Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Cap 2. Von dem Ehestande.
men hat, dergleichen sonst für den Beyschlaff
mit dem Viehe nicht übrig bleibet; so ist es
besser daß man den Nahmen Sodomiterey
für diesen allein behält.

Hurerey
und Ehe-
bruch ist
dem Gese-
tze der
Natur
zu wider.
§. 26.

Eben so ist ferner klar, daß auch
der Beyschlaff einer Manns-Person mit ei-
ner Weibs-Person, welche der blossen
Wollust halber geschiehet, unzuläßig ist (§.
23). Wenn dieser Beyschlaff von ledigen
Personen geschiehet; nennet man ihn Hu-
rerey:
hingegen wenn er von zwey verehe-
lichten Personen, die nicht zu einander gehö-
ren, oder von einer verheyratheten und ledi-
gen Person geschiehet, ein Ehebruch. Und
demnach ist sowohl Hurerey als Ehebruch
dem Gesetze der Natur zuwieder.

Bey-
schlaff
mit einer
schwan-
geren
Frau ist
unrecht.
§. 27.

Auf gleiche Weise erhellet, daß
der Beyschlaff eines Mannes mit einer
schwangern Frau dem Gesetze der Natur zu-
wieder ist, indem dieser keine andere Absicht
als die blosse Lust haben kan. Jch weiß
wohl, daß man insgemein das Wiederspiel
glaubet: allein, wenn wir nach der Ver-
nunfft urtheilen sollen, können wir nicht an-
ders sagen, als es die Sache erfordert (§.
23. Polit & §. 369 Met.).

Was
Geilheit
ist/ und
warum
sie un-
recht.
§. 28.

Die Begierde aus dem Beyschlaf-
fe und was ihm verwandt ist, Lust zu ge-
niessen, wird Geilheit genennet: da nun
der Beyschlaff und was ihm verwandt ist,
der blossen Lust halber nicht vorgenommen

wer-

Cap 2. Von dem Eheſtande.
men hat, dergleichen ſonſt fuͤr den Beyſchlaff
mit dem Viehe nicht uͤbrig bleibet; ſo iſt es
beſſer daß man den Nahmen Sodomiterey
fuͤr dieſen allein behaͤlt.

Hurerey
und Ehe-
bruch iſt
dem Geſe-
tze der
Natur
zu wider.
§. 26.

Eben ſo iſt ferner klar, daß auch
der Beyſchlaff einer Manns-Perſon mit ei-
ner Weibs-Perſon, welche der bloſſen
Wolluſt halber geſchiehet, unzulaͤßig iſt (§.
23). Wenn dieſer Beyſchlaff von ledigen
Perſonen geſchiehet; nennet man ihn Hu-
rerey:
hingegen wenn er von zwey verehe-
lichten Perſonen, die nicht zu einander gehoͤ-
ren, oder von einer verheyratheten und ledi-
gen Perſon geſchiehet, ein Ehebruch. Und
demnach iſt ſowohl Hurerey als Ehebruch
dem Geſetze der Natur zuwieder.

Bey-
ſchlaff
mit einer
ſchwan-
geren
Frau iſt
unrecht.
§. 27.

Auf gleiche Weiſe erhellet, daß
der Beyſchlaff eines Mannes mit einer
ſchwangern Frau dem Geſetze der Natur zu-
wieder iſt, indem dieſer keine andere Abſicht
als die bloſſe Luſt haben kan. Jch weiß
wohl, daß man insgemein das Wiederſpiel
glaubet: allein, wenn wir nach der Ver-
nunfft urtheilen ſollen, koͤnnen wir nicht an-
ders ſagen, als es die Sache erfordert (§.
23. Polit & §. 369 Met.).

Was
Geilheit
iſt/ und
warum
ſie un-
recht.
§. 28.

Die Begierde aus dem Beyſchlaf-
fe und was ihm verwandt iſt, Luſt zu ge-
nieſſen, wird Geilheit genennet: da nun
der Beyſchlaff und was ihm verwandt iſt,
der bloſſen Luſt halber nicht vorgenommen

