was in diesem Falle der Billigkeit gemäß sey, solte man dieses an den Landes-Her- ren berichten, damit die Entscheidung von ihm confirmiret würde. Wäre nun die- ses geschehen, so würde sie nachmahls mit den Umbständen des dazu gehörigen Fal- les in das Gesetz-Buch eingetragen, damit man künfftig, wenn er wieder vorkom- met, sich darnach richten sol. Auf sol- che Weise würden die Gesetze nach und nach immer besser erläutert werden, und niemand zu klagen Ursache finden, daß ihm durch Rechte zuviel geschähe.
§. 413.
Weil alle Gesetze dahin gehen,Mit was für Von- sichtig- keit rem de Gesetze anzuneh- men. daß die gemeine Wohlfahrt und Sicher- heit erhalten wird (§. 215); so müssen sie nach dem Zustande des gemeinen Wesens eingerichtet werden. Derowegen wenn der Zustand desselben sich ändert; so kön- nen auch nicht mehr die alten Gesetze gut bleiben, und dannenhero muß man gleich- fals mit ihnen eine Aenderung vornehmen. Und aus eben dieser Ursache lassen sich nicht fremde Gesetze ohne Unterscheid annehmen, wenn sie gleich an ihrem Orte sehr nützlich befunden werden. Derowegen wenn man fremde Gesetze annehmen wil, so hat man für allen Dingen den Zustand des gemei- nen Wesens an demjenigen Orte zu unter- suchen, wo sie üblich sind, und daraus den Grund derselben zu erforschen. Jst
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Geſetzen.
was in dieſem Falle der Billigkeit gemaͤß ſey, ſolte man dieſes an den Landes-Her- ren berichten, damit die Entſcheidung von ihm confirmiret wuͤrde. Waͤre nun die- ſes geſchehen, ſo wuͤrde ſie nachmahls mit den Umbſtaͤnden des dazu gehoͤrigen Fal- les in das Geſetz-Buch eingetragen, damit man kuͤnfftig, wenn er wieder vorkom- met, ſich darnach richten ſol. Auf ſol- che Weiſe wuͤrden die Geſetze nach und nach immer beſſer erlaͤutert werden, und niemand zu klagen Urſache finden, daß ihm durch Rechte zuviel geſchaͤhe.
§. 413.
Weil alle Geſetze dahin gehen,Mit was fuͤr Von- ſichtig- keit rem de Geſetze anzuneh- men. daß die gemeine Wohlfahrt und Sicher- heit erhalten wird (§. 215); ſo muͤſſen ſie nach dem Zuſtande des gemeinen Weſens eingerichtet werden. Derowegen wenn der Zuſtand deſſelben ſich aͤndert; ſo koͤn- nen auch nicht mehr die alten Geſetze gut bleiben, und dannenhero muß man gleich- fals mit ihnen eine Aenderung vornehmen. Und aus eben dieſer Urſache laſſen ſich nicht fremde Geſetze ohne Unterſcheid annehmen, wenn ſie gleich an ihrem Orte ſehr nuͤtzlich befunden werden. Derowegen wenn man fremde Geſetze annehmen wil, ſo hat man fuͤr allen Dingen den Zuſtand des gemei- nen Weſens an demjenigen Orte zu unter- ſuchen, wo ſie uͤblich ſind, und daraus den Grund derſelben zu erforſchen. Jſt
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Geſetzen.
was in dieſem Falle der Billigkeit gemaͤß
ſey, ſolte man dieſes an den Landes-Her-
ren berichten, damit die Entſcheidung von
ihm confirmiret wuͤrde. Waͤre nun die-
ſes geſchehen, ſo wuͤrde ſie nachmahls mit
den Umbſtaͤnden des dazu gehoͤrigen Fal-
les in das Geſetz-Buch eingetragen, damit
man kuͤnfftig, wenn er wieder vorkom-
met, ſich darnach richten ſol. Auf ſol-
che Weiſe wuͤrden die Geſetze nach und
nach immer beſſer erlaͤutert werden, und
niemand zu klagen Urſache finden, daß ihm
durch Rechte zuviel geſchaͤhe.
§. 413.Weil alle Geſetze dahin gehen,
daß die gemeine Wohlfahrt und Sicher-
heit erhalten wird (§. 215); ſo muͤſſen ſie
nach dem Zuſtande des gemeinen Weſens
eingerichtet werden. Derowegen wenn
der Zuſtand deſſelben ſich aͤndert; ſo koͤn-
nen auch nicht mehr die alten Geſetze gut
bleiben, und dannenhero muß man gleich-
fals mit ihnen eine Aenderung vornehmen.
Und aus eben dieſer Urſache laſſen ſich nicht
fremde Geſetze ohne Unterſcheid annehmen,
wenn ſie gleich an ihrem Orte ſehr nuͤtzlich
befunden werden. Derowegen wenn man
fremde Geſetze annehmen wil, ſo hat man
fuͤr allen Dingen den Zuſtand des gemei-
nen Weſens an demjenigen Orte zu unter-
ſuchen, wo ſie uͤblich ſind, und daraus
den Grund derſelben zu erforſchen. Jſt
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Mit was
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anzuneh-
men.
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/441>, abgerufen am 25.11.2024.
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