Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

der hohen Landes-Obrigkeit
die hohe Landes-Obrigkeit berichten und
dieses, was sie für nützlich befinden, zu
verordnen bey derselben anhalten. Da-
mit aber auch dieselbe in dem Stande ist
zu urtheilen, ob dadurch der Stadt ihr
Bestes befördert wird; so müssen die Ur-
sachen mit angeführet werden, warumb
man dergleichen Anstalten für dienlich er-
achtet. Es ist aber umb so vielmehr nöthig,
daß solches an die hohe Landes-Obrigkeit
berichtet werde, weil öffters dasjenige, was
zum Besten einer Stadt gereichet, ande-
ren im Lande nachtheilig ist. Jm gemei-
nen Wesen aber kan nicht zugelassen wer-
den, daß einer seine besondere Wohlfahrt
der gemeinen vorziehe (§. 216).

§. 475.

Weil nun viel daran gelegenWas bey
Verge-
bung der
Bedie-
nungen
in acht zu
nehmen.

ist, daß alle Bedienungen im Lande mit
geschickten Leuten versehen werden, indem
alle Anstalten nichts helffen, wenn die
Aembter nicht recht verwaltet werden und
solchergestalt die gemeine Wohlfahrt, wel-
che zu fördern dergleichen Bedienungen er-
richtet werden, nimmermehr erhalten wird:
so muß auch eine hohe Landes-Obrigkeit
sorgen, daß geschickte Leute im Lande erzo-
gen werden, die man zu Bedienungen ziehen
kan, und in Vergebung der Dienste nicht
auf Gunst, sondern auf die Geschickligkeit
sehen. Viel weniger muß man es dahin
kommen lassen, daß die Bedienungen an

die

der hohen Landes-Obrigkeit
die hohe Landes-Obrigkeit berichten und
dieſes, was ſie fuͤr nuͤtzlich befinden, zu
verordnen bey derſelben anhalten. Da-
mit aber auch dieſelbe in dem Stande iſt
zu urtheilen, ob dadurch der Stadt ihr
Beſtes befoͤrdert wird; ſo muͤſſen die Ur-
ſachen mit angefuͤhret werden, warumb
man dergleichen Anſtalten fuͤr dienlich er-
achtet. Es iſt aber umb ſo vielmehr noͤthig,
daß ſolches an die hohe Landes-Obrigkeit
berichtet werde, weil oͤffters dasjenige, was
zum Beſten einer Stadt gereichet, ande-
ren im Lande nachtheilig iſt. Jm gemei-
nen Weſen aber kan nicht zugelaſſen wer-
den, daß einer ſeine beſondere Wohlfahrt
der gemeinen vorziehe (§. 216).

§. 475.

Weil nun viel daran gelegenWas bey
Verge-
bung der
Bedie-
nungen
in acht zu
nehmen.

iſt, daß alle Bedienungen im Lande mit
geſchickten Leuten verſehen werden, indem
alle Anſtalten nichts helffen, wenn die
Aembter nicht recht verwaltet werden und
ſolchergeſtalt die gemeine Wohlfahrt, wel-
che zu foͤrdern dergleichen Bedienungen er-
richtet werden, nimmermehr erhalten wird:
ſo muß auch eine hohe Landes-Obrigkeit
ſorgen, daß geſchickte Leute im Lande erzo-
gen werden, die man zu Bedienungen ziehen
kan, und in Vergebung der Dienſte nicht
auf Gunſt, ſondern auf die Geſchickligkeit
ſehen. Viel weniger muß man es dahin
kommen laſſen, daß die Bedienungen an

