Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.Cap. 3. Von der Einrichtung legenheiten, die man zu dergleichen Ergötz-lichkeiten geben kan. Es gehören hieher die Gärten, Spazierfahrten, Comödien und Tragödien, Spiele, Musicken, Tän- tze und was dergleichen mehr ist: von wel- chen allen ins besondere gar viel zu erin- nern wäre, wenn es unsere jetzige Gele- genheit leiden wolte. Und weil auch in der ersten Auferziehung gar viel daran gelegen, daß man nicht zu zärtlich erzogen und al- lerhand zu ver ragen abgehärtet werde; so hat man zu hierzu dienlichen Ubungen gute Anstalten zu machen. Es ist nehm- lich zu überlegen, was für Ungemach in den Verrichtungen des menschlichen Le- bens einem begegnen kan, und dergleichen zu vertragen muß man von Jugend auf nach und nach angewöhnet werden. Es ist wohl wahr, daß Eltern und diejenige, welche der Auferziehung der Kinder vor- stehen, in diesem Stücke das beste thun können; allein es finden sich doch auch in allen Fällen Gelegenheiten, durch öffent- liche Anstalten etwas diensames auszurich- ten. Man begreiffet über dieses ohne mein Erinnern, daß man im gemeinen Wefen nicht eher gute Anstalten wieder die Kranckheiten machen kan, als biß man weiß, aus was für Ursachen alle Arten der Kranckheiten entstehen. Und demnach wä- re viel daran gelegen, wenn man die Me- dicin
Cap. 3. Von der Einrichtung legenheiten, die man zu dergleichen Ergoͤtz-lichkeiten geben kan. Es gehoͤren hieher die Gaͤrten, Spazierfahrten, Comoͤdien und Tragoͤdien, Spiele, Muſicken, Taͤn- tze und was dergleichen mehr iſt: von wel- chen allen ins beſondere gar viel zu erin- nern waͤre, wenn es unſere jetzige Gele- genheit leiden wolte. Und weil auch in der erſten Auferziehung gar viel daran gelegen, daß man nicht zu zaͤrtlich erzogen und al- lerhand zu ver ragen abgehaͤrtet werde; ſo hat man zu hierzu dienlichen Ubungen gute Anſtalten zu machen. Es iſt nehm- lich zu uͤberlegen, was fuͤr Ungemach in den Verrichtungen des menſchlichen Le- bens einem begegnen kan, und dergleichen zu vertragen muß man von Jugend auf nach und nach angewoͤhnet werden. Es iſt wohl wahr, daß Eltern und diejenige, welche der Auferziehung der Kinder vor- ſtehen, in dieſem Stuͤcke das beſte thun koͤnnen; allein es finden ſich doch auch in allen Faͤllen Gelegenheiten, durch oͤffent- liche Anſtalten etwas dienſames auszurich- ten. Man begreiffet uͤber dieſes ohne mein Erinnern, daß man im gemeinen Wefen nicht eher gute Anſtalten wieder die Kranckheiten machen kan, als biß man weiß, aus was fuͤr Urſachen alle Arten der Kranckheiten entſtehen. Und demnach waͤ- re viel daran gelegen, wenn man die Me- dicin
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Cap. 3. Von der Einrichtung
legenheiten, die man zu dergleichen Ergoͤtz-
lichkeiten geben kan. Es gehoͤren hieher
die Gaͤrten, Spazierfahrten, Comoͤdien
und Tragoͤdien, Spiele, Muſicken, Taͤn-
tze und was dergleichen mehr iſt: von wel-
chen allen ins beſondere gar viel zu erin-
nern waͤre, wenn es unſere jetzige Gele-
genheit leiden wolte. Und weil auch in der
erſten Auferziehung gar viel daran gelegen,
daß man nicht zu zaͤrtlich erzogen und al-
lerhand zu ver ragen abgehaͤrtet werde;
ſo hat man zu hierzu dienlichen Ubungen
gute Anſtalten zu machen. Es iſt nehm-
lich zu uͤberlegen, was fuͤr Ungemach in
den Verrichtungen des menſchlichen Le-
bens einem begegnen kan, und dergleichen
zu vertragen muß man von Jugend auf
nach und nach angewoͤhnet werden. Es
iſt wohl wahr, daß Eltern und diejenige,
welche der Auferziehung der Kinder vor-
ſtehen, in dieſem Stuͤcke das beſte thun
koͤnnen; allein es finden ſich doch auch in
allen Faͤllen Gelegenheiten, durch oͤffent-
liche Anſtalten etwas dienſames auszurich-
ten. Man begreiffet uͤber dieſes ohne
mein Erinnern, daß man im gemeinen
Wefen nicht eher gute Anſtalten wieder
die Kranckheiten machen kan, als biß man
weiß, aus was fuͤr Urſachen alle Arten der
Kranckheiten entſtehen. Und demnach waͤ-
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