Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Gewalt der Obrigkeit.
Nachdruck bekommet, indem Gewalt ohne
Macht nichts ausrichten kan.

§. 444.

Wenn die Obrigkeit in demWie die
Obrig-
keit
machtig
gemacht
wird.

Stande seyn sol alles auszuführen, was
zu der gemeinen Wohlfahrt und Sicher-
heit nöthig ist; so muß sie keinen Mangel
an Gelde haben. Und zu dem Ende müs-
sen nicht allein ordentliche Einkünffte zu
dergleichen Ausgaben angewiesen werden,
sondern sie muß auch Gewalt haben im
Falle ausserordentlicher Bedürffnis ausser-
ordentliche Gaben auszuschreiben, soviel
als zu der erforderten Absicht nöthig ist. Wie-
derumb wenn sie in dem Stande seyn sol
diejenigen zu zwingen, die nicht gutwillig
thun wollen, was sie sollen; so muß sie
soviel Soldaten an der Hand haben, de-
nen sie nach ihrem Gefallen und Gutbe-
finden befehlen kan, als diese Wiederspen-
stigen in Furcht zuhalten erfordert wird.
Ja weil sie alle Straffen, die auf die
Verbrechen gesetzet sind, an den Verbre-
chern vollstrecken, auch jedermann die
Gesetze zu halten zwingen sol, der sie nicht
gutwillig halten wil; so muß sie die Ge-
walt haben in denen Städten, Dörffern
und Flecken Richter und in gantzen Pro-
vincien Regierungen oder Obergerichte zu-
bestellen und sie mit gnungsamen Die-
nern, die man bey der Hülffe und Voll-
streckung der Straffe (§. 341.) nöthig

hat
G g 4

und Gewalt der Obrigkeit.
Nachdruck bekommet, indem Gewalt ohne
Macht nichts ausrichten kan.

§. 444.

Wenn die Obrigkeit in demWie die
Obrig-
keit
machtig
gemacht
wird.

Stande ſeyn ſol alles auszufuͤhren, was
zu der gemeinen Wohlfahrt und Sicher-
heit noͤthig iſt; ſo muß ſie keinen Mangel
an Gelde haben. Und zu dem Ende muͤſ-
ſen nicht allein ordentliche Einkuͤnffte zu
dergleichen Ausgaben angewieſen werden,
ſondern ſie muß auch Gewalt haben im
Falle auſſerordentlicher Beduͤrffnis auſſer-
ordentliche Gaben auszuſchreiben, ſoviel
als zu der erfordertẽ Abſicht noͤthig iſt. Wie-
derumb wenn ſie in dem Stande ſeyn ſol
diejenigen zu zwingen, die nicht gutwillig
thun wollen, was ſie ſollen; ſo muß ſie
ſoviel Soldaten an der Hand haben, de-
nen ſie nach ihrem Gefallen und Gutbe-
finden befehlen kan, als dieſe Wiederſpen-
ſtigen in Furcht zuhalten erfordert wird.
Ja weil ſie alle Straffen, die auf die
Verbrechen geſetzet ſind, an den Verbre-
chern vollſtrecken, auch jedermann die
Geſetze zu halten zwingen ſol, der ſie nicht
gutwillig halten wil; ſo muß ſie die Ge-
walt haben in denen Staͤdten, Doͤrffern
und Flecken Richter und in gantzen Pro-
vincien Regierungen oder Obergerichte zu-
beſtellen und ſie mit gnungſamen Die-
nern, die man bey der Huͤlffe und Voll-
ſtreckung der Straffe (§. 341.) noͤthig

