Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.der hohen Landes-Obrigkeit. ge andere, die man im Lande hat, gebrau-chen kan. Und hat alsdenn die hohe O- brigkeit vermöge ihrer Gewalt (§. 435.) zu verbiethen, daß dieselben Wahren von de- nen Unterthanen nicht mehr sollen gebrau- chet werden, auch die Einfuhre derselben nicht zu verstatten. Man muß ferner zu- sehen, ob man nicht in seinem eigenen Lan- de aus einem Orte in den andern kan brin- gen lassen, was man aus fremden Orten hohlet und woferne sich dieses so befindet, Befehl ertheilen, daß man sie von dem Or- te im Lande, wo man dergleichen Wahren haben kan, bringen lasse. Unterweilen gehet es auch an, daß man an Materiali- en, woraus die Wahren, so man aus fremden Orten bringen lässet, verfertiget werden, einen Uberfluß im Lande hat. De- rowegen muß man darauf bedacht seyn, wie man Leute ins Land bringe, die sie verfertigen können. Allein bey allen die- sen Regeln ist doch noch viele Vorsichtig- keit nöthig, wenn man sie recht gebrnu- chen will. Nemlich da wir die fremden Wahren aus andern Ländern nehmen; so müssen wir wohl darauf acht haben, ob man nicht daselbst wiederumb Wahren bey uns nimmet, und ob wir dieselbe so wohl bey andern als bey ihnen loß werden können. Nimmet man wieder Wahren von uns, die wir sonst nicht sowohl loß wer- M m 2
der hohen Landes-Obrigkeit. ge andere, die man im Lande hat, gebrau-chen kan. Und hat alsdenn die hohe O- brigkeit vermoͤge ihrer Gewalt (§. 435.) zu verbiethen, daß dieſelben Wahren von de- nen Unterthanen nicht mehr ſollen gebrau- chet werden, auch die Einfuhre derſelben nicht zu verſtatten. Man muß ferner zu- ſehen, ob man nicht in ſeinem eigenen Lan- de aus einem Orte in den andern kan brin- gen laſſen, was man aus fremden Orten hohlet und woferne ſich dieſes ſo befindet, Befehl ertheilen, daß man ſie von dem Or- te im Lande, wo man dergleichen Wahren haben kan, bringen laſſe. Unterweilen gehet es auch an, daß man an Materiali- en, woraus die Wahren, ſo man aus fremden Orten bringen laͤſſet, verfertiget werden, einen Uberfluß im Lande hat. De- rowegen muß man darauf bedacht ſeyn, wie man Leute ins Land bringe, die ſie verfertigen koͤnnen. Allein bey allen die- ſen Regeln iſt doch noch viele Vorſichtig- keit noͤthig, wenn man ſie recht gebrnu- chen will. Nemlich da wir die fremden Wahren aus andern Laͤndern nehmen; ſo muͤſſen wir wohl darauf acht haben, ob man nicht daſelbſt wiederumb Wahren bey uns nimmet, und ob wir dieſelbe ſo wohl bey andern als bey ihnen loß werden koͤnnen. Nimmet man wieder Wahren von uns, die wir ſonſt nicht ſowohl loß wer- M m 2
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der hohen Landes-Obrigkeit.
ge andere, die man im Lande hat, gebrau-
chen kan. Und hat alsdenn die hohe O-
brigkeit vermoͤge ihrer Gewalt (§. 435.) zu
verbiethen, daß dieſelben Wahren von de-
nen Unterthanen nicht mehr ſollen gebrau-
chet werden, auch die Einfuhre derſelben
nicht zu verſtatten. Man muß ferner zu-
ſehen, ob man nicht in ſeinem eigenen Lan-
de aus einem Orte in den andern kan brin-
gen laſſen, was man aus fremden Orten
hohlet und woferne ſich dieſes ſo befindet,
Befehl ertheilen, daß man ſie von dem Or-
te im Lande, wo man dergleichen Wahren
haben kan, bringen laſſe. Unterweilen
gehet es auch an, daß man an Materiali-
en, woraus die Wahren, ſo man aus
fremden Orten bringen laͤſſet, verfertiget
werden, einen Uberfluß im Lande hat. De-
rowegen muß man darauf bedacht ſeyn,
wie man Leute ins Land bringe, die ſie
verfertigen koͤnnen. Allein bey allen die-
ſen Regeln iſt doch noch viele Vorſichtig-
keit noͤthig, wenn man ſie recht gebrnu-
chen will. Nemlich da wir die fremden
Wahren aus andern Laͤndern nehmen; ſo
muͤſſen wir wohl darauf acht haben, ob
man nicht daſelbſt wiederumb Wahren
bey uns nimmet, und ob wir dieſelbe ſo
wohl bey andern als bey ihnen loß werden
koͤnnen. Nimmet man wieder Wahren
von uns, die wir ſonſt nicht ſowohl loß
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