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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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des gemeinen Wesens.
mit man desto weniger zweiffeln darff, daß
der Ubelthäter dieses alles verbrochen, was
man ihm Schuld giebet, und um deßwil-
len er auf diese Art gestraffet wird; so sol
man ihm öffentlich vor der Menge alles
vorhalten, was er gethan, und ihn darauf
antworten lassen, ob er es geständig ist o-
der nicht, und ihm nach diesem andeuten,
was er vor eine Straffe zu gewarten ha-
be, auch aus den Umständen seines Ver-
brechens den Grund anzeigen, warum die
Straffe in diesem oder jenem Grade ihm
auferleget wird, oder auch in einem und
dem andern eine Linderung geschiehet. Und
dieses ist es, welches man die Verurthei-
lung
zum Tode zu nennen pfleget.

§. 351.

Da eine grosse Menge dasWarum
der Ubel-
thater
durch ei-
nen wei-
ten Weg
zum Ge-
richte zu
führen.

klägliche Bezeigen des Ubelthäters so wol
bey der Ausführung, als auf der Gerichts-
stäte sehen sol (§. 349); so sol die Ge-
richtsstete von dem Orte, wo er verurthei-
let wird, weit abliegen, damit er durch
viele Leute bequem kan durchgeführet wer-
den, auch ihm dadurch die Angst des To-
des gemehret wird und er durch seine er-
bärmliche Gestalt einen desto grösseren
Eindruck in das Gemüthe der Zuschauer
machet. Es erfordert dieses auch die ü-
brige Beschaffenheit der Sache. Denn
die Verurtheilung sol an dem Orte gesche-
hen, wo Gerichte gehalten wird, das ist,

bey
T 3

des gemeinen Weſens.
mit man deſto weniger zweiffeln darff, daß
der Ubelthaͤter dieſes alles verbrochen, was
man ihm Schuld giebet, und um deßwil-
len er auf dieſe Art geſtraffet wird; ſo ſol
man ihm oͤffentlich vor der Menge alles
vorhalten, was er gethan, und ihn darauf
antworten laſſen, ob er es geſtaͤndig iſt o-
der nicht, und ihm nach dieſem andeuten,
was er vor eine Straffe zu gewarten ha-
be, auch aus den Umſtaͤnden ſeines Ver-
brechens den Grund anzeigen, warum die
Straffe in dieſem oder jenem Grade ihm
auferleget wird, oder auch in einem und
dem andern eine Linderung geſchiehet. Und
dieſes iſt es, welches man die Verurthei-
lung
zum Tode zu nennen pfleget.

§. 351.

Da eine groſſe Menge dasWarum
der Ubel-
thater
durch ei-
nen wei-
ten Weg
zum Ge-
richte zu
fuͤhren.

klaͤgliche Bezeigen des Ubelthaͤters ſo wol
bey der Ausfuͤhrung, als auf der Gerichts-
ſtaͤte ſehen ſol (§. 349); ſo ſol die Ge-
richtsſtete von dem Orte, wo er verurthei-
let wird, weit abliegen, damit er durch
viele Leute bequem kan durchgefuͤhret wer-
den, auch ihm dadurch die Angſt des To-
des gemehret wird und er durch ſeine er-
baͤrmliche Geſtalt einen deſto groͤſſeren
Eindruck in das Gemuͤthe der Zuſchauer
machet. Es erfordert dieſes auch die uͤ-
brige Beſchaffenheit der Sache. Denn
die Verurtheilung ſol an dem Orte geſche-
hen, wo Gerichte gehalten wird, das iſt,

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T 3
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[293/0311] des gemeinen Weſens. mit man deſto weniger zweiffeln darff, daß der Ubelthaͤter dieſes alles verbrochen, was man ihm Schuld giebet, und um deßwil- len er auf dieſe Art geſtraffet wird; ſo ſol man ihm oͤffentlich vor der Menge alles vorhalten, was er gethan, und ihn darauf antworten laſſen, ob er es geſtaͤndig iſt o- der nicht, und ihm nach dieſem andeuten, was er vor eine Straffe zu gewarten ha- be, auch aus den Umſtaͤnden ſeines Ver- brechens den Grund anzeigen, warum die Straffe in dieſem oder jenem Grade ihm auferleget wird, oder auch in einem und dem andern eine Linderung geſchiehet. Und dieſes iſt es, welches man die Verurthei- lung zum Tode zu nennen pfleget. §. 351.Da eine groſſe Menge das klaͤgliche Bezeigen des Ubelthaͤters ſo wol bey der Ausfuͤhrung, als auf der Gerichts- ſtaͤte ſehen ſol (§. 349); ſo ſol die Ge- richtsſtete von dem Orte, wo er verurthei- let wird, weit abliegen, damit er durch viele Leute bequem kan durchgefuͤhret wer- den, auch ihm dadurch die Angſt des To- des gemehret wird und er durch ſeine er- baͤrmliche Geſtalt einen deſto groͤſſeren Eindruck in das Gemuͤthe der Zuſchauer machet. Es erfordert dieſes auch die uͤ- brige Beſchaffenheit der Sache. Denn die Verurtheilung ſol an dem Orte geſche- hen, wo Gerichte gehalten wird, das iſt, bey Warum der Ubel- thater durch ei- nen wei- ten Weg zum Ge- richte zu fuͤhren. T 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/311>, abgerufen am 25.11.2024.