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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

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des gemeinen Wesens.
Pachter nicht übersetzt, auch nach vollbrach-
tem Pachte bey dessen Endigung kein Streit
entstehet, ob alles in dem Stande wieder
überlieffert wird, wie sichs gebühret. Wer
bedencket, was vorhin (§. 336) zum Be-
weise vorgebracht, und anderswo (§. 956
& seq. Mor.) von dem Pachte erwiesen
worden; der wird nach keinem Beweise
weiter fragen.

§. 340.

Nemlich da man in allen Ver-Und ü-
berhaupt
in Ver-
trägen.

gleichen und Verträgen gerecht seyn sol
(§. 1023 Mor.); so hat man dafür zu sor-
gen, daß es überall gerecht zugehen möge,
und ein jeder bekomme, was ihm gehöret
(§. cit.).

§. 341.

Es ist freylich wahr, daß dieWie man
imgemei-
nen We
sen die
Unter-
thanen
verbin
der.

Menschen zu allem diesem, was bisher (§.
330 & seq.) erfordert worden, von Natur
verbunden sind, wie ich in den Gedancken
von der Menschen Thun und Lassen erwie-
sen: Allein da die natürliche Verbindlich-
keit nicht hinlänglich ist, sie zu Erfüllung
dieser und anderer Pflichten zu bringen;
so muß noch eine neue Verbindlichkeit im
gemeinen Wesen dazu kommen, die da
durchdringet, wo die natürliche unkräfftig
erfunden wird. Es kan aber diese Ver-
bindlichkeit auf zweyerley Weise bewerck-
stelliget werden, theils wenn man auf die
Ubertretung dessen, was man geordnet,
Straffen setzet, oder auch mit desselben

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des gemeinen Weſens.
Pachter nicht uͤberſetzt, auch nach vollbrach-
tem Pachte bey deſſen Endigung kein Streit
entſtehet, ob alles in dem Stande wieder
uͤberlieffert wird, wie ſichs gebuͤhret. Wer
bedencket, was vorhin (§. 336) zum Be-
weiſe vorgebracht, und anderswo (§. 956
& ſeq. Mor.) von dem Pachte erwieſen
worden; der wird nach keinem Beweiſe
weiter fragen.

§. 340.

Nemlich da man in allen Ver-Und uͤ-
beꝛhaupt
in Ver-
traͤgen.

gleichen und Vertraͤgen gerecht ſeyn ſol
(§. 1023 Mor.); ſo hat man dafuͤr zu ſor-
gen, daß es uͤberall gerecht zugehen moͤge,
und ein jeder bekomme, was ihm gehoͤret
(§. cit.).

§. 341.

Es iſt freylich wahr, daß dieWie man
imgemei-
nen We
ſen die
Unter-
thanen
verbin
der.

Menſchen zu allem dieſem, was bisher (§.
330 & ſeq.) erfordert worden, von Natur
verbunden ſind, wie ich in den Gedancken
von der Menſchen Thun und Laſſen erwie-
ſen: Allein da die natuͤrliche Verbindlich-
keit nicht hinlaͤnglich iſt, ſie zu Erfuͤllung
dieſer und anderer Pflichten zu bringen;
ſo muß noch eine neue Verbindlichkeit im
gemeinen Weſen dazu kommen, die da
durchdringet, wo die natuͤrliche unkraͤfftig
erfunden wird. Es kan aber dieſe Ver-
bindlichkeit auf zweyerley Weiſe bewerck-
ſtelliget werden, theils wenn man auf die
Ubertretung deſſen, was man geordnet,
Straffen ſetzet, oder auch mit deſſelben

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[281/0299] des gemeinen Weſens. Pachter nicht uͤberſetzt, auch nach vollbrach- tem Pachte bey deſſen Endigung kein Streit entſtehet, ob alles in dem Stande wieder uͤberlieffert wird, wie ſichs gebuͤhret. Wer bedencket, was vorhin (§. 336) zum Be- weiſe vorgebracht, und anderswo (§. 956 & ſeq. Mor.) von dem Pachte erwieſen worden; der wird nach keinem Beweiſe weiter fragen. §. 340.Nemlich da man in allen Ver- gleichen und Vertraͤgen gerecht ſeyn ſol (§. 1023 Mor.); ſo hat man dafuͤr zu ſor- gen, daß es uͤberall gerecht zugehen moͤge, und ein jeder bekomme, was ihm gehoͤret (§. cit.). Und uͤ- beꝛhaupt in Ver- traͤgen. §. 341.Es iſt freylich wahr, daß die Menſchen zu allem dieſem, was bisher (§. 330 & ſeq.) erfordert worden, von Natur verbunden ſind, wie ich in den Gedancken von der Menſchen Thun und Laſſen erwie- ſen: Allein da die natuͤrliche Verbindlich- keit nicht hinlaͤnglich iſt, ſie zu Erfuͤllung dieſer und anderer Pflichten zu bringen; ſo muß noch eine neue Verbindlichkeit im gemeinen Weſen dazu kommen, die da durchdringet, wo die natuͤrliche unkraͤfftig erfunden wird. Es kan aber dieſe Ver- bindlichkeit auf zweyerley Weiſe bewerck- ſtelliget werden, theils wenn man auf die Ubertretung deſſen, was man geordnet, Straffen ſetzet, oder auch mit deſſelben Er- Wie man imgemei- nen We ſen die Unter- thanen verbin der. S 5

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/299>, abgerufen am 07.05.2024.