keinen Mangel haben: und hat man hier- bey wohl acht zu haben, daß diese Wohl- thaten bloß denen zu statten kommen, die sie nöthig haben (§. 962 Mor.).
§. 881.
Weil aber unter allen Seu- chen und Kranckheiten einem Staate nichts gefährlicher ist als die Pest, mas- sen die Erfahrung lehret, daß dadurch vie- le tausende in kurtzer Zeit hingerafft wer- den, und solchergestalt ein Staat von Unterthanen gantz entblöset wird, auch kei- ne Seuche leichter als diese anstecket; so hat man am allermeisten zu sorgen, daß die Pest aus einem Staate wegbleibe, und woferne sie einreissen wil, diesem Ubel bey Zeiten vorzubeugen. Damit man nun verhüten kan, daß keine Pest entstehe; so hat man mit Fleiß die Ursachen zu unter- suchen, woher sie kommet. Wiederumb daß man ihr desto besser begegnen kan, so hat man den Verlauf derselben fleißig zu beobachten. Und zu diesem Ende sollte man die Historien von der Pest sorgfältig sammlen, und verständige Leute, abson- derlich erfahrne und geübte Medici, wel- che an Orten sich befunden, wo die Pest gewesen, sollten mit allen Umbständen, was vorgegangen, auf das genaueste be- schreiben. Nehmlich die Historien von der Pest geben den Grund zur Wissen- schafft davon, beyde aber zusammen den
Grund
des gemeinen Weſens.
keinen Mangel haben: und hat man hier- bey wohl acht zu haben, daß dieſe Wohl- thaten bloß denen zu ſtatten kommen, die ſie noͤthig haben (§. 962 Mor.).
§. 881.
Weil aber unter allen Seu- chen und Kranckheiten einem Staate nichts gefaͤhrlicher iſt als die Peſt, maſ- ſen die Erfahrung lehret, daß dadurch vie- le tauſende in kurtzer Zeit hingerafft wer- den, und ſolchergeſtalt ein Staat von Unterthanen gantz entbloͤſet wird, auch kei- ne Seuche leichter als dieſe anſtecket; ſo hat man am allermeiſten zu ſorgen, daß die Peſt aus einem Staate wegbleibe, und woferne ſie einreiſſen wil, dieſem Ubel bey Zeiten vorzubeugen. Damit man nun verhuͤten kan, daß keine Peſt entſtehe; ſo hat man mit Fleiß die Urſachen zu unter- ſuchen, woher ſie kommet. Wiederumb daß man ihr deſto beſſer begegnen kan, ſo hat man den Verlauf derſelben fleißig zu beobachten. Und zu dieſem Ende ſollte man die Hiſtorien von der Peſt ſorgfaͤltig ſammlen, und verſtaͤndige Leute, abſon- derlich erfahrne und geuͤbte Medici, wel- che an Orten ſich befunden, wo die Peſt geweſen, ſollten mit allen Umbſtaͤnden, was vorgegangen, auf das genaueſte be- ſchreiben. Nehmlich die Hiſtorien von der Peſt geben den Grund zur Wiſſen- ſchafft davon, beyde aber zuſammen den
Grund
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des gemeinen Weſens.
keinen Mangel haben: und hat man hier-
bey wohl acht zu haben, daß dieſe Wohl-
thaten bloß denen zu ſtatten kommen,
die ſie noͤthig haben (§. 962 Mor.).
§. 881.Weil aber unter allen Seu-
chen und Kranckheiten einem Staate
nichts gefaͤhrlicher iſt als die Peſt, maſ-
ſen die Erfahrung lehret, daß dadurch vie-
le tauſende in kurtzer Zeit hingerafft wer-
den, und ſolchergeſtalt ein Staat von
Unterthanen gantz entbloͤſet wird, auch kei-
ne Seuche leichter als dieſe anſtecket; ſo
hat man am allermeiſten zu ſorgen, daß
die Peſt aus einem Staate wegbleibe, und
woferne ſie einreiſſen wil, dieſem Ubel bey
Zeiten vorzubeugen. Damit man nun
verhuͤten kan, daß keine Peſt entſtehe; ſo
hat man mit Fleiß die Urſachen zu unter-
ſuchen, woher ſie kommet. Wiederumb
daß man ihr deſto beſſer begegnen kan, ſo
hat man den Verlauf derſelben fleißig zu
beobachten. Und zu dieſem Ende ſollte
man die Hiſtorien von der Peſt ſorgfaͤltig
ſammlen, und verſtaͤndige Leute, abſon-
derlich erfahrne und geuͤbte Medici, wel-
che an Orten ſich befunden, wo die Peſt
geweſen, ſollten mit allen Umbſtaͤnden,
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ſchreiben. Nehmlich die Hiſtorien von
der Peſt geben den Grund zur Wiſſen-
ſchafft davon, beyde aber zuſammen den
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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/369>, abgerufen am 25.11.2024.
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