Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

der hohen Landes-Obrigkeit.
damit doch gleichwohl auch in solchen Fäl-
len, wo die Appellation nicht stat findet,
die unteren Gerichte durch die Ober-Ge-
richte und diese durch das höchste Appel-
lations
Gerichte verbunden werden nach
ihrem besten Wissen und Gewissen jeder-
mann Recht zu sprechen, wie erst jetzt an-
gewiesen worden: so muß doch jedermann
in allen Fällen Freyheit behalten über die
Unter-Gerichte bey den Ober-Gerichten,
und über die Ober-Gerichte bey dem ho-
hen Appellations-Gerichte wegen verwei-
gerten Rechte seine Beschweerden anzu-
bringen. Unterdessen damit weder die
Freyheit zu appelliren, noch die Freyheit
seine Beschweerden wegen verweigerten
Rechte anzubringen von denen Partheyen
gemisbrauchet werde; so müssen sie sol-
ches zu unterlassen verbunden werden. Da
man nun im bürgerlichen Leben kein an-
deres Mittel einen zu verbinden hat, als die
Straffen und den Eid (§. 341. 465), der
Eid aber bloß bey einer förmlichen Appel-
lation
stat findet, als welche mit Vor-
wissen der Gerichte geschiehet, von denen
man an ein anderes appelliret; so kan
man bey den Appellationen den Appella-
tions-Eyd einsühren, da nemlich einer
schweeren muß, daß er davor halte, er
habe eine gerechte Sache und sey ihm durch
das Urtheil unrecht geschehen, hingegen

da
(Politik.) K k

der hohen Landes-Obrigkeit.
damit doch gleichwohl auch in ſolchen Faͤl-
len, wo die Appellation nicht ſtat findet,
die unteren Gerichte durch die Ober-Ge-
richte und dieſe durch das hoͤchſte Appel-
lations
Gerichte verbunden werden nach
ihrem beſten Wiſſen und Gewiſſen jeder-
mann Recht zu ſprechen, wie erſt jetzt an-
gewieſen worden: ſo muß doch jedermann
in allen Faͤllen Freyheit behalten uͤber die
Unter-Gerichte bey den Ober-Gerichten,
und uͤber die Ober-Gerichte bey dem ho-
hen Appellations-Gerichte wegen verwei-
gerten Rechte ſeine Beſchweerden anzu-
bringen. Unterdeſſen damit weder die
Freyheit zu appelliren, noch die Freyheit
ſeine Beſchweerden wegen verweigerten
Rechte anzubringen von denen Partheyen
gemisbrauchet werde; ſo muͤſſen ſie ſol-
ches zu unterlaſſen verbunden werden. Da
man nun im buͤrgerlichen Leben kein an-
deres Mittel einen zu verbinden hat, als die
Straffen und den Eid (§. 341. 465), der
Eid aber bloß bey einer foͤrmlichen Appel-
lation
ſtat findet, als welche mit Vor-
wiſſen der Gerichte geſchiehet, von denen
man an ein anderes appelliret; ſo kan
man bey den Appellationen den Appella-
tions-Eyd einſuͤhren, da nemlich einer
ſchweeren muß, daß er davor halte, er
habe eine gerechte Sache und ſey ihm durch
das Urtheil unrecht geſchehen, hingegen

