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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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Cap. 6. Von der Regierung
als ihr Ansehen bey Auswärtigen schlecht
machen (§. 460). Nemlich sie erwehlen den
Schein und Verderben dadurch das We-
sen. Und dieses geschiehet am allermeisten
wenn zu dem Ende das Geld aus dem Lan-
de geschickt wird. Sonst ist noch dieses zu
erinnern, daß, wenn die hohe Landes-O-
brigkeit die vornehmsten und mächtigsten
Familien im Lande nach Hoffe ziehet, die-
ses zugleich ein Mittel ist ihre Macht und
Gewalt zu befestigen, indem sich niemand
eher mit Nachdruck als diese wiedersetzen
können, sonderlich in einer Regierungs-
Forme, wo nicht alle Macht bey ihr allein
stehet.



Das 6. Capitel
Von der Regierung der hohen
Landes-Obrigkeit.
§. 467.
Was Re-
gierung
ist und
wie man
davon
urtheilen
sol.

JNdem die Obrigkeit die ihr verliehene
Macht und Gewalt brauchet, so re-
gieret
sie. Und ist demnach die Re-
gierung
nichts anders als eine Ausübung
der Macht und Gewalt die gemeine Wohl-
fahrt und Sicherheit des Landes zu beför-
dern: denn keine andre Macht und Gewalt
hat sie, als diese (§. 435. 443). Wenn dem-

nach

Cap. 6. Von der Regierung
als ihr Anſehen bey Auswaͤrtigen ſchlecht
machen (§. 460). Nemlich ſie erwehlen den
Schein und Verderben dadurch das We-
ſen. Und dieſes geſchiehet am allermeiſten
wenn zu dem Ende das Geld aus dem Lan-
de geſchickt wird. Sonſt iſt noch dieſes zu
erinnern, daß, wenn die hohe Landes-O-
brigkeit die vornehmſten und maͤchtigſten
Familien im Lande nach Hoffe ziehet, die-
ſes zugleich ein Mittel iſt ihre Macht und
Gewalt zu befeſtigen, indem ſich niemand
eher mit Nachdruck als dieſe wiederſetzen
koͤnnen, ſonderlich in einer Regierungs-
Forme, wo nicht alle Macht bey ihr allein
ſtehet.



Das 6. Capitel
Von der Regierung der hohen
Landes-Obrigkeit.
§. 467.
Was Re-
gierung
iſt und
wie man
davon
urtheilen
ſol.

JNdem die Obrigkeit die ihr verliehene
Macht und Gewalt brauchet, ſo re-
gieret
ſie. Und iſt demnach die Re-
gierung
nichts anders als eine Ausuͤbung
der Macht und Gewalt die gemeine Wohl-
fahrt und Sicherheit des Landes zu befoͤr-
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[502/0520] Cap. 6. Von der Regierung als ihr Anſehen bey Auswaͤrtigen ſchlecht machen (§. 460). Nemlich ſie erwehlen den Schein und Verderben dadurch das We- ſen. Und dieſes geſchiehet am allermeiſten wenn zu dem Ende das Geld aus dem Lan- de geſchickt wird. Sonſt iſt noch dieſes zu erinnern, daß, wenn die hohe Landes-O- brigkeit die vornehmſten und maͤchtigſten Familien im Lande nach Hoffe ziehet, die- ſes zugleich ein Mittel iſt ihre Macht und Gewalt zu befeſtigen, indem ſich niemand eher mit Nachdruck als dieſe wiederſetzen koͤnnen, ſonderlich in einer Regierungs- Forme, wo nicht alle Macht bey ihr allein ſtehet. Das 6. Capitel Von der Regierung der hohen Landes-Obrigkeit. §. 467. JNdem die Obrigkeit die ihr verliehene Macht und Gewalt brauchet, ſo re- gieret ſie. Und iſt demnach die Re- gierung nichts anders als eine Ausuͤbung der Macht und Gewalt die gemeine Wohl- fahrt und Sicherheit des Landes zu befoͤr- dern: denn keine andre Macht und Gewalt hat ſie, als dieſe (§. 435. 443). Wenn dem- nach

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 502. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/520>, abgerufen am 25.11.2024.