wer-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0034" n="16"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Cap 2. Von dem Ehe&#x017F;tande.</hi></fw><lb/>
men hat, dergleichen &#x017F;on&#x017F;t fu&#x0364;r den Bey&#x017F;chlaff<lb/>
mit dem Viehe nicht u&#x0364;brig bleibet; &#x017F;o i&#x017F;t es<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er daß man den Nahmen Sodomiterey<lb/>
fu&#x0364;r die&#x017F;en allein beha&#x0364;lt.</p><lb/>
              <note place="left">Hurerey<lb/>
und Ehe-<lb/>
bruch i&#x017F;t<lb/>
dem Ge&#x017F;e-<lb/>
tze der<lb/>
Natur<lb/>
zu wider.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 26.</head>
              <p>Eben &#x017F;o i&#x017F;t ferner klar, daß auch<lb/>
der Bey&#x017F;chlaff einer Manns-Per&#x017F;on mit ei-<lb/>
ner Weibs-Per&#x017F;on, welche der blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Wollu&#x017F;t halber ge&#x017F;chiehet, unzula&#x0364;ßig i&#x017F;t (§.<lb/>
23). Wenn die&#x017F;er Bey&#x017F;chlaff von ledigen<lb/>
Per&#x017F;onen ge&#x017F;chiehet; nennet man ihn <hi rendition="#fr">Hu-<lb/>
rerey:</hi> hingegen wenn er von zwey verehe-<lb/>
lichten Per&#x017F;onen, die nicht zu einander geho&#x0364;-<lb/>
ren, oder von einer verheyratheten und ledi-<lb/>
gen Per&#x017F;on ge&#x017F;chiehet, ein <hi rendition="#fr">Ehebruch.</hi> Und<lb/>
demnach i&#x017F;t &#x017F;owohl Hurerey als Ehebruch<lb/>
dem Ge&#x017F;etze der Natur zuwieder.</p><lb/>
              <note place="left">Bey-<lb/>
&#x017F;chlaff<lb/>
mit einer<lb/>
&#x017F;chwan-<lb/>
geren<lb/>
Frau i&#x017F;t<lb/>
unrecht.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 27.</head>
              <p>Auf gleiche Wei&#x017F;e erhellet, daß<lb/>
der Bey&#x017F;chlaff eines Mannes mit einer<lb/>
&#x017F;chwangern Frau dem Ge&#x017F;etze der Natur zu-<lb/>
wieder i&#x017F;t, indem die&#x017F;er keine andere Ab&#x017F;icht<lb/>
als die blo&#x017F;&#x017F;e Lu&#x017F;t haben kan. Jch weiß<lb/>
wohl, daß man insgemein das Wieder&#x017F;piel<lb/>
glaubet: allein, wenn wir nach der Ver-<lb/>
nunfft urtheilen &#x017F;ollen, ko&#x0364;nnen wir nicht an-<lb/>
ders &#x017F;agen, als es die Sache erfordert (§.<lb/>
23. <hi rendition="#aq">Polit &amp; §. 369 Met.</hi>).</p><lb/>
              <note place="left">Was<lb/>
Geilheit<lb/>
i&#x017F;t/ und<lb/>
warum<lb/>
&#x017F;ie un-<lb/>
recht.</note>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 28.</head>
              <p>Die Begierde aus dem Bey&#x017F;chlaf-<lb/>
fe und was ihm verwandt i&#x017F;t, Lu&#x017F;t zu ge-<lb/>
nie&#x017F;&#x017F;en, wird <hi rendition="#fr">Geilheit</hi> genennet: da nun<lb/>
der Bey&#x017F;chlaff und was ihm verwandt i&#x017F;t,<lb/>
der blo&#x017F;&#x017F;en Lu&#x017F;t halber nicht vorgenommen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wer-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0034] Cap 2. Von dem Eheſtande. men hat, dergleichen ſonſt fuͤr den Beyſchlaff mit dem Viehe nicht uͤbrig bleibet; ſo iſt es beſſer daß man den Nahmen Sodomiterey fuͤr dieſen allein behaͤlt. §. 26.Eben ſo iſt ferner klar, daß auch der Beyſchlaff einer Manns-Perſon mit ei- ner Weibs-Perſon, welche der bloſſen Wolluſt halber geſchiehet, unzulaͤßig iſt (§. 23). Wenn dieſer Beyſchlaff von ledigen Perſonen geſchiehet; nennet man ihn Hu- rerey: hingegen wenn er von zwey verehe- lichten Perſonen, die nicht zu einander gehoͤ- ren, oder von einer verheyratheten und ledi- gen Perſon geſchiehet, ein Ehebruch. Und demnach iſt ſowohl Hurerey als Ehebruch dem Geſetze der Natur zuwieder. §. 27.Auf gleiche Weiſe erhellet, daß der Beyſchlaff eines Mannes mit einer ſchwangern Frau dem Geſetze der Natur zu- wieder iſt, indem dieſer keine andere Abſicht als die bloſſe Luſt haben kan. Jch weiß wohl, daß man insgemein das Wiederſpiel glaubet: allein, wenn wir nach der Ver- nunfft urtheilen ſollen, koͤnnen wir nicht an- ders ſagen, als es die Sache erfordert (§. 23. Polit & §. 369 Met.). §. 28.Die Begierde aus dem Beyſchlaf- fe und was ihm verwandt iſt, Luſt zu ge- nieſſen, wird Geilheit genennet: da nun der Beyſchlaff und was ihm verwandt iſt, der bloſſen Luſt halber nicht vorgenommen wer-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/34
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/34>, abgerufen am 25.04.2024.