da
(Politik.) K k
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0531" n="513"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der hohen Landes-Obrigkeit.</hi></fw><lb/>
damit doch gleichwohl auch in &#x017F;olchen Fa&#x0364;l-<lb/>
len, wo die <hi rendition="#aq">Appellation</hi> nicht &#x017F;tat findet,<lb/>
die unteren Gerichte durch die Ober-Ge-<lb/>
richte und die&#x017F;e durch das ho&#x0364;ch&#x017F;te <hi rendition="#aq">Appel-<lb/>
lations</hi> Gerichte verbunden werden nach<lb/>
ihrem be&#x017F;ten Wi&#x017F;&#x017F;en und Gewi&#x017F;&#x017F;en jeder-<lb/>
mann Recht zu &#x017F;prechen, wie er&#x017F;t jetzt an-<lb/>
gewie&#x017F;en worden: &#x017F;o muß doch jedermann<lb/>
in allen Fa&#x0364;llen Freyheit behalten u&#x0364;ber die<lb/>
Unter-Gerichte bey den Ober-Gerichten,<lb/>
und u&#x0364;ber die Ober-Gerichte bey dem ho-<lb/>
hen <hi rendition="#aq">Appellations-</hi>Gerichte wegen verwei-<lb/>
gerten Rechte &#x017F;eine Be&#x017F;chweerden anzu-<lb/>
bringen. Unterde&#x017F;&#x017F;en damit weder die<lb/>
Freyheit zu <hi rendition="#aq">appellir</hi>en, noch die Freyheit<lb/>
&#x017F;eine Be&#x017F;chweerden wegen verweigerten<lb/>
Rechte anzubringen von denen Partheyen<lb/>
gemisbrauchet werde; &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie &#x017F;ol-<lb/>
ches zu unterla&#x017F;&#x017F;en verbunden werden. Da<lb/>
man nun im bu&#x0364;rgerlichen Leben kein an-<lb/>
deres Mittel einen zu verbinden hat, als die<lb/>
Straffen und den Eid (§. 341. 465), der<lb/>
Eid aber bloß bey einer fo&#x0364;rmlichen <hi rendition="#aq">Appel-<lb/>
lation</hi> &#x017F;tat findet, als welche mit Vor-<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en der Gerichte ge&#x017F;chiehet, von denen<lb/>
man an ein anderes <hi rendition="#aq">appellir</hi>et; &#x017F;o kan<lb/>
man bey den <hi rendition="#aq">Appellation</hi>en den Appella-<lb/>
tions-Eyd ein&#x017F;u&#x0364;hren, da nemlich einer<lb/>
&#x017F;chweeren muß, daß er davor halte, er<lb/>
habe eine gerechte Sache und &#x017F;ey ihm durch<lb/>
das Urtheil unrecht ge&#x017F;chehen, hingegen<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(<hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Politik.</hi></hi>) K k</fw><fw place="bottom" type="catch">da</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[513/0531] der hohen Landes-Obrigkeit. damit doch gleichwohl auch in ſolchen Faͤl- len, wo die Appellation nicht ſtat findet, die unteren Gerichte durch die Ober-Ge- richte und dieſe durch das hoͤchſte Appel- lations Gerichte verbunden werden nach ihrem beſten Wiſſen und Gewiſſen jeder- mann Recht zu ſprechen, wie erſt jetzt an- gewieſen worden: ſo muß doch jedermann in allen Faͤllen Freyheit behalten uͤber die Unter-Gerichte bey den Ober-Gerichten, und uͤber die Ober-Gerichte bey dem ho- hen Appellations-Gerichte wegen verwei- gerten Rechte ſeine Beſchweerden anzu- bringen. Unterdeſſen damit weder die Freyheit zu appelliren, noch die Freyheit ſeine Beſchweerden wegen verweigerten Rechte anzubringen von denen Partheyen gemisbrauchet werde; ſo muͤſſen ſie ſol- ches zu unterlaſſen verbunden werden. Da man nun im buͤrgerlichen Leben kein an- deres Mittel einen zu verbinden hat, als die Straffen und den Eid (§. 341. 465), der Eid aber bloß bey einer foͤrmlichen Appel- lation ſtat findet, als welche mit Vor- wiſſen der Gerichte geſchiehet, von denen man an ein anderes appelliret; ſo kan man bey den Appellationen den Appella- tions-Eyd einſuͤhren, da nemlich einer ſchweeren muß, daß er davor halte, er habe eine gerechte Sache und ſey ihm durch das Urtheil unrecht geſchehen, hingegen da (Politik.) K k

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/531
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 513. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/531>, abgerufen am 22.11.2024.