Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Cap. 6. Von der Regierung
nehmen lässet. Und demnach arbeitet
die Academie der Wissenschafften zum
Vortheile des Landes, wenn sie alles, was
zu dem Acker-Garten- und Wein-Baue,
ingleichen der Vieh-Zucht gehöret, unter-
suchet und in Form einer Wifsenschafft zu
bringen, sich befleißiget (§. 305). Die
Wahren, welche man aus den Materiali-
en verfertiget, werden Manufacturen ge-
nennet. Wo man demnach durch Ver-
arbeitung derer im Lande befindlichen
Materialien Geld ins Land bringen will,
da muß man die Manufacturen in Auf-
nahme bringen, das ist, davor sorgen, daß
mehr Wahre, als man im Lande verbrau-
chet, verfertiget werde. Sollen auch
Auswärtige die bey uns verfertigten Wah-
ren bey ihnen einführen, so müssen sie
tüchtig gemacht werden und muß man sie
wo nicht wohlfeiler, doch wenigstens für
eben einen solchen Preiß bekommen kön-
nen, als von andern Orten. Derowe-
gen damit der Handel nicht gehemmet und
aus dem Lande gezogen werde; so muß
man auf die Wahren, die aus dem Lan-
de gehen, keine grosse Aufflagen machen.
Dabey ist wohl zu überlegen, ob man
nicht die Materialien/ die sich verarbeiten
lassen und ausser Land geführet werden,
im Lande selbst mit Vortheil verarbeiten
kan: welches geschiehet, wenn dadurch

die

Cap. 6. Von der Regierung
nehmen laͤſſet. Und demnach arbeitet
die Academie der Wiſſenſchafften zum
Vortheile des Landes, wenn ſie alles, was
zu dem Acker-Garten- und Wein-Baue,
ingleichen der Vieh-Zucht gehoͤret, unter-
ſuchet und in Form einer Wifſenſchafft zu
bringen, ſich befleißiget (§. 305). Die
Wahren, welche man aus den Materiali-
en verfertiget, werden Manufacturen ge-
nennet. Wo man demnach durch Ver-
arbeitung derer im Lande befindlichen
Materialien Geld ins Land bringen will,
da muß man die Manufacturen in Auf-
nahme bringen, das iſt, davor ſorgen, daß
mehr Wahre, als man im Lande verbrau-
chet, verfertiget werde. Sollen auch
Auswaͤrtige die bey uns verfertigten Wah-
ren bey ihnen einfuͤhren, ſo muͤſſen ſie
tuͤchtig gemacht werden und muß man ſie
wo nicht wohlfeiler, doch wenigſtens fuͤr
eben einen ſolchen Preiß bekommen koͤn-
nen, als von andern Orten. Derowe-
gen damit der Handel nicht gehemmet und
aus dem Lande gezogen werde; ſo muß
man auf die Wahren, die aus dem Lan-
de gehen, keine groſſe Aufflagen machen.
Dabey iſt wohl zu uͤberlegen, ob man
nicht die Materialien/ die ſich verarbeiten
laſſen und auſſer Land gefuͤhret werden,
im Lande ſelbſt mit Vortheil verarbeiten
kan: welches geſchiehet, wenn dadurch

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0594" n="576"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap. 6. Von der Regierung</hi></fw><lb/>
nehmen la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et. Und demnach arbeitet<lb/>
die Academie der Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chafften zum<lb/>
Vortheile des Landes, wenn &#x017F;ie alles, was<lb/>
zu dem Acker-Garten- und Wein-Baue,<lb/>
ingleichen der Vieh-Zucht geho&#x0364;ret, unter-<lb/>
&#x017F;uchet und in Form einer Wif&#x017F;en&#x017F;chafft zu<lb/>
bringen, &#x017F;ich befleißiget (§. 305). Die<lb/>
Wahren, welche man aus den Materiali-<lb/>
en verfertiget, werden Manufacturen ge-<lb/>
nennet. Wo man demnach durch Ver-<lb/>
arbeitung derer im Lande befindlichen<lb/>
Materialien Geld ins Land bringen will,<lb/>
da muß man die Manufacturen in Auf-<lb/>
nahme bringen, das i&#x017F;t, davor &#x017F;orgen, daß<lb/>
mehr Wahre, als man im Lande verbrau-<lb/>
chet, verfertiget werde. Sollen auch<lb/>
Auswa&#x0364;rtige die bey uns verfertigten Wah-<lb/>
ren bey ihnen einfu&#x0364;hren, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie<lb/>
tu&#x0364;chtig gemacht werden und muß man &#x017F;ie<lb/>
wo nicht wohlfeiler, doch wenig&#x017F;tens fu&#x0364;r<lb/>
eben einen &#x017F;olchen Preiß bekommen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, als von andern Orten. Derowe-<lb/>
gen damit der Handel nicht gehemmet und<lb/>
aus dem Lande gezogen werde; &#x017F;o muß<lb/>
man auf die Wahren, die aus dem Lan-<lb/>
de gehen, keine gro&#x017F;&#x017F;e Aufflagen machen.<lb/>
Dabey i&#x017F;t wohl zu u&#x0364;berlegen, ob man<lb/>
nicht die Materialien/ die &#x017F;ich verarbeiten<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en und au&#x017F;&#x017F;er Land gefu&#x0364;hret werden,<lb/>
im Lande &#x017F;elb&#x017F;t mit Vortheil verarbeiten<lb/>
kan: welches ge&#x017F;chiehet, wenn dadurch<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[576/0594] Cap. 6. Von der Regierung nehmen laͤſſet. Und demnach arbeitet die Academie der Wiſſenſchafften zum Vortheile des Landes, wenn ſie alles, was zu dem Acker-Garten- und Wein-Baue, ingleichen der Vieh-Zucht gehoͤret, unter- ſuchet und in Form einer Wifſenſchafft zu bringen, ſich befleißiget (§. 305). Die Wahren, welche man aus den Materiali- en verfertiget, werden Manufacturen ge- nennet. Wo man demnach durch Ver- arbeitung derer im Lande befindlichen Materialien Geld ins Land bringen will, da muß man die Manufacturen in Auf- nahme bringen, das iſt, davor ſorgen, daß mehr Wahre, als man im Lande verbrau- chet, verfertiget werde. Sollen auch Auswaͤrtige die bey uns verfertigten Wah- ren bey ihnen einfuͤhren, ſo muͤſſen ſie tuͤchtig gemacht werden und muß man ſie wo nicht wohlfeiler, doch wenigſtens fuͤr eben einen ſolchen Preiß bekommen koͤn- nen, als von andern Orten. Derowe- gen damit der Handel nicht gehemmet und aus dem Lande gezogen werde; ſo muß man auf die Wahren, die aus dem Lan- de gehen, keine groſſe Aufflagen machen. Dabey iſt wohl zu uͤberlegen, ob man nicht die Materialien/ die ſich verarbeiten laſſen und auſſer Land gefuͤhret werden, im Lande ſelbſt mit Vortheil verarbeiten kan: welches geſchiehet, wenn dadurch die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/594
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/594>, abgerufen am 04.05.2024.