hat
G g 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0489" n="471"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und Gewalt der Obrigkeit.</hi></fw><lb/>
Nachdruck bekommet, indem Gewalt ohne<lb/>
Macht nichts ausrichten kan.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 444.</head>
              <p>Wenn die Obrigkeit in dem<note place="right">Wie die<lb/>
Obrig-<lb/>
keit<lb/>
machtig<lb/>
gemacht<lb/>
wird.</note><lb/>
Stande &#x017F;eyn &#x017F;ol alles auszufu&#x0364;hren, was<lb/>
zu der gemeinen Wohlfahrt und Sicher-<lb/>
heit no&#x0364;thig i&#x017F;t; &#x017F;o muß &#x017F;ie keinen Mangel<lb/>
an Gelde haben. Und zu dem Ende mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en nicht allein ordentliche Einku&#x0364;nffte zu<lb/>
dergleichen Ausgaben angewie&#x017F;en werden,<lb/>
&#x017F;ondern &#x017F;ie muß auch Gewalt haben im<lb/>
Falle au&#x017F;&#x017F;erordentlicher Bedu&#x0364;rffnis au&#x017F;&#x017F;er-<lb/>
ordentliche Gaben auszu&#x017F;chreiben, &#x017F;oviel<lb/>
als zu der erforderte&#x0303; Ab&#x017F;icht no&#x0364;thig i&#x017F;t. Wie-<lb/>
derumb wenn &#x017F;ie in dem Stande &#x017F;eyn &#x017F;ol<lb/>
diejenigen zu zwingen, die nicht gutwillig<lb/>
thun wollen, was &#x017F;ie &#x017F;ollen; &#x017F;o muß &#x017F;ie<lb/>
&#x017F;oviel Soldaten an der Hand haben, de-<lb/>
nen &#x017F;ie nach ihrem Gefallen und Gutbe-<lb/>
finden befehlen kan, als die&#x017F;e Wieder&#x017F;pen-<lb/>
&#x017F;tigen in Furcht zuhalten erfordert wird.<lb/>
Ja weil &#x017F;ie alle Straffen, die auf die<lb/>
Verbrechen ge&#x017F;etzet &#x017F;ind, an den Verbre-<lb/>
chern voll&#x017F;trecken, auch jedermann die<lb/>
Ge&#x017F;etze zu halten zwingen &#x017F;ol, der &#x017F;ie nicht<lb/>
gutwillig halten wil; &#x017F;o muß &#x017F;ie die Ge-<lb/>
walt haben in denen Sta&#x0364;dten, Do&#x0364;rffern<lb/>
und Flecken Richter und in gantzen Pro-<lb/>
vincien Regierungen oder Obergerichte zu-<lb/>
be&#x017F;tellen und &#x017F;ie mit gnung&#x017F;amen Die-<lb/>
nern, die man bey der Hu&#x0364;lffe und Voll-<lb/>
&#x017F;treckung der Straffe (§. 341.) no&#x0364;thig<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">G g 4</fw><fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[471/0489] und Gewalt der Obrigkeit. Nachdruck bekommet, indem Gewalt ohne Macht nichts ausrichten kan. §. 444.Wenn die Obrigkeit in dem Stande ſeyn ſol alles auszufuͤhren, was zu der gemeinen Wohlfahrt und Sicher- heit noͤthig iſt; ſo muß ſie keinen Mangel an Gelde haben. Und zu dem Ende muͤſ- ſen nicht allein ordentliche Einkuͤnffte zu dergleichen Ausgaben angewieſen werden, ſondern ſie muß auch Gewalt haben im Falle auſſerordentlicher Beduͤrffnis auſſer- ordentliche Gaben auszuſchreiben, ſoviel als zu der erfordertẽ Abſicht noͤthig iſt. Wie- derumb wenn ſie in dem Stande ſeyn ſol diejenigen zu zwingen, die nicht gutwillig thun wollen, was ſie ſollen; ſo muß ſie ſoviel Soldaten an der Hand haben, de- nen ſie nach ihrem Gefallen und Gutbe- finden befehlen kan, als dieſe Wiederſpen- ſtigen in Furcht zuhalten erfordert wird. Ja weil ſie alle Straffen, die auf die Verbrechen geſetzet ſind, an den Verbre- chern vollſtrecken, auch jedermann die Geſetze zu halten zwingen ſol, der ſie nicht gutwillig halten wil; ſo muß ſie die Ge- walt haben in denen Staͤdten, Doͤrffern und Flecken Richter und in gantzen Pro- vincien Regierungen oder Obergerichte zu- beſtellen und ſie mit gnungſamen Die- nern, die man bey der Huͤlffe und Voll- ſtreckung der Straffe (§. 341.) noͤthig hat Wie die Obrig- keit machtig gemacht wird. G g 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/489
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 471. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/489>, abgerufen am 19.05.2024.