die Einfuhre fremder Wahren, dafür man baares Geld geben muß, verhütet wird, und wenn man dadurch, daß die Wahren selbst verarbeitet werden, dem Lande mehr Vortheil schaffet, als wenn man die blos- sen Materialien ausführet. Denn ich ha- be oben schon erinnert, daß sich einige Fälle finden, da es rathsamer ist die Ma- terialien verhandeln, als daraus gefertig- te Wahren. Und ausser den daselbst (§. 447.) angeführten Umbständen finden un- terweilen auch noch andere stat. als z. E. Man kan die Materialien, als Flachs und Wolle, in so grosser Menge haben, daß man sie mit Beqvemlichkeit selbst nicht verarbeiten kan, entweder weil die Men- ge der Arbeiter nicht wohl zu haben, oder auch weil die Wahren nicht sowohl als die Materialien unter zubringen sind, in- dem man an denen Orten keine Wahren verlanget, wo man Materialien haben wil. So kan es auch geschehen, daß die Ma- terlalien an dem Orte, wo sie hin verhan- delt werden, gantz anders verarbeitet wer- den, als bey uns sich nicht thun lässet, und was dergleichen mehr ist. Derowe- gen hat man alles vorher nach denen be- sonderen in jedem Falle sich ereignenden Umbständen zu überlegen, ehe man einen Schluß fasset, ob es besser ist, daß die Materialien im Lande selbst verarbeitet,
oder
(Politik) O o
der hohen Landes-Obrigkeit.
die Einfuhre fremder Wahren, dafuͤr man baares Geld geben muß, verhuͤtet wird, und wenn man dadurch, daß die Wahren ſelbſt verarbeitet werden, dem Lande mehr Vortheil ſchaffet, als wenn man die bloſ- ſen Materialien ausfuͤhret. Denn ich ha- be oben ſchon erinnert, daß ſich einige Faͤlle finden, da es rathſamer iſt die Ma- terialien verhandeln, als daraus gefertig- te Wahren. Und auſſer den daſelbſt (§. 447.) angefuͤhrten Umbſtaͤnden finden un- terweilen auch noch andere ſtat. als z. E. Man kan die Materialien, als Flachs und Wolle, in ſo groſſer Menge haben, daß man ſie mit Beqvemlichkeit ſelbſt nicht verarbeiten kan, entweder weil die Men- ge der Arbeiter nicht wohl zu haben, oder auch weil die Wahren nicht ſowohl als die Materialien unter zubringen ſind, in- dem man an denen Orten keine Wahren verlanget, wo man Materialien haben wil. So kan es auch geſchehen, daß die Ma- terlalien an dem Orte, wo ſie hin verhan- delt werden, gantz anders verarbeitet wer- den, als bey uns ſich nicht thun laͤſſet, und was dergleichen mehr iſt. Derowe- gen hat man alles vorher nach denen be- ſonderen in jedem Falle ſich ereignenden Umbſtaͤnden zu uͤberlegen, ehe man einen Schluß faſſet, ob es beſſer iſt, daß die Materialien im Lande ſelbſt verarbeitet,
oder
(Politik) O o
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[577/0595]
der hohen Landes-Obrigkeit.
die Einfuhre fremder Wahren, dafuͤr man
baares Geld geben muß, verhuͤtet wird,
und wenn man dadurch, daß die Wahren
ſelbſt verarbeitet werden, dem Lande mehr
Vortheil ſchaffet, als wenn man die bloſ-
ſen Materialien ausfuͤhret. Denn ich ha-
be oben ſchon erinnert, daß ſich einige
Faͤlle finden, da es rathſamer iſt die Ma-
terialien verhandeln, als daraus gefertig-
te Wahren. Und auſſer den daſelbſt (§.
447.) angefuͤhrten Umbſtaͤnden finden un-
terweilen auch noch andere ſtat. als z. E.
Man kan die Materialien, als Flachs und
Wolle, in ſo groſſer Menge haben, daß
man ſie mit Beqvemlichkeit ſelbſt nicht
verarbeiten kan, entweder weil die Men-
ge der Arbeiter nicht wohl zu haben, oder
auch weil die Wahren nicht ſowohl als
die Materialien unter zubringen ſind, in-
dem man an denen Orten keine Wahren
verlanget, wo man Materialien haben wil.
So kan es auch geſchehen, daß die Ma-
terlalien an dem Orte, wo ſie hin verhan-
delt werden, gantz anders verarbeitet wer-
den, als bey uns ſich nicht thun laͤſſet,
und was dergleichen mehr iſt. Derowe-
gen hat man alles vorher nach denen be-
ſonderen in jedem Falle ſich ereignenden
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 577. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/595>, abgerufen am 27.07.2024.
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