Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

des gemeinen Wesens.
Betrügen und Stehlen legen, müssen
Zucht- und Arbeit- Häuser angeleget
werden, da man sie zur Arbeit mit Schlä-
gen und Drohungen, oder auch sonst har-
ten Worten zwingen und für den verdien-
ten Lohn nöthigen Unterhalt verschaffen
kan. Man hat aber auch davor Sorge
zu tragen, daß man Arbeit genung in sol-
che Arbeit-Häuser bekommen kan. Wenn
Leute sind, die gerne arbeiten wollen, wenn
sie nur Arbeit bekommen können; so hat
man darauf zu sehen, wie man ihnen Ar-
beit verschaffe: wohin dasjenige gehöret,
was schon oben (§. 279 & seq.) ausgefüh-
ret worden. Für Leute, die gantz unver-
mögend sind zu arbeiten, und keine Freun-
de haben, die sie versorgen können, müs-
sen Hospitäler aufgerichtet werden, dar-
innen man ihnen nach Nothdurfft Unter-
halt giebet: wohin auch die Kinder-Ho-
spitäler
gehören, darinnen unmündige
Waysen erzogen werden, deren Anver-
wandten nicht in dem Stande sind, sie zu
erziehen. Für Leute, die entweder Alters
halber, oder aus Gebrechlichkeit und
Schwachheit nicht so viel arbeiten können
als ihre Nothdurfft erfordert, müssen Ar-
men-Häuser
aufgerichtet werden, da
man ihnen nach ihrem Vermögen zu ar-
beiten giebet und ihnen Unterhalt verschaf-
fet. Hieher gehören auch auf gewisse mas-

sen

des gemeinen Weſens.
Betruͤgen und Stehlen legen, muͤſſen
Zucht- und Arbeit- Haͤuſer angeleget
werden, da man ſie zur Arbeit mit Schlaͤ-
gen und Drohungen, oder auch ſonſt har-
ten Worten zwingen und fuͤr den verdien-
ten Lohn noͤthigen Unterhalt verſchaffen
kan. Man hat aber auch davor Sorge
zu tragen, daß man Arbeit genung in ſol-
che Arbeit-Haͤuſer bekommen kan. Wenn
Leute ſind, die gerne arbeiten wollen, wenn
ſie nur Arbeit bekommen koͤnnen; ſo hat
man darauf zu ſehen, wie man ihnen Ar-
beit verſchaffe: wohin dasjenige gehoͤret,
was ſchon oben (§. 279 & ſeq.) ausgefuͤh-
ret worden. Fuͤr Leute, die gantz unver-
moͤgend ſind zu arbeiten, und keine Freun-
de haben, die ſie verſorgen koͤnnen, muͤſ-
ſen Hoſpitaͤler aufgerichtet werden, dar-
innen man ihnen nach Nothdurfft Unter-
halt giebet: wohin auch die Kinder-Ho-
ſpitaͤler
gehoͤren, darinnen unmuͤndige
Wayſen erzogen werden, deren Anver-
wandten nicht in dem Stande ſind, ſie zu
erziehen. Fuͤr Leute, die entweder Alters
halber, oder aus Gebrechlichkeit und
Schwachheit nicht ſo viel arbeiten koͤnnen
als ihre Nothdurfft erfordert, muͤſſen Ar-
men-Haͤuſer
aufgerichtet werden, da
man ihnen nach ihrem Vermoͤgen zu ar-
beiten giebet und ihnen Unterhalt verſchaf-
fet. Hieher gehoͤren auch auf gewiſſe maſ-

ſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0383" n="365"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">des gemeinen We&#x017F;ens.</hi></fw><lb/>
Betru&#x0364;gen und Stehlen legen, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/><hi rendition="#fr">Zucht-</hi> und <hi rendition="#fr">Arbeit- Ha&#x0364;u&#x017F;er</hi> angeleget<lb/>
werden, da man &#x017F;ie zur Arbeit mit Schla&#x0364;-<lb/>
gen und Drohungen, oder auch &#x017F;on&#x017F;t har-<lb/>
ten Worten zwingen und fu&#x0364;r den verdien-<lb/>
ten Lohn no&#x0364;thigen Unterhalt ver&#x017F;chaffen<lb/>
kan. Man hat aber auch davor Sorge<lb/>
zu tragen, daß man Arbeit genung in &#x017F;ol-<lb/>
che Arbeit-Ha&#x0364;u&#x017F;er bekommen kan. Wenn<lb/>
Leute &#x017F;ind, die gerne arbeiten wollen, wenn<lb/>
&#x017F;ie nur Arbeit bekommen ko&#x0364;nnen; &#x017F;o hat<lb/>
man darauf zu &#x017F;ehen, wie man ihnen Ar-<lb/>
beit ver&#x017F;chaffe: wohin dasjenige geho&#x0364;ret,<lb/>
was &#x017F;chon oben (§. 279 &amp; <hi rendition="#aq">&#x017F;eq.</hi>) ausgefu&#x0364;h-<lb/>
ret worden. Fu&#x0364;r Leute, die gantz unver-<lb/>
mo&#x0364;gend &#x017F;ind zu arbeiten, und keine Freun-<lb/>
de haben, die &#x017F;ie ver&#x017F;orgen ko&#x0364;nnen, mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en <hi rendition="#fr">Ho&#x017F;pita&#x0364;ler</hi> aufgerichtet werden, dar-<lb/>
innen man ihnen nach Nothdurfft Unter-<lb/>
halt giebet: wohin auch die <hi rendition="#fr">Kinder-Ho-<lb/>
&#x017F;pita&#x0364;ler</hi> geho&#x0364;ren, darinnen unmu&#x0364;ndige<lb/>
Way&#x017F;en erzogen werden, deren Anver-<lb/>
wandten nicht in dem Stande &#x017F;ind, &#x017F;ie zu<lb/>
erziehen. Fu&#x0364;r Leute, die entweder Alters<lb/>
halber, oder aus Gebrechlichkeit und<lb/>
Schwachheit nicht &#x017F;o viel arbeiten ko&#x0364;nnen<lb/>
als ihre Nothdurfft erfordert, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#fr">Ar-<lb/>
men-Ha&#x0364;u&#x017F;er</hi> aufgerichtet werden, da<lb/>
man ihnen nach ihrem Vermo&#x0364;gen zu ar-<lb/>
beiten giebet und ihnen Unterhalt ver&#x017F;chaf-<lb/>
fet. Hieher geho&#x0364;ren auch auf gewi&#x017F;&#x017F;e ma&#x017F;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;en</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[365/0383] des gemeinen Weſens. Betruͤgen und Stehlen legen, muͤſſen Zucht- und Arbeit- Haͤuſer angeleget werden, da man ſie zur Arbeit mit Schlaͤ- gen und Drohungen, oder auch ſonſt har- ten Worten zwingen und fuͤr den verdien- ten Lohn noͤthigen Unterhalt verſchaffen kan. Man hat aber auch davor Sorge zu tragen, daß man Arbeit genung in ſol- che Arbeit-Haͤuſer bekommen kan. Wenn Leute ſind, die gerne arbeiten wollen, wenn ſie nur Arbeit bekommen koͤnnen; ſo hat man darauf zu ſehen, wie man ihnen Ar- beit verſchaffe: wohin dasjenige gehoͤret, was ſchon oben (§. 279 & ſeq.) ausgefuͤh- ret worden. Fuͤr Leute, die gantz unver- moͤgend ſind zu arbeiten, und keine Freun- de haben, die ſie verſorgen koͤnnen, muͤſ- ſen Hoſpitaͤler aufgerichtet werden, dar- innen man ihnen nach Nothdurfft Unter- halt giebet: wohin auch die Kinder-Ho- ſpitaͤler gehoͤren, darinnen unmuͤndige Wayſen erzogen werden, deren Anver- wandten nicht in dem Stande ſind, ſie zu erziehen. Fuͤr Leute, die entweder Alters halber, oder aus Gebrechlichkeit und Schwachheit nicht ſo viel arbeiten koͤnnen als ihre Nothdurfft erfordert, muͤſſen Ar- men-Haͤuſer aufgerichtet werden, da man ihnen nach ihrem Vermoͤgen zu ar- beiten giebet und ihnen Unterhalt verſchaf- fet. Hieher gehoͤren auch auf gewiſſe maſ- ſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/383
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/383>, abgerufen am 04.05.2024.