; der wird dadurch erkennen, wie viel
die hohe Landes-Obrigkeit zum gemeinen
Beſten zu veranſtalten hat, wenn ſie thun
will, was ihres Ambtes iſt. Man wird
aber zugleich daraus erſehen, wie eine
große Laſt die Regierungs-Laſt iſt wegen
der vielen und ſo gar vielfaͤltigen Sorgen,
die ſie erfordert, wenn man ſich nicht ih-
rer zum Nachtheile des Landes entziehen

will.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0604" n="586"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 6. Von der Regierung</hi></fw><lb/>
mu&#x0364;ßen. Damit aber das Geld auf eine<lb/>
ge&#x017F;chickte und bequeme Art <hi rendition="#aq">roulir</hi>e, das<lb/>
i&#x017F;t, in guter Proportion &#x017F;ich unter die Leu-<lb/>
te zertheile, wie es die Standma&#x0364;ßige Auf-<lb/>
fu&#x0364;hrung eines jeden erfordert (§. 458. 492.<lb/>
510. <hi rendition="#aq">Mor.</hi>); &#x017F;o muß man auf jede Arbeit<lb/>
einen geziemenden Preiß &#x017F;etzen, wodurch<lb/>
nemlich der Arme mit Lu&#x017F;t zu arbeiten an-<lb/>
getrieben, nicht aber zur Arbeit verdru&#x0364;ß-<lb/>
lich gemachet wird.</p><lb/>
              <note place="left">Wie viel<lb/>
Obrig-<lb/>
keiten<lb/>
wegen<lb/>
der ge-<lb/>
meinen<lb/>
Wohl-<lb/>
farth des<lb/>
Landes<lb/>
zu<lb/>
veran-<lb/>
&#x017F;talten.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 488.</head>
              <p>Weil eine hohe Landes-Obrig-<lb/>
keit regieret, indem &#x017F;ie die ihr verliehene<lb/>
Macht und Gewalt brauchet (§. 467);<lb/>
&#x017F;ie aber vermo&#x0364;ge ihrer Gewalt und Macht<lb/>
alles anzuordnen und auszufu&#x0364;hren hat, was<lb/>
fu&#x0364;r die gemeine Wohlfahrt vortra&#x0364;glich i&#x017F;t<lb/>
(§. 435. 443); &#x017F;o hat &#x017F;ie alle An&#x017F;talten im<lb/>
gemeinen We&#x017F;en zu bewerck&#x017F;telligen, die<lb/>
oben im gantzen dritten Capitel als Mittel<lb/>
zu Befo&#x0364;rderung der gemeinen Wohlfahrt<lb/>
vorge&#x017F;chrieben worden. Wer mit Fleiß<lb/>
erweget, was da&#x017F;elb&#x017F;t vorge&#x017F;chrieben wor-<lb/>
den; der wird dadurch erkennen, wie viel<lb/>
die hohe Landes-Obrigkeit zum gemeinen<lb/>
Be&#x017F;ten zu veran&#x017F;talten hat, wenn &#x017F;ie thun<lb/>
will, was ihres Ambtes i&#x017F;t. Man wird<lb/>
aber zugleich daraus er&#x017F;ehen, wie eine<lb/>
große La&#x017F;t die Regierungs-La&#x017F;t i&#x017F;t wegen<lb/>
der vielen und &#x017F;o gar vielfa&#x0364;ltigen Sorgen,<lb/>
die &#x017F;ie erfordert, wenn man &#x017F;ich nicht ih-<lb/>
rer zum Nachtheile des Landes entziehen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">will.</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[586/0604] Cap. 6. Von der Regierung muͤßen. Damit aber das Geld auf eine geſchickte und bequeme Art roulire, das iſt, in guter Proportion ſich unter die Leu- te zertheile, wie es die Standmaͤßige Auf- fuͤhrung eines jeden erfordert (§. 458. 492. 510. Mor.); ſo muß man auf jede Arbeit einen geziemenden Preiß ſetzen, wodurch nemlich der Arme mit Luſt zu arbeiten an- getrieben, nicht aber zur Arbeit verdruͤß- lich gemachet wird. §. 488.Weil eine hohe Landes-Obrig- keit regieret, indem ſie die ihr verliehene Macht und Gewalt brauchet (§. 467); ſie aber vermoͤge ihrer Gewalt und Macht alles anzuordnen und auszufuͤhren hat, was fuͤr die gemeine Wohlfahrt vortraͤglich iſt (§. 435. 443); ſo hat ſie alle Anſtalten im gemeinen Weſen zu bewerckſtelligen, die oben im gantzen dritten Capitel als Mittel zu Befoͤrderung der gemeinen Wohlfahrt vorgeſchrieben worden. Wer mit Fleiß erweget, was daſelbſt vorgeſchrieben wor- den; der wird dadurch erkennen, wie viel die hohe Landes-Obrigkeit zum gemeinen Beſten zu veranſtalten hat, wenn ſie thun will, was ihres Ambtes iſt. Man wird aber zugleich daraus erſehen, wie eine große Laſt die Regierungs-Laſt iſt wegen der vielen und ſo gar vielfaͤltigen Sorgen, die ſie erfordert, wenn man ſich nicht ih- rer zum Nachtheile des Landes entziehen will.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/604
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 586. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/604>, abgerufen am 05.05.2024.