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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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und Gewalt der Obrigkeit.
gemeine Beste zu befördern gantz unumb-
schränckt, und kan niemand anderes mit
Recht sich dagegen auflegen, so lange er
nicht Schaden abzuwenden verbunden ist
(§. 832. 833. Mor.).

§. 452.

Die unumbschränckte MachtWas die
Majestär
ist und
wo sie an-
zutreffen.

und Gewalt die gemeine Wohlfahrt und
Sicherheit zu befördern wird die Maje-
stät
genennet. Da nun in der Monarchie
dieselbe bey einem (§. 234), in der Aristocra-
tie bey einigen (§. 235), in der Politie bey
der gantzen Gemeine anzutreffen; so ist die
Majestät in der Monarchie bey einem, in
der Aristocratie bey einigen, in der Poli-
tie bey der gantzen Gemeine, folgends in
der Aristocratie und Politie getheilet. Jn
den vermischten Regierungs-Formen ist sie
gleichfalls nicht gantz bey einem, sondern
auf verschiedene Art getheilet. Jedoch
wenn die vermischte Regierungs-Forme et-
was von der Monarchie hat, daß man
nemlich ein einiges Ober-Haupt erwehlet;
so kan doch der gröste Theil der Majestät
bey einem seyn.

§. 453.

Wenn die Majestät entwederWas ein
König
ist.

gantz, oder doch grösten theils bey einer
Person ist; so nennet man sie einen Kö-
nig.
Und dannenhero werden Könige Ma-
jestäten genennet. Jedoch gehet es hier,
wie mit anderen Wörtern, daß die Unbe-
ständigkeit im Reden die Bedeutung des

Worts
(Politik.) H h

und Gewalt der Obrigkeit.
gemeine Beſte zu befoͤrdern gantz unumb-
ſchraͤnckt, und kan niemand anderes mit
Recht ſich dagegen auflegen, ſo lange er
nicht Schaden abzuwenden verbunden iſt
(§. 832. 833. Mor.).

§. 452.

Die unumbſchraͤnckte MachtWas die
Majeſtaͤr
iſt und
wo ſie an-
zutreffen.

und Gewalt die gemeine Wohlfahrt und
Sicherheit zu befoͤrdern wird die Maje-
ſtaͤt
genennet. Da nun in der Monarchie
dieſelbe bey einem (§. 234), in der Ariſtocra-
tie bey einigen (§. 235), in der Politie bey
der gantzen Gemeine anzutreffen; ſo iſt die
Majeſtaͤt in der Monarchie bey einem, in
der Ariſtocratie bey einigen, in der Poli-
tie bey der gantzen Gemeine, folgends in
der Ariſtocratie und Politie getheilet. Jn
den vermiſchten Regierungs-Formen iſt ſie
gleichfalls nicht gantz bey einem, ſondern
auf verſchiedene Art getheilet. Jedoch
wenn die vermiſchte Regierungs-Forme et-
was von der Monarchie hat, daß man
nemlich ein einiges Ober-Haupt erwehlet;
ſo kan doch der groͤſte Theil der Majeſtaͤt
bey einem ſeyn.

§. 453.

Wenn die Majeſtaͤt entwederWas ein
Koͤnig
iſt.

gantz, oder doch groͤſten theils bey einer
Perſon iſt; ſo nennet man ſie einen Koͤ-
nig.
Und dannenhero werden Koͤnige Ma-
jeſtaͤten genennet. Jedoch gehet es hier,
wie mit anderen Woͤrtern, daß die Unbe-
ſtaͤndigkeit im Reden die Bedeutung des

Worts
(Politik.) H h
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[481/0499] und Gewalt der Obrigkeit. gemeine Beſte zu befoͤrdern gantz unumb- ſchraͤnckt, und kan niemand anderes mit Recht ſich dagegen auflegen, ſo lange er nicht Schaden abzuwenden verbunden iſt (§. 832. 833. Mor.). §. 452.Die unumbſchraͤnckte Macht und Gewalt die gemeine Wohlfahrt und Sicherheit zu befoͤrdern wird die Maje- ſtaͤt genennet. Da nun in der Monarchie dieſelbe bey einem (§. 234), in der Ariſtocra- tie bey einigen (§. 235), in der Politie bey der gantzen Gemeine anzutreffen; ſo iſt die Majeſtaͤt in der Monarchie bey einem, in der Ariſtocratie bey einigen, in der Poli- tie bey der gantzen Gemeine, folgends in der Ariſtocratie und Politie getheilet. Jn den vermiſchten Regierungs-Formen iſt ſie gleichfalls nicht gantz bey einem, ſondern auf verſchiedene Art getheilet. Jedoch wenn die vermiſchte Regierungs-Forme et- was von der Monarchie hat, daß man nemlich ein einiges Ober-Haupt erwehlet; ſo kan doch der groͤſte Theil der Majeſtaͤt bey einem ſeyn. Was die Majeſtaͤr iſt und wo ſie an- zutreffen. §. 453.Wenn die Majeſtaͤt entweder gantz, oder doch groͤſten theils bey einer Perſon iſt; ſo nennet man ſie einen Koͤ- nig. Und dannenhero werden Koͤnige Ma- jeſtaͤten genennet. Jedoch gehet es hier, wie mit anderen Woͤrtern, daß die Unbe- ſtaͤndigkeit im Reden die Bedeutung des Worts Was ein Koͤnig iſt. (Politik.) H h

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/499>, abgerufen am 22.11.2024.