die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0559" n="541"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der hohen Landes-Obrigkeit</hi></fw><lb/>
die hohe Landes-Obrigkeit berichten und<lb/>
die&#x017F;es, was &#x017F;ie fu&#x0364;r nu&#x0364;tzlich befinden, zu<lb/>
verordnen bey der&#x017F;elben anhalten. Da-<lb/>
mit aber auch die&#x017F;elbe in dem Stande i&#x017F;t<lb/>
zu urtheilen, ob dadurch der Stadt ihr<lb/>
Be&#x017F;tes befo&#x0364;rdert wird; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die Ur-<lb/>
&#x017F;achen mit angefu&#x0364;hret werden, warumb<lb/>
man dergleichen An&#x017F;talten fu&#x0364;r dienlich er-<lb/>
achtet. Es i&#x017F;t aber umb &#x017F;o vielmehr no&#x0364;thig,<lb/>
daß &#x017F;olches an die hohe Landes-Obrigkeit<lb/>
berichtet werde, weil o&#x0364;ffters dasjenige, was<lb/>
zum Be&#x017F;ten einer Stadt gereichet, ande-<lb/>
ren im Lande nachtheilig i&#x017F;t. Jm gemei-<lb/>
nen We&#x017F;en aber kan nicht zugela&#x017F;&#x017F;en wer-<lb/>
den, daß einer &#x017F;eine be&#x017F;ondere Wohlfahrt<lb/>
der gemeinen vorziehe (§. 216).</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 475.</head>
              <p>Weil nun viel daran gelegen<note place="right">Was bey<lb/>
Verge-<lb/>
bung der<lb/>
Bedie-<lb/>
nungen<lb/>
in acht zu<lb/>
nehmen.</note><lb/>
i&#x017F;t, daß alle Bedienungen im Lande mit<lb/>
ge&#x017F;chickten Leuten ver&#x017F;ehen werden, indem<lb/>
alle An&#x017F;talten nichts helffen, wenn die<lb/>
Aembter nicht recht verwaltet werden und<lb/>
&#x017F;olcherge&#x017F;talt die gemeine Wohlfahrt, wel-<lb/>
che zu fo&#x0364;rdern dergleichen Bedienungen er-<lb/>
richtet werden, nimmermehr erhalten wird:<lb/>
&#x017F;o muß auch eine hohe Landes-Obrigkeit<lb/>
&#x017F;orgen, daß ge&#x017F;chickte Leute im Lande erzo-<lb/>
gen werden, die man zu Bedienungen ziehen<lb/>
kan, und in Vergebung der Dien&#x017F;te nicht<lb/>
auf Gun&#x017F;t, &#x017F;ondern auf die Ge&#x017F;chickligkeit<lb/>
&#x017F;ehen. Viel weniger muß man es dahin<lb/>
kommen la&#x017F;&#x017F;en, daß die Bedienungen an<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[541/0559] der hohen Landes-Obrigkeit die hohe Landes-Obrigkeit berichten und dieſes, was ſie fuͤr nuͤtzlich befinden, zu verordnen bey derſelben anhalten. Da- mit aber auch dieſelbe in dem Stande iſt zu urtheilen, ob dadurch der Stadt ihr Beſtes befoͤrdert wird; ſo muͤſſen die Ur- ſachen mit angefuͤhret werden, warumb man dergleichen Anſtalten fuͤr dienlich er- achtet. Es iſt aber umb ſo vielmehr noͤthig, daß ſolches an die hohe Landes-Obrigkeit berichtet werde, weil oͤffters dasjenige, was zum Beſten einer Stadt gereichet, ande- ren im Lande nachtheilig iſt. Jm gemei- nen Weſen aber kan nicht zugelaſſen wer- den, daß einer ſeine beſondere Wohlfahrt der gemeinen vorziehe (§. 216). §. 475.Weil nun viel daran gelegen iſt, daß alle Bedienungen im Lande mit geſchickten Leuten verſehen werden, indem alle Anſtalten nichts helffen, wenn die Aembter nicht recht verwaltet werden und ſolchergeſtalt die gemeine Wohlfahrt, wel- che zu foͤrdern dergleichen Bedienungen er- richtet werden, nimmermehr erhalten wird: ſo muß auch eine hohe Landes-Obrigkeit ſorgen, daß geſchickte Leute im Lande erzo- gen werden, die man zu Bedienungen ziehen kan, und in Vergebung der Dienſte nicht auf Gunſt, ſondern auf die Geſchickligkeit ſehen. Viel weniger muß man es dahin kommen laſſen, daß die Bedienungen an die Was bey Verge- bung der Bedie- nungen in acht zu nehmen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/559
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/559>, abgerufen am 04.05